Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Maurynna würde überrascht sein. Das geschah ihr recht. Wenn alle von Anfang an vernünftig gewesen wären, hätte er sie und Shima begleitet. Die Götter allein wußten, welchen Dingen die beiden gegenüberstanden, und nur zwei Messer gegen wer weiß wie viele Schwerter.
Was ein drittes Messer gegen diese Schwerter nützen sollte, darüber weigerte er sich nachzudenken. Er würde eine Waffe Finden; vielleicht konnte er einen Wachposten überfallen. Er wendete Sturmwind zurück zum Mehanso. Sie brauchten beide Schlaf. Er und Tefira würden sich beeilen müssen, wenn sie Maurynna und Shima einholen wollten.
23. KAPITEL
Es war beinahe dunkel, als Shima Je’nihahn zügelte. Maurynna blieb neben ihnen stehen, orientierungslos in diesem Land von Steinschluchten. Sie stiegen ab.
Er rief etwas in seiner eigenen Sprache. »Jetzt warten wir«, sagte er zu ihr. Von irgendwo in der Nähe hörte Maurynna Wasser gurgeln; eine Quelle, dachte sie.
Dann kam das Geräusch von Leder auf Stein, und zwei Schatten lösten sich von den Felswänden. Obwohl sie es erwartet hatte, schnappte sie immer noch erschrocken nach Luft.
Die Schatten erwiesen sich als junge Tah’nchsieh-Männer. Sie sprachen rasch und eindringlich mit Shima.
Er wandte sich Maurynna zu. »Zhantse hat einen Boten vor uns hergeschickt, und alles ist vorbereitet. Mein Vetter Amura im Sklavenlager erwartet uns; Rasso hier …« Er nickte einem der Männer zu, »hat ihm bereits eine Botschaft geschickt. Rasso und Omasua werden sich um unsere Llysanyaner kümmern, bis wir zurückkommen. Sie wissen über sie Bescheid.«
»Habt ihr das gehört?« sagte sie zu Boreal.
Der Llysanyaner nickte. Maurynna reichte Rasso die Zügel, dann holte sie Dharm Varlerans Schwert aus der Satteltasche und gürtete es sich um die Taille, froh, daß der Drachenlord kein Langschwert getragen hatte wie Linden. Ihr Jelah bedeckte diese Waffe gut. »Wie weit?« sagte sie und stellte sich einen langen, langen Fußmarsch vor.
»Nicht sonderlich«, sagte Shima.
Auf ihren verblüfften Blick hin erklärte er: »Die Soldaten, die den Tempel bewachen, kommen nicht gern hier heraus; es ist ihnen in diesen gewundenen, kleinen Schluchten zu unsicher.«
Maurynna sah sich um; das glaubte sie gern. Das Land hier war wunderbar für Hinterhalte geeignet.
»Dann machen wir uns auf den Weg. Je schneller wir es hinter uns bringen, desto besser.«
Und dann kann ich Linden suchen, und das wird mich glücklicher machen.
»Hier entlang«, sagte Shima und ging weiter. Sie folgte.
Nicht viel # länger als zwei Kerzenabschnitte später erreichten sie einen Felsvorsprung, von dem aus sie in ein langgezogenes Tal voll gewaltiger Steinblöcke schauen konnten. Auf der anderen Seite erhob sich das Tal zu einem hohen Plateau. Drunten waren niedrige Steingebäude zu sehen; Kasernen und die Sklavenquartiere, nahm sie an. Eine Straße verlief auf dem Talboden; sie endete vor einem riesigen Tor auf der gegenüberliegenden Talseite.
Ihr Götter, dieses Tor ist groß genug, um einen Drachen …
Plötzlich wurde ihr klar, daß sie endlich Pirakos’ Gefängnis vor sich hatte. Ihr wurde kalt.
»Psst!« sagte eine Stimme ganz in der Nähe.
Maurynna drehte sich um, als ein Mann aus dem Dunkel gekrochen kam.
»Hallo, Amura«, sagte Shima.
»Beeilt euch«, sagte Amura auf Jehangli. »Sie sind unruhig gewesen, seit die Zharmatianer mit diesen Überfallen begonnen haben – nicht, daß sie bis hierhervorgestoßen wären. Man kann nie wissen, wann eine Patrouille vorbeikommt, und es gibt ein Gerücht, daß die Priester einen neuen Nira auserwählt haben – und das bedeutet, daß sie bald in den Haupttunnel gehen werden.«
Während er seinen Vetter und die geheimnisvolle Fremde aus dem Norden über die Straße im Tal führte, redete Amura rasch weiter auf sie ein. »Hier drüben gibt es eine kleine Öffnung. Wir haben festgestellt, daß der sicherste Weg zu den Höhlen unter dem Kajhenral-Riff dort entlangführt. Vor kurzem hat ein Erdbeben den Felsen weggerissen, der die Öffnung verbarg. Wir haben dort Fackeln für euch bereitliegen.«
»Danke«, flüsterte die Frau aus dem Norden. Die Botschaft hatte erklärt, sie sei ein Drachenlord; Amura erinnerte sich an die Geschichten seiner Tante und wünschte sich, er könne sehen, wie diese Frau sich verwandelte. Lerche sagte, die Drachen des Nordens sähen ganz anders aus als Miune.
Sie kletterten über die Felsen zur Öffnung, als eine Patrouille sie bemerkte.
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