Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Worten beinahe geweint, über die Reinheit dessen, was Xiane ihm die ganze Zeit gegeben hatte.
Nein, hätte er am liebsten gestanden. Ich habe dich betrogen. Er wagte es nicht. Nicht, weil es ihn das Leben kosten würde, sondern weil es Xiane das Herz brechen würde zu wissen, daß sowohl er als auch Shei-Luin ihn hintergangen hatten. Yesuin war schwach, das stimmte, aber er war nicht grausam.
Er legte die Hand auf jene, die immer noch sein Handgelenk umfaßte. »Danke«, flüsterte er.
Xiane verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln. »Es ist das mindeste, was ich tun kann. Du hast keine Ahnung, wie gut es ist, jemanden zu haben, mit dem ich ehrlich sein kann. Der versteht, was meine Mutter mir beigebracht hat. Aber du wirst nicht hierbleiben können, Vetter. Das weißt du. Du wirst ein Ziel für alle Fanatiker sein, die dir die Schuld am Bruch des Vertrages geben.«
Xiane ließ ihn los und lehnte sich zurück. »Ich werde auf gewisse Art Vorsorgen. Halte dich bereit, jederzeit abzureisen.«
Yesuin nickte. »Ich verstehe. Ich danke Euch, Xiane. Für alles.«
»Wohin wirst du gehen?«
»Ich wage nicht, zu meinem eigenen Volk zurückzukehren. Yemal wird mich zweifellos töten.« Yesuin rieb sich nachdenklich die Nasenwurzel. »Vielleicht zu den Tah’nehsieh. Ich erinnere mich, daß ihr Seher, Zhantse, uns besucht hat, als ich noch sehr klein war. Er war ein sehr freundlicher Mann, und er sagte mir, ich könne ihn so lange besuchen, wie ich wollte. Nun frage ich mich, ob er irgendwie gewußt hat, daß dieser Tag einmal kommen würde.«
Xiane erhob sich; erstarrte auf ihr vergessenes Spiel nieder. Auch Yesuin stand auf.
»Nun, ›dieser Tag‹ ist noch nicht da«, meinte der Kaiser mit heiserer Stimme. »Aber wenn er heranbricht, wird es vermutlich keine Zeit für Abschiedsworte geben. Also sage ich sie dir jetzt, Vetter.«
Zu Yesuins Überraschung umarmte Xiane ihn fest. Yesuin erwiderte die Umarmung, und er hätte beinahe geweint, als ihm plötzlich klar wurde, wie sehr ihm dieser unberechenbare, manchmal dumme, manchmal nervtötende Mann fehlen würde.
»Du wirst mir fehlen, Yesuin«, sagte Xiane, als hätte er seine Gedanken gelesen.
»Und du mir, Xiane. Ich wünsche dir Glück«, erwiderte Yesuin.
»Ich dir ebenfalls«, sagte Xiane und ließ ihn los. »Wir müssen zurück zum Palast. Ich möchte mich sofort um die Dinge kümmern, von denen ich gesprochen habe.« Er warf noch einen Blick auf das verlassene Spielbrett. »Ich möchte nicht zu Ende spielen. Du?«
»Nein«, gab Yesuin zu.
»Das dachte ich mir.«
Xiane ging voraus. »Außerdem weiß ich ohnehin, wer gewonnen hätte.«
»Ach ja?« sträubte sich Yesuin unwillkürlich gegen die dreiste Sicherheit in den Worten des Kaisers.
»Selbstverständlich. Ich.«
Yesuin schnaubte. »Mit der Verteidigung?«
»Vetter, du ahnst nicht, was ich für dich geplant hatte«, sagte Xiane. Er grinste.
Sie stritten sich den ganzen Weg zum Thronsaal, sehr zum Entsetzen der Eunuchen und Adligen, die sie hörten.
Haoro stützte sich auf den Arm des Schülers, als der jüngere Mann ihn in die Halle führte.
»Ihr seid lange krank und bettlägerig gewesen, Heiliger«, sagte der Schüler. »Ihr müßt es vorsichtig angehen. Ihr könnt jeden Tag ein wenig weiter gehen, sagte der Schröpfer.«
Haoro nickte und biß die Zähne zusammen. Als er das Ende des kurzen Flurs erreicht hatte, war er so erschöpft, daß der Schüler ihn halb ins Bett tragen mußte.
Er schlief, und als er erwachte, rief er den Schüler wieder zu sich. »Ich will noch einmal aufstehen«, sagte er.
»Aber Heiliger …«, begann der junge Mann erschrocken.
Haoro befahl ihm mit einer knappen Geste zu schweigen. »Hilf mir auf – sofort.«
Diesmal schaffte er drei Schritte mehr, bevor seine Kraft ihn verließ. Also gut, dachte er, als er wieder in seinem Bett lag; er würde ruhen, aufstehen, drei weitere Schritte gehen, ruhen und so weiter, bis er seine Kraft zurückerlangt hatte. Bis zum nächsten Vollmond, das schwor er sich, würde er ohne Hilfe bis zum Haupttempel gelangen können.
Nach einiger Zeit winkte er den Schüler wieder zu sich. »Noch einmal«, sagte er.
4. KAPITEL
Der alte Priester vernahm die Neuigkeiten verblüfft. »Der Kaiser hat was getan?« Er schüttelte entsetzt den Kopf.
Der kniende Bote, ein Unterpriester einer der geringeren Tempel, senkte den Kopf.
»Sobald der Weg nach dem Erdbeben freigeräumt war, begab er sich zum Phönixpavillon, wo sich die
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