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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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halb Hexe, halb Dämonin; ihr dünnes graues Haar peitschte über knochige Schultern, die mit den Fellen von Wölfen und Wildkatzen umhüllt waren. V’Choun gab keinen Laut von sich, aber Ghullas milchige, blicklose Augen wandten sich ihm ohne jedes Zögern zu. Rings um sich hörte V’Choun das Gemurmel des Bannspruchs gegen den bösen Blick.
    »General V’Choun«, sagte sie mit ihrer gackernden Stimme. »Alter Feind. Noch einmal begegnen wir uns.«
    V’Choun grüßte sie. »Ein ehrlicher Feind«, sagte er, »ist wahrer als ein falscher Freund.«
    Wieder gab Ghulla dieses Gackern von sich. »Für einen Welpen zeigst du große Weisheit«, sagte sie. »Ich habe Hoffnung für dich – besonders, da du jetzt hier bist.«
    »Ihr wißt also, weshalb.«
    »Selbstverständlich.« Das arrogante Selbstvertrauen in diesem Wort hätte einen Ochsenkarren zum Überfluß füllen können. Aber darunter hörte V’Choun, der seine eigenen Erfahrungen mit allem hatte, was an einem kaiserlichen Hof nicht gesagt wurde, einen Hauch Unsicherheit. Ghulla sah also einen Teil, aber nicht alles. Und es war das, was sie nicht sah, das V’Choun angst machte. Es gab allerdings kaum etwas, was er gegen Schatten tun konnte.
    Das geisterhafte Flöten wurde lauter. Dann erschien durch einen Trick des Nebels – oder Ghullas Zauberei – an einer Stelle, wo V’Choun zuvor nur Nebelschwaden über dem Gras gesehen hatte, im nächsten Augenblick die Vorhut der Zharmatianer.
    Zwanzig junge Krieger, Männer und Frauen, bis an die Zähne bewaffnet, standen ihm gegenüber. Aber sie hatten die Bögen in den Kästen gelassen, und jeder trug in der Hand einen langen Stock, an dem ein weißer Pferdeschweif hing. Sie saßen aufrecht und reglos im Sattel, während ihre Pferde sich in langsamem Trab näherten.
    Hinter sich hörte General V’Choun die dumme Bemerkung eines Idioten über die Art von Krieg, die dieser Mann gegen »Frauen, die Soldat spielen« führen wollte. Es gab ein festes Klatschen, und dann ertönte ein heiseres Flüstern. »Solltest du jemals Zharmatianern im Kampf gegenüberstehen, du Pferdearsch, bete, daß es die Männer sind, die dich gefangennehmen! Und nun halt dein dreckiges Maul – ich hänge irgendwie an meinen Eiern!«
    Auf ein Zeichen, das V’Choun nicht bemerkt hatte, teilte sich die Truppe plötzlich und öffnete einen Gang in ihrer Mitte.
    Durch diese Öffnung ritt Oduin, Temur der Zharmatianer; zu seiner Linken, um seine Schildseite zu bewachen, ritt sein ältester Sohn Yemal. Zu seiner Rechten, am Ehrenplatz unter dem Schutz des eigenen Schwertes des Temur, ritt der verbannte Fürst Kirano. Sie blieben bei Ghulla stehen, so daß sie nun zu Kiranos Rechter saß.
    V’Choun verbeugte sich tief im Sattel, um zu verbergen, wie schockiert er war.
    Er hatte nicht geahnt, daß Oduin so krank war! Phönix, der Mann sah aus wie der leibhaftige Tod. Oduins Gesicht war ausgemergelt und grau; der Schmerz hatte tiefe Falten um die eingesunkenen Augen und die trockenen Lippen gegraben; sein Hemd aus feinem, weißem Leder hing von einstmals mächtigen Schultern wie ein Sack, den jemand über die Puppen gehängt hatte, die die Bauern benutzten, um Vögel von den Feldern fernzuhalten.
    Er wird von innen von einem Dämon zerfressen, dachte V’Choun. Er hatte so etwas schon öfter gesehen. Es fraß sich durch einen Menschen, wie ein Wurm sich durch eine Aprikose fraß, und wenn der Dämon den Verstand des Menschen nicht zerstörte, dann tat das der Schmerz.
    Neben Oduin wirkte Yemal wie eine Vision des vollkommenen Kriegers, gesund und kräftig, berstend vor Lebendigkeit. Er lächelte dünn, als er V’Choun sah; V’Choun erkannte erschüttert den Tod in diesem kalten Lächeln. Der Phönix mochte ihnen beistehen; im Augenblick wurde der junge Hengst noch an einer kurzen Leine gehalten. Aber sobald die Hand, die die Leine hielt, nachgab …
    Das würde Krieg bedeuten – und Yesuins Tod. V’Choun wußte, daß die beiden Brüder, Söhne rivalisierender Frauen, nie etwas füreinander übrig gehabt hatten.
    Seine Gedanken brauchten nur einen Augenblick. Dann hob er die leeren Hände als Zeichen des Friedens. Oduin tat dasselbe.
    »Ihr wißt, wieso ich gekommen bin, großer Pferdeherrscher«, sagte V’Choun.
    »Ja«, erwiderte Oduin. Selbst seine Stimme klang schwach. Aber es lag noch das Herz eines Kriegers darin; Oduin würde seinen Feind bis zum Letzten bekämpfen. »Dieser Mann ist mein Gast und mein Freund. Was wollt Ihr von

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