Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
Zimmermädchen hatte anscheinend über sein Angebot noch einmal nachgedacht. Er strich seinen langen Schnurrbart glatt und lächelte; er hatte es doch gewußt! Der Bericht konnte bis morgen warten. Aber das Lächeln wurde zu einem verblüfften Mundaufreißen, als die Tür aufging.
Denn es war kein Mädchen, sondern der Ausländer, der zu Fürst Jhanuns vertrautesten Dienern gehörte, ein Mann, dessen Worte wie die des Fürsten selbst zu betrachten waren -und dieser Mann führte gewöhnlich keine Botengänge durch. Tsuen hatte erwartet, daß er ihm jemanden schickte.
Dann sah er das triumphierende Glitzern in den Augen des anderen und wußte, daß das Warten vorüber war.
»Ist Fürst Jhanun schon hier?« wollte Baisha wissen.
»Nein … er hat eine Rast eingelegt, um mit den anderen Mitgliedern der Vier Tiger zu sprechen, sagte Kwahsiu. Sie sind auf Fürst Hwaenes Landsitz«, berichtete Tsuen. »Er wird später hier sein.«
»Kwahsiu und Nalorih sind also schon da?«
Als Tsuen nickte, sagte der Ausländer: »Gut, schickt einen Diener nach ihnen.«
Als Fürst Jhanuns andere Männer eingetroffen waren, sagte Kwahsiu: »Habt ihr sie? Diese Drachengeschöpfe, die den neuen Schutz verankern werden?«
»Ja. Sie lagern einen halben Tagesritt von hier entfernt. Ich muß mich eine Weile ausruhen, aber wir werden im Morgengrauen losreiten, und wenn wir uns beeilen, können wir sie überraschen.«
Ein leises Platschen ließ alle zusammenzucken. »Was ist das?« fragte Baisha und ging zum offenen Fenster.
Tsuen gesellte sich zu ihm. Draußen waren nichts als Dunkelheit und der Fluß. »Ein Fisch«, sagte er. »Nichts weiter.«
Maurynna zog plötzlich die Decke, die sie beiseite geschoben hatte, über sich. »Oh, es ist wieder da!«
Linden sagte: »Was?«
Er sah, wie sie im hellen Mondlicht errötete. »Dieses Gefühl, beobachtet zu werden! Es ist verschwunden, als … vor einer Weile. Aber jetzt ist es wieder da. Wenn ich nur wüßte, was es ist und wieso es mir folgt!«
»Mein Vater will, daß du den Phönix befreist, nicht wahr?« fragte Shei-Luin leise. Zu leise; Yesuin hätte die Warnung verstanden. Und Xiane?
»Ja. Er hat mir die wahre Geschichte des Phönix erzählt, die Bedeutung der Vorzeichen, wieso so viele Priester gestorben sind, als diese Geschöpfe angriffen – er hat alles erklärt. Der Phönix muß sterben, damit er wiedergeboren wird. Alles hat einen Weg, dem es folgen muß, und dies ist der wahre Weg des Phönix«, sagte Xiane.
»Diese Priester sind gestorben, weil ihr Glaube schwach war. Was den Rest angeht – Herr, mein Vater wurde für seine Ketzerei verbannt. Er lügt! Der Phönix muß im Rivasha bleiben, sonst wird Jehanglan dem Chaos anheimfallen. Schickt ihn weg, Herr«, flehte sie, beugte sich über ihn, hoffte, daß er alles außer ihr vergaß, als sie mit den Fingern zärtlich über seine Brust und tiefer hinab fuhr.
Xiane zog sie für einen langen, leidenschaftlichen Kuß an sich. »Aber Kirano lügt nicht«, sagte er, als er sie wieder losließ.
Er ließ sie los und wälzte sich nicht auf sie. Das, dachte Shei-Luin, war ein schlechtes Zeichen.
Xiane fuhr fort: »Wie kannst du also behaupten, daß er lügt? Er ist ein Schüler des Kranicheremiten – er wird nicht lügen.«
»Dann irrt er sich. Was immer es sein mag, schickt ihn weg, Herr«, sagte Shei-Luin nun verzweifelt. »Er ist gefährlich.«
Xiane griff nach ihrer Hand und sah sie stirnrunzelnd an. »Wir werden nicht mehr darüber sprechen«, sagte er. Es lag eine Spur von Zorn in seiner Stimme, die sie nie zuvor gehört hatte – nicht im Zusammenhang mit ihr. »Ich habe mich noch nicht vollkommen entschlossen, aber ich neige zu seiner Art, die Dinge zu betrachten. Und wenn ich mich entschließe, daß es das Richtige ist, werde ich den Thron von Jehanglan verlassen, denn ich habe kein Recht darauf, und du und ich und die Jungen, wir werden uns auf einen Landsitz zurückziehen, wo wir als Landadlige ein einfaches Leben führen werden. Und jetzt komm her, kostbare Blüte.« Er zog sie an sich.
Sie wehrte sich nicht. Hatte sie eine andere Wahl? Aber während sie alles, was sie inzwischen so gut kannte, über sich ergehen ließ, drehten sich ihre Gedanken im Kreis.
Endlich war Xiane fertig. Als er neben ihr eingeschlafen war, lag Shei-Luin noch wach und versuchte angestrengt, ihre Gedanken zu ordnen.
Glaubt dieser Narr wirklich, man würde uns gestatten, ruhig auf dem Land weiterzuleben? Beim Phönix, das Land wird in dem
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