Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
als die Jehangli und erhaschte über ihre Köpfe hinweg einen Blick auf den Mann, nach dem er suchte. Aber Taren war kein Gefangener, nein; dieser Taren ritt mit der Haltung eines Kommandanten an der Spitze einer Truppe von …
»Zu den Pferden!« brüllte Linden. »Es ist eine Falle!« Fluchend warf er sich auf die Kaufleute, die zwischen ihnen und den Llysanyanern standen, schlug nach links und rechts und bahnte den anderen einen Weg. Die anderen Drachenlords folgten ihm und sorgten dafür, daß Otter in ihrer Mitte blieb. Er hörte die Llysanyaner zornig wiehern, als ihnen die Gefahr bewußt wurde. Der Angriff kam so plötzlich, daß die Jehangli in Panik gerieten. Viele warfen sich zu Boden und jammerten entsetzt; Linden kannte keine Gnade für jene, die entweder zu langsam oder zu mutig gewesen waren, ihm aus dem Weg zu gehen.
Wachen liefen auf sie zu, um sie aufzuhalten. Linden duckte sich unter dem Speer des ersten Mannes, um ihn zu erreichen, packte ihn und warf ihn gegen seine Kameraden. Er benutzte den Speer wie einen Dreschflegel und schlug sich weiter den Weg frei. Niemand war imstande, gegen seinen Zorn zu bestehen. Die Schreie und das Stöhnen Verletzter und Sterbender erklangen und wurden doppelt so laut, als die wütenden Llysanyaner angriffen und mit Zähnen und Hufen kämpften. Der Gestank nach Blut und Urin und entleerten Gedärmen füllte die Luft.
Die ganze Zeit hörte Linden den Verräter Befehle schreien, daß die Soldaten »diese Geschöpfe lebendig gefangennehmen« sollten.
Die Wachen fielen zurück, um sich neu zu formieren; Linden wußte, was als nächstes geschehen würde. Sie würden gezielt angreifen, so daß die Drachenlords überwältigt und gefangen würden. Er bereitete sich darauf vor, so viele er konnte mitzunehmen, er erinnerte sich an die Bilder, die die unbekannte Geistesstimme ihnen geschickt hatte, und hielt es für das Beste, an Ort und Stelle zu sterben. Es wäre zumindest ein sauberer und ehrlicher Tod.
Dann hatten die Llysanyaner die kleine Gruppe erreicht. Linden schaute lang genug über die Schulter, um zu sehen, wie Jekkanadar Otter in Nachtlieds Sattel hob und dafür sorgte, daß Maurynna auf Boreal saß. Er sprang auf Shans Rücken; alle saßen jetzt auf ihren Pferden. »Los!« befahl er und ließ Shan herumwirbeln.
Aber Maurynna schrie: »Raven!« und wandte sich in die Gegenrichtung, während Taren brüllte: »Schnappt euch die schwarzhaarige Frau! Sie ist der Schlüssel!«
Linden fluchte und versuchte, ihr zu folgen, aber die Soldaten schwärmten in die Lücke, die hinter ihr entstanden war, und blockierten ihm den Weg. Die Götter mochten ihm helfen … er hatte Raven vergessen, und nun mußte Maurynna wahrscheinlich dafür zahlen. Sein Herz wurde eiskalt.
Sie erreichte Raven im selben Augenblick, als Sturmwind und die beiden reiterlosen Llysanyaner das taten. Während Raven sich in den Sattel schwang, befahl Llelds Geistesstimme: Maurynna! Raven! Trennt euch von uns! Flieht!
Linden zögerte lange genug, um sich zu überzeugen, daß Maurynna und Raven sich losreißen konnten. Dann ließ er Shan galoppieren; als der Hengst vorwärts schoß wie eine Ramme, schlug Linden mit dem Speer um sich. Einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete er, zu lange gewartet zu haben. Hände griffen nach seinen Beinen; das stumpfe Ende eines anderen Speers krachte ihm in die Rippen und hätte ihn beinahe aus dem Sattel geworfen.
Dann waren er und Shan frei. Er warf den Speer beiseite und raste hinter den anderen her über das Hügelland.
Maurynna klammerte sich grimmig an den Sattel, als Boreal durch Wachen und Kaufleute schnitt wie ein lebendiges Schwert. Sie überließ dem kampfgeübten Hengst die Arbeit und konzentrierte sich darauf, ihm nicht im Weg zu sein. Hinter ihr wieherte Sturmwind herausfordernd und folgte Boreal. Die ganze Zeit hörte sie Tarens Stimme, wie er die Soldaten anwies, sie gefangenzunehmen, sie alle lebendig gefangenzunehmen.
Sie wollte ihn umbringen.
Aber dann war Boreal frei; Sturmwind kam neben ihn, und zusammen verließen sie das Lager, gefolgt von den beiden reiterlosen Llysanyanern Jhem und Trissin, den »armen Schweinen«.
Als sie sich hektisch umsah, um Linden und die anderen zu suchen – aber besonders Linden –, ertönte Llelds Geistesstimme in ihrem Kopf: Reitet zum Kajhenral.
Aber – sie mußte wissen, ob es Linden gutging; sie mußte sich zumindest verabschieden. Tränen traten ihr in die Augen, und sie suchte im Geist nach
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