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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Herzschläge zusammen. Erst als sie wieder ruhig war, packte sie eine der kleinen Zangen. Dann nahm Tsiaa eine Kohle aus dem Becken. Vorsichtig drückte sie die glühende Kohle gegen das verräterische Geburtsmal und ließ sie einen langen Augenblick dort verharren.
    Das Kind schrie. Ein Wimmern, das sie nicht aufhalten konnte, entrang sich Shei-Luins Lippen.
    Zange und Kohle fielen mit dem Klirren eines Scharfrichterschwerts zu Boden.
    »Herrin«, sagte Tsiaa tonlos. Sie erhob sich. Ihr Gesicht war grau; sie durchquerte das Zimmer wie eine Schlafwandlerin und reichte den weinenden Jungen seiner Mutter. Von draußen war ein entferntes Donnergrollen zu hören. »Herrin, ich bedauere meine Ungeschicklichkeit. Ich habe nur versucht, die Lampe wieder zu entzünden, die ausgegangen ist, als der Wind die Fensterläden aufriß. Aber der Boden bebte, und ich bin gestolpert und – zieht ihn groß, Herrin …« Eine sanfte Hand streichelte den flaumbedeckten Kopf. »Erzieht ihn zu einem guten Mann, einem starken Schild für den Rücken seines Bruders.« Sie sank zu Boden, die Augen geschlossen, und faltete die Hände im Schoß.
    »Das werde ich tun. Ich danke dir«, sagte Shei-Luin leise. »Ich danke dir, meine Freundin.« Sie nahm den Sohn an ihre Brust. Sie – und er – waren in Sicherheit.
    Ein letzter Blitz erhellte Tsiaas Gesicht. Es war bereits das Gesicht einer Leiche.
    Pah-ko war trotz seiner schmerzenden Knochen niedergekniet und wiegte sein Orakel in väterlichen Armen. »Hodai«, rief er sanft. »Hodai.«
    Der Junge öffnete die Augen, aber er starrte ins Leere. Hodai befand sich immer noch in Trance. Worte, so schwach wie der Schlag eines Schmetterlingsflügels, drangen ihm über die Lippen; es war die Stimme des Phönix, aber Pah-ko hatte sie nie so schwach vernommen.
    »Der Weg ist offen. Folgt ihm.« Die Augen schlossen sich wieder, und Hodai schlief ein.
    Pah-ko runzelte die Stirn. Welcher Weg? dachte er verwirrt.
    Und dann riß er die Augen weit auf. Aber selbstverständlich! Der Weg!
    Und das war das Wort des Phönix.
    Es war immer dasselbe im Garten des Ewigen Frühlings, dachte Yesuin. Blumen erblühten und verwelkten, grüne Blätter wurden braun und Fielen zu Boden, aber es geschah nie zur selben Zeit, nie war der gesamte Garten winterlich karg und braun. Es gab immer wieder frische Knospen, die an die Stelle jener traten, die verwelkt waren. In weiter Ferne hörte er, wie ein Gewitter tobte, aber nicht hier. Der Himmel über dem Garten war so blau wie eh und je.
    Er schaute aus dem Pavillon heraus, wo er mit Xiane über einem Spiel Ulim-Choi saß. Zwei Tigerschmetterlinge flatterten vorbei, tanzten von Blüte zu Blüte. Irgendwo weiter im Garten sang ein Vogel vergnügt.
    Jedesmal, wenn er im Garten war, sah und hörte er dasselbe, oder zumindest etwas sehr Ähnliches. Es bedrückte ihn. Nichts veränderte sich.
    Besonders nicht Shei-Luin. Er fragte sich, ob sie ihm je verzeihen würde, daß er Xiane ermutigt hatte, dem Weg zu folgen. Vielleicht, wenn er es versuchte, nachdem sie zurückgekehrt war, würde sie endlich nachgeben und die Geheimtür zu ihrer Kammer wieder entriegeln …
    Hör auf, dich zu belügen. Eine Frau, die ein Land opfern würde, um ihre Kinder zu retten, würde auch dich opfern.
    Yesuin seufzte und wandte sich wieder dem Spiel zu.
    Xiane starrte heftig grimassierend auf das runde Spielbrett und brütete über seinem nächsten Zug. Yesuin sah, wie sein finsterer Blick hierhin und dorthin zuckte, Möglichkeiten suchte, Züge gegeneinander abwog.
    »Ha!« sagte der Kaiser schließlich. Er strahlte und klatschte vergnügt in die Hände. »Sieh, ob du das schlagen kannst, Vetter! Ich – was ist? Ich habe doch gesagt, daß man uns nicht stören solle.«
    Das letztere galt einem jungen Mann, der die braune Pferdehaarpeitsche eines Kavallerieoffiziers in der Hand trug. In der anderen hatte er eine versiegelte Botschaft.
    Erschüttert riß Yesuin seine Gedanken aus dem grauen Sumpf zurück, in dem er sich in der letzten Zeit so oft gesuhlt hatte. Phönix! Er hätte den Mann viel eher bemerken müssen! Was, wenn es ein Attentäter gewesen wäre?
    Der junge Offizier erbleichte. Er blieb stehen und verbeugte sich, dann kam er näher, als könne jeder Schritt sein letzter sein. »Ich bitte um Verzeihung, Erlauchter Phönixherrscher«, sagte er, als er den Pavillon betrat. »Und die Eunuchen haben versucht, mich aufzuhalten, aber Ihr habt sie einmal angewiesen, alle Nachrichten von General

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