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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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daran, daß sie sich nicht verwandeln kann wie die anderen. Aber selbst Linden fällt es schwer, sie im Geist zu spüren; er sagte einmal, es wäre, als sei sie in einem Nebel verborgen. Sie glauben, daß die Priestermagier sie auch nicht ›sehen‹ können.«
    Verborgen im Nebel …
    Die Erinnerung an das Orakel, das unter Todesschmerzen eine Prophezeiung von sich gab, kam zu ihm zurück, und abermals hörte er ihre Worte. Nur wer verborgen ist, kann das Ende des Phönix herbeiführen. Aber vier werden Euch den Thron geben.
    Also war Maurynna Kyrissaean der Schlüssel, diejenige, die unbedingt gefangengenommen werden mußte. Das Rätsel war endlich gelöst. Jubel erfüllte Taren, und er wußte, was er in dieser Nacht tun mußte.
    »Taren? Was ist?«
    »Nichts, mein Freund. Schlaft. Morgen wird ein unruhiger Tag sein.«
    Ein paar Kerzenabschnitte später öffnete Raven ein Auge, als ein leises Geräusch ihn halb weckte. Als er sah, daß es nur Taren war, der das Zelt verließ, schloß er das Auge wieder, zog die Decke fester um sich und war froh, daß seine Blase sich anständig benahm. Seufzend schlief er wieder ein.
    Das abendliche Räucherwerk hing noch süß und schwer in der Luft. Shei-Luin lag auf der Seite und beobachtete, wie die Flamme in der Lampe flackerte, als das Öl zur Neige ging. Xiane fuhr ihr mit den Fingern über den Rücken und redete über was ihm gerade einfiel. Lange schon daran gewöhnt, lauschte Shei-Luin nur mit halbem Ohr, und ihre Lider wurden schwerer.
    Xiane schwatzte weiter. Plötzlich war sie hellwach.
    »Herr, was habt Ihr gesagt?« sagte Shei-Luin träge. Sie drehte sich um und setzte sich auf.
    Xiane schob eine Haarsträhne weg, die ihre Brust verbarg. »Du bist so schön, Shei-Luin, und denk nur! Wir werden viel mehr Zeit füreinander haben, wenn ich kein Kaiser mehr bin und du keine Kaiserin.« Xiane lächelte zu ihr empor, den Kopf auf dem Kissen. »Komm, leg dich wieder zu mir.«
    »Einen Augenblick, Herr – bitte! Sagt mir, was Ihr mit diesen Worten meint. Ich bin nur eine schwache Frau und möchte die Weisheit meines Herrn erfahren.«
    Der Phönix mochte ihr helfen – wenn sie diesen Dummkopf richtig verstanden hatte, hatte sie all diese Jahre für nichts aufs Spiel gesetzt! Und ihre Söhne …
    Es ging um das Leben ihrer Kinder.
    »Also gut, kostbare Blüte. Ich habe vor kurzem lange mit deinem Vater gesprochen …«
    Zu verblüfft, um sich ans kaiserliche Protokoll zu erinnern – und zu zornig, um sich darum zu kümmern –, unterbrach Shei-Luin Xiane. »Mit meinem Vater? Wie konntest du mit ihm sprechen? Mein Vater ist bei den Zharmatianern auf den westlichen Ebenen.«
    Xiane wand sich, verzog das Gesicht und sah ganz aus wie Xahnu, wenn sie ihn erwischte, wenn er kandierte Melone aus der Schale in ihrem Zimmer stahl. »Äh, nein – das ist er nicht mehr. Bei den Zharmatianern, meine ich. Ich habe ihn eingeladen, mit mir zu sprechen, nachdem – nachdem etwas Seltsames geschehen ist. Er wohnt in einem meiner Jagdhäuser.«
    Sie starrte ihn an und überlegte. Schließlich sagte sie: »Ihr habt also doch nach ihm geschickt. Und als ich vor kurzem glaubte, Ihr wäret zur Jagd …«
    »Habe ich mit deinem Vater über … über …« Er schluckte.
    Sie konnte sich vorstellen, worüber sie gesprochen hatten. Sie kannte ihren … Vater und seine Besessenheit nur zu genau.
    Xiane, du Dummkopf, du Idiot! Warum warst du nicht einfach bei einer anderen Frau?
    Mit einer anderen Frau wäre sie zurechtgekommen. Gift oder ein »Unfall« … die Möglichkeiten waren endlos. Die Ketzereien ihres Vaters jedoch …
    Hauptmann Tsuen hielt inne und stutzte die Haare an seinem Schreibpinsel zurecht. Verflucht, es gab in diesem Gasthaus keinen einzigen vernünftigen Pinsel, und Fürst Jhanun haßte einen schlampigen Bericht.
    Dennoch, diese Warterei hier in Rhampul war zwar nicht der bequemste Auftrag, den der große Herr ihm je gegeben hatte, aber auch nicht der schlimmste; zumindest mußte er nicht mit den anderen Soldaten in der Kaserne wohnen. Das Gasthaus, in dem er ein Zimmer hatte, gehörte nicht zu den besten, aber der Wein war überraschend gut, selbst wenn die Strohmatratzen dünn und klumpig waren. Und der Fluß, der vor seinem Zimmerfenster vorbeifloß, rauschte nachts angenehm, so daß er besser schlafen konnte. Er hielt einen Augenblick inne, um dem Plätschern zu lauschen.
    Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn aufschrecken. Es war spät; wer konnte – ah! Das

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