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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Augenblick, wo Xiane abdankt, in tausend Fraktionen zerfallen. Kann er das nicht erkennen? Begreift er nicht, was für eine Bedrohung wir für diese Leute darstellen würden? Er und ich würden getötet werden, und die Jungen …
    Ihr wurde eiskalt, als sie daran dachte, welche Zukunft vor ihren Söhnen liegen würde, falls Xiane seinen wahnwitzigen Plan weiterverfolgte.
    Das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte, war, daß ihre Kinder zur gleichen Zeit getötet wurden wie sie und Xiane, so daß niemand sie als Galionsfiguren benutzen konnte.
    Und das führte zu dem Besten, was sie sich vorstellen konnte: daß ihre Kinder von einem Adligen als Marionetten benutzt wurden, der behauptete, die rechtmäßige Dynastie wieder einsetzen zu wollen. Er würde sich selbst zum Regenten der »armen kleinen verwaisten Prinzen« erheben, und sobald dieser Adlige – sehr wahrscheinlich Jhanun – alle wahre Macht in Jehanglan an sich gerissen hatte, würden Xahnu und Xu einen unglücklichen Unfall erleiden oder an einer geheimnisvollen Krankheit sterben. Dann hätte Jehanglan einen neuen Kaiser und eine neue Dynastie. Zumindest hatten in dieser Zukunftsvorstellung die Jungen ein paar weitere Jahre zu leben.
    Aber am Ende wären sie dennoch dem Tod geweiht.
    Das konnte sie nicht zulassen. Xiane mußte sterben, bevor er abdankte. Aber wie? Er war ein junger, gesunder Mann. Männer wie er fielen selten plötzlich tot um. Ein Unfall? Im Lauf der Nacht schmiedete Shei-Luin einen Plan nach dem anderen und verwarf’ sie alle wieder.
    Mit dem ersten Morgenlicht kam die Antwort.
    Sie war schon halb eingeschlafen, als sie das Summen einer Fliege hörte. Das Insekt flog hierhin und dorthin und summte fleißig auf seiner Suche nach etwas Eßbarem.
    Dieses Geräusch … eine Erinnerung regte sich ganz am Rand des Schlafes. Etwas war an diesem Geräusch …
    Shei-Luin war plötzlich hellwach, dann mußte sie sich auf die Knöchel beißen, um nicht laut aufzuschreien. Ja, das war es. So würde sie es tun – falls Xiane auf seinem wahnwitzigen Plan bestand.
    Sie hoffte aus ganzem Herzen, daß er sich von diesem Weg wieder abwenden würde.
    Am nächsten Morgen starrte Raven die Zeltwand an, als würde er die Antworten auf seine Fragen auf dem schmutzigen Zelttuch finden. Wohin war Taren letzte Nacht verschwunden? Offensichtlich hatte er nicht nur pinkeln müssen; dann wäre er inzwischen wieder da.
    Raven war sicher, daß Taren nicht bemerkt hatte, daß er zu diesem Zeitpunkt wach gewesen war – wenn auch nur ein wenig. Erst später, als er richtig aufgewacht war, war ihm aufgefallen, daß Taren vollständig bekleidet gewesen war.
    Wo war er also? Es war klar, daß Taren geplant hatte, zurückzukommen; seine Deckenrolle lag noch da, wo er sich am Abend zuvor ausgestreckt hatte. Raven seufzte und rollte sie auf, damit sie sich nicht weiter verspäten würden.
    Und warum zogen die Kaufleute nicht weiter? Während der ganzen Reise hatte es ihnen nicht schnell genug gehen können, als würde jeder Kerzenabschnitt Verspätung sie Gold kosten. Aber als er vor kurzer Zeit hinausgegangen war, um nach Taren zu sehen, hatte er bemerkt, daß sie zwar gepackt hatten, aber keinen Versuch unternahmen, weiterzuziehen. Statt dessen blieben sie mitten im Lager, in kleinen Gruppen, wo sie unruhig aufeinander einredeten.
    Niemand hatte Taren gesehen.
    Und die wichtigste Frage von allen – warum hatte Taren gestern abend plötzlich dreingeschaut, als hätte Raven ihm den Schlüssel zu einer Schatzkiste gegeben? Erst mit einiger Verspätung fiel ihm ein, daß Maurynna ihn gebeten hatte, mit niemandem über ihre Probleme zu sprechen. Mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengrube ließ Raven seinen Zorn auf sich und Taren an Tarens Deckenrolle aus, die er nach hinten ins Zelt warf. Verflucht, wieso hatte er nur sein großes Maul so weit aufreißen müssen?
    Die zusammengerollte Decke traf Tarens Gürtelbeutel, der auf dem Boden gelegen hatte, und schubste ihn so um, daß Tarens Sachen herausfielen. Raven schloß die Augen, ballte die Fäuste und kämpfte gegen das Bedürfnis an, laut zu schreien.
    So ein verfluchtes Pech. Leise vor sich hin murmelnd kniete er sich nieder, um Tarens Sachen aufzuheben. Wahrscheinlich würde Taren ausgerechnet jetzt zurückkehren, und das hier war nichts, was Raven erklären wollte.
    Unter den Gegenständen war einer, der Raven auffiel: eine kleine, schwere Ahle aus dunklem Stahl, die aus ihrer Scheide gerutscht war. Aber sie

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