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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Konkubine Shei-Luin von der Geburt ihres zweiten Sohns erholte. Es heißt, sie sei bei der Geburt beinahe gestorben.«
    Nira Pah-ko runzelte die Stirn. »Das ist gleich. Es war ein Fehler, diese Frau noch während ihrer Reinigungszeit aufzusuchen. Und er hat sie nicht hinrichten lassen?«
    »Nein, Heiliger. Xiane bedeckte sie mit dem Saum seines Gewandes. Er hat ihr sogar Zyuzin, das Juwel unter den Singvögeln aus dem Garten des Ewigen Frühlings, überlassen.«
    Die Miene des Nira wurde noch finsterer. Der Bote bebte sichtlich. Der Mann fürchtete eindeutig, daß man ihm die Schuld an den schlechten Nachrichten geben würde. Um ihn zu beruhigen, winkte Pah-ko Hodai zu, dem Mann eine Schale Tee zu bringen – eine Ehre, die der Unterpriester niemals erwartet hätte.
    Der Mann berührte erneut unter einer Flut von Dankesbekundungen mit der Stirn den Boden. Er nahm die Teeschale in die zitternden Hände und wartete.
    Pah-ko nickte angesichts dieser Höflichkeit zustimmend; dieser Unterpriester mochte jung sein, aber er hatte Manieren. Der Nira nahm von Hodai seine eigene Teeschale entgegen und trank.
    Nun verbeugte sich der junge Priester über der Teeschale und nippte daran. Seine Augen wurden in entzückter Überraschung über den Geschmack eines Tees, der gut genug für den Tisch des Kaisers gewesen wäre, ein wenig größer.
    Pah-ko trank schweigend und dachte nach. Wer hätte gedacht, daß Xiane derart gegen den Brauch verstoßen würde! Und er war der Sohn eines solch frommen Vaters. Es schien, als würde der junge Kaiser alles falsch machen. Es war ein Fehler gewesen, die Frau während ihrer Reinigungszeit aufzusuchen, und falsch, sie nicht der angemessenen Strafe zuzuführen. Zählte es denn, daß sie dem Phönixthron einen weiteren Erben geschenkt hatte? Sie war immer noch unrein von der Geburt. Xiane ma Jhi hatte viel zu verantworten. Wenn der Kaiser sich nicht an den Brauch hielt, welche Hoffnung hatte das Reich?
    Pah-ko schüttelte betrübt den Kopf. Der Weg liegt offen. Folge ihm.
    Ja, es war Zeit, tatsächlich dem Weg zu folgen.
    Es war ein ausgesprochen glückverheißender Tag. Die Sonne war klar und hell aufgegangen, ein goldener Phönix, der die dünnen Morgenwolken, die als »Drachenatem« bekannt waren, vom Himmel brannte. Dann hatte der kleine Zyuzin – nun Murohsheis »kleiner Bruder« – einen Paradiesvogel im Garten entdeckt. Er hatte eine Jasminblüte im Schnabel und war nach Westen geflogen, in dieselbe Richtung, die Shei-Luin heute einschlagen würde.
    Ein sehr glückverheißender Tag, der Phönix sei gepriesen.
    Die Zeit der Gefangenschaft und der Reinigung war endlich vorüber. Shei-Luin hatte die erste für unerträglich gehalten; diese letzten Tage, obwohl sie verkürzt worden waren, schienen unendlich zu dauern.
    Aber jubelte sie in der Abgeschlossenheit ihres Herzens, sie hatte einen weiteren Sohn zur Welt gebracht! Niemand mehr würde ihr die Stellung einer Ersten Konkubine streitig machen können. Und als – wenn Xiane sein Wort hielt – zukünftige Kaiserin.
    Shei-Luin saß in ihren besten Gewändern in der Audienzhalle des Phönixpavillons und wartete auf die Eskorte, die der Kaiser schicken würde, um sie zurück zum Palast, zurück ins Herz von Jehanglan zu bringen. Diener waren eifrig damit beschäftigt, Truhen und Reisekisten aus vergoldetem Bambus und Kampferholz hin und her zu schleppen.
    Die scharlachrote Seide ihres Gewandes war schwer von Stickereien; Bilder des großen Phönix und seines Zeichens, der Sonne, aus Goldfäden bedeckten das Obergewand so dick, daß es beinahe von alleine stand. Sie fuhr mit den Fingern über die Fäden und fragte sich, ob es wohl jemandem gelungen war, sie während ihrer Abwesenheit aus Xianes Gunst zu verdrängen. Sie glaubte es nicht, wenn sie bedachte, was für ein Risiko er eingegangen war, als er gegen den Brauch verstieß und sie hier im Phönixpavillon besuchte, bevor ihre Zeit vorüber war, und indem er sie so früh zurückrief.
    Bei dem Gedanken an diesen Besuch runzelte sie die Stirn. Was für ein Narr – sie hätte dafür getötet werden können! Sie war nie so erschrocken gewesen als in dem Augenblick, als an jenem verfluchten Morgen dieses lange Eselsgesicht vor ihr erschien.
    Also würde es noch ärgerlicher sein, wenn er eine andere gefunden hatte. Als sie zum letztenmal aus der Abgeschiedenheit zurückgekehrt war, hatte sie einen der geringeren Eunuchen bestechen müssen, um die hübschen Zwillinge, Bruder und Schwester,

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