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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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der Junge eine Frage hatte, warum fragte er nicht einfach Zhantse, seinen Lehrer? Warum brauchte Tefira die Hilfe eines anderen Sehers?
    Aber er hielt inne, bevor er die Frage laut aussprechen konnte. Selbstverständlich – das war der Bruder, um den Shima sich gesorgt hatte. Was hatte er noch über ihn gesagt? Daß Zhantse Tefira als Schüler angenommen hatte, und – verdammt, er konnte sich an den Rest nicht erinnern.
    Also sagte er statt dessen nur: »Hm.«
    Tefira legte den Kopf schief. »Aber vielleicht könnte ich etwas für dich tun.«
    »Oh?« sagte Raven neugierig. »Wie denn?«
    Tefira kniff die dunklen Augen zusammen und sah Raven forschend an. »Du wolltest doch mit meinem Bruder und dem Drachenlord gehen, oder?«
    »Ich hätte mit deinem Bruder und meiner Freundin gehen sollen«, verbesserte Raven verärgert. »Aber dein Lehrer hat es anders entschieden. Ich glaube immer noch nicht an seine sogenannte Vision.«
    Und wenn er es oft genug sagte, würde er sich vielleicht selbst davon überzeugen.
    Der Junge schüttelte heftig den Kopf, so daß sein langes schwarzes Haar ihm über den Rücken flog. »0 nein – du kannst Zhantses Visionen schon vertrauen. Und ich höre an deiner Stimme, daß du das ebenfalls weißt.«
    Raven zog eine Grimasse. Er brauchte keine kleine Rotznase …
    Ach, zur Hölle, er konnte genausogut ehrlich sein. Er war wütend, weil der Junge Shima, seinem Bruder, so ähnlich sah, möge der Mistkerl sich die schlimmsten Stellen wundreiten. »Und wie kannst du mir dann helfen?« Nun sah Raven, daß Tefira ein heimtückisches Grinsen verbarg. »Zhantse hat gesagt, du dürftest nicht mit ihnen gehen, oder?«
    Raven zuckte verärgert die Achseln. Warum diese Frage? Der Junge wußte die Antwort selbstverständlich schon. Der ganze verdammte Stamm wußte es zweifellos. »Ja.«
    »Genau.« Das Lächeln wurde breiter. »Aber er hat nicht gesagt, du könntest ihnen nicht folgen, oder?«
    Damit warf Tefira ihm einen weiteren Blick zu, ganz rehäugige Unschuld.
    Raven verzog die Lippen zu etwas, das nicht einmal als Lächeln gemeint war. »Das habe ich schon versucht.«
    Und wenn deine verfluchte Mutter nicht gewesen wäre … Es ärgerte ihn immer noch, wie sie seinen klugen Plan durchschaut hatte. Und es war noch ärgerlicher, daß er es zugelassen hatte, sich einem möglichen Angriff auszuliefern. Er gab wirklich einen guten Leibwächter ab.
    »Ja. Aber wenn du damit erfolgreich gewesen wärest, hättest du sie eingeholt und wärest mit ihnen gegangen. Das hätte Zhantses Vision erfüllt. Aber wenn du jetzt gehst …« Irgendwie gelang es Tefira, noch unschuldiger dreinzuschauen. »Interessiert?«
    Raven hielt den Atem an und dachte nach. Der Junge hatte recht. Ja, das war Haarspalterei, ebenso wie die eines Gesetzessprechers bei einer Gerichtssitzung von Clanältesten …
    Aber das war gleich. Verdammt, der Junge hatte recht.
    »Ja, ich bin interessiert. Aber was bedeutet es dir?«
    Tefiras verblüffter Blick ließ ihn lachen. »Versuche nie, Pferdehändler zu werden«, sagte Raven. »Zumindest versuche nie, mit mir zu handeln. Wenn ich sehe, daß jemand mich unschuldiger als ein neugeborenes Kind anschaut, dann weiß ich, daß etwas nicht stimmt. Raus damit, Tefira, es kann nicht um Geld gehen; ich habe nicht viel, und was ich habe, würde dir nichts nützen.«
    Die Reife, die Raven so beeindruckt hatte, verschwand endlich. »Shima darf immer alle Abenteuer erleben«, beschwerte sich Tefira. »Ich muß immer nur fasten und nach Visionen suchen, die …«
    »Ich verstehe«, sagte Raven schließlich in diese plötzliche Stille hinein. Ein Seher – selbst ein Seherschüler –, der keine Visionen hatte, war nicht viel nütze. Kein Wunder, daß Shima sich um seinen Bruder sorgte.
    Als hätte er nie geschwiegen, fuhr Tefira nun fort: »Shima ist derjenige, der auf die Jagd geht, wenn wir es brauchen, er ist derjenige, der Botschaften zu den anderen Mehansos oder den Stämmen in der Ebene bringt. Ich muß lernen, welche Pflanzen man gegen tausendundeine Krankheit verwendet, wo man die heiligen bunten Lehmfarben ausgraben kann, welche Gebete man dabei spricht, und Rezitation um Rezitation um Rezitation auswendig lernen. Nie passiert etwas Aufregendes. Ich habe nicht einmal das Schiff sehen dürfen, das die Bäume zum Tal bringt.« Tefira starrte wütend die Unkräuter an, die er immer noch in der Hand hielt, als hätte er sie gerade erst bemerkt. »Oh, das habe ich vergessen. Ich muß auch

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