Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Unkraut jäten«, sagte er und warf den Klumpen Grünzeug so weit er konnte.
»Dein Preis besteht also darin, daß du mit mir kommst«, sagte Raven.
»Genau. Du wirst mich brauchen. Ich kann dir Vorräte beschaffen; das kannst du nicht – meine Mutter wird dich beobachten. Außerdem könntest du in diesem Land niemals allein überleben.«
»Das hat deine Mutter mir auch schon erklärt.«
Tefira wischte sich die Hände an der Hinterseite seines Kilts ab. »Sie hat die Wahrheit gesagt. Wirst du mich also als deinen Führer mitnehmen, wenn du gehst?« fragte er begierig.
»Falls ich gehe«, erwiderte Raven.
Enttäuscht wie ein Welpe, dem man einen Klaps gegeben hatte, fragte Tefira: »Wie meinst du das?«
Er wußte, daß es albern war – immerhin war er zu Fuß hier –, aber Raven schielte immer noch über die Schulter nach hinten. In den anderen Gärten arbeiteten andere Tah’nehsieh, aber das interessierte ihn nicht. Keiner von ihnen konnte Yerrin verstehen, selbst wenn sie nah genug gewesen wären zu lauschen. Er winkte Tefira näher.
»Ich habe ein kleines Problem …«, begann Raven.
Haoro stand vor dem Priesterrat. »Wir brauchen einen Nira, und das schnell«, sagte er. Er ließ den Blick über die Männer schweifen, die am Tisch saßen. Nur drei waren ranghoch genug, um ihn herauszufordern, und von diesen dreien war ihm einer bereits angeschworen. Von den beiden Verbliebenen wußte er, daß einer ein Feigling war – Kuulu würde nie den gefiederten Mantel haben wollen.
Damit blieb noch Remui. Haoro sah ihn an. Entdeckte er eine Herausforderung im Blick des Mannes?
Dann erbebte der Boden. Und obwohl keiner von ihnen an das Ungeheuer unter ihnen gebunden war, spürten sie alle den Schmerz. Haoro zwang sich, aufrecht stehenzubleiben, selbst als die anderen sich beugten.
Remui, dessen Gesicht grau geworden war, sagte: »Ich werde mit den Vorbereitungen für die Zeremonie beginnen, Nim.«
In der kühlen Abenddämmerung verließ Raven auf Sturmwind das Mehanso. Wie immer morgens und abends ritten sie eine Meile durch ein trockenes Bachbett; der sandige Boden war perfekt für einen langen Galopp. Von dort aus hatten sie schon häufig die Umgebung erforscht.
Aber diesmal war es anders. Eine Gestalt in einem bunten Jelah saß oben auf einer der vielen roten Steinsäulen am Ende des Pfades, der zu dem trockenen Flußbett führte. Sie saß so reglos wie der Stein unter ihr.
Sturmwind wurde langsamer und drehte den Kopf, um das geheimnisvolle Wesen mit einem Auge zu betrachten, als sie näher kamen.
»Ich kann keine Waffen sehen, Junge. Du?« sagte Raven und versuchte, natürlich zu klingen. Er war wohl erfolgreich gewesen, denn Sturmwind schüttelte nur den Kopf und trabte weiter.
Verflucht, wer steckte dort nun wirklich unter der Decke? Er würde es Lerche durchaus zutrauen, ihm auch hierbei zuvorgekommen zu sein.
Als sie auf gleicher Höhe waren, hob die Gestalt eine Hand.
»Ich habe eine Botschaft für dich.«
Der Jelah wurde zurückgeschoben.
Raven unterdrückte gerade noch rechtzeitig einen erleichterten Seufzer. »Du bist der Schüler von Zhantse, dem Seher, nicht wahr?« Er sah, wie Sturmwind interessiert die Ohren spitzte.
»Genau«, sagte der Junge. Seine Stimme war kühl und distanziert. »Ich bin Tefira, und dies ist meine Botschaft. Du sollst zum Tal des Eisentempels reiten, um dem jüngsten Drachenlord zu helfen. Ich werde dein Führer sein. Es ist wichtig, daß du dich bald auf den Weg machst; sei morgen früh in der Dämmerung bereit.«
Mit diesen Worten erhob sich Tefira in einer einzigen anmutigen Bewegung. Er sagte nichts mehr und warf auch keinen Blick zurück, bevor er von der Säule sprang und zwischen den Felsen verschwand; einen Augenblick später hörte Raven das Begrüßungswiehern eines Pferdes und Hufschlag, der sich entfernte.
»Aha – das ist interessant, Junge, nicht wahr?« sagte Raven. »Sieht so aus, als gingen wir doch noch auf diese Reise.« Zu seiner Erleichterung nickte Sturmwind nach einem Augenblick des Zögerns.
Den Göttern sei Dank, wir haben Sturmwind hereingelegt. Schlau von Tefira, sieh so auszudrücken; es klang so wie eine von Zhantses Prophezeiungen, ohne daß er es direkt ausgesprochen und gelogen hätte. Und da wir gerade von Prophezeiungen reden – der Junge hat den Tonfall wirklich drauf. Hätte ich es nicht besser gewußt, dann hätte ich diesem Orakelton tatsächlich geglaubt.
Raven lächelte ein wenig, als Sturmwind langsam weitertrabte.
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