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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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war anders als eine Lederahle, wie ein Reisender sie vielleicht bei sich trug. Wie seltsam, dachte Raven. Der Metallteil, eine schmale, dreieckige Klinge, war vielleicht eine Handbreit lang; die Spitze …
    Unvorsichtigerweise berührte Raven sie. Hellrotes Blut floß; er steckte den Finger in den Mund und murrte weiter. Dieses verfluchte Ding war gefährlich!
    Er betrachtete den Griff. Das Ende war flach, wie er es bei einer Ahle erwartete, so daß man sie mit dem Handballen durch das Leder stechen konnte, aber es hatte nicht die Knollenform wie bei anderen Ahlen, die sicher in der Hand liegen würde. Und sie war mit gedrehtem Draht umwickelt wie …
    Das ist keine Ahle, das ist eine Waffe.
    Raven leckte sich die plötzlich trocken gewordenen Lippen und betrachtete die Klinge genauer. Ihre Kanten waren messerscharf geschliffen.
    Lindens Beschreibung von Reviens Tod fiel ihm wieder ein: Direkt hinter und unter seinem Ohr war ein winziger, dreieckiger Riß. Ich habe ein wenig genauer hingesehen; es war ein kleines Loch, kaum zu erkennen, aber bemerkenswert wegen seiner Form.
    Und direkt auf diese Erinnerung folgte eine andere wie ein Wolf, der sich auf einen Hirsch stürzt: Es wird mit einer Art langer Ahle gemacht etwas Spitzem, Schmalem.
    Taren war in derselben Nacht unterwegs gewesen und viel später als erwartet zurückgekehrt. Und Taren besaß ein geheimnisvolles Messer, sorgfältig verborgen, das auf den ersten Blick aussah wie eine …
    Raven, dem plötzlich übel geworden war, hätte den Gegenstand beinahe weggeworfen, dann dachte er noch einmal nach. Die anderen sollten davon erfahren. Er hatte keine Ahnung, wieso Taren Revien getötet hatte; hatte der Mann etwas gehört oder gesehen, was ihnen gefährlich werden konnte?
    Ganz gleich; sollten klügere Köpfe dieses Rätsel lösen. Mit zitternden Händen steckte Raven das Ahlmesser in seinen Gürtelbeutel und packte Tarens Besitztümer wieder zusammen.
    Dann griff er nach seinem eigenen Bündel und ging aus dem Zelt in die Morgensonne hinaus. Er zwang sich, nicht allzu eilig zu der Stelle zu gehen, wo Sturmwind mit den anderen Llysanyanern wartete; er wäre vor Erleichterung beinahe in die Knie gegangen, als er sah, daß alle bereits gesattelt waren und an allen Sätteln außer dem Sturmwinds schon die Deckenrollen festgeschnallt waren. Wahrscheinlich Lindens Idee, mochten die Götter ihn dieses eine Mal segnen.
    Raven schlenderte zu Sturmwind, als hätte er keine andere Sorge auf der Welt. Es gelang ihm sogar, vor sich hin zu pfeifen, als er seine Decke hinter den Sattel schnallte.
    »Halte dich bereit«, sagte er Sturmwind mit vergnügter Stimme und, um für die Jehangli-Wachen in der Nähe noch glaubwürdiger zu wirken, tätschelte er dem Hengst die Schulter. »Es kann sein, daß wir flüchten müssen. Ich denke, es gibt Verrat in diesem Lager.«
    Die Ohren aller Llysanyaner zuckten bei diesen Worten, aber nur Sturmwind wandte sich ihm zu. Raven fragte sich, wieviel die Tiere wirklich verstanden.
    Sturmwind richtete die dunklen Augen auf ihn und nickte einmal.
    Zufrieden machte sich Raven auf die Suche nach den anderen.
    Die Lotusblüten schimmerten in der Morgensonne. In Gedanken versunken stand Shei-Luin am Rand des großartigen Teiches, der der Mittelpunkt des Gartens der Kaiserin war, und starrte auf die Unmengen duftender weißer Blüten, die den marmorgefaßten Teich bedeckten, ohne sie wirklich zu sehen. Ein leichter Wind zupfte an der schweren roten Seide ihres Gewandes. Sie ignorierte ihn.
    Hinter ihr erklangen Xahnus Lachen, als er mit seinen Kinderfrauen spielte, und ein leises Schlaflied für Xu. Und kaum einen Schritt hinter sich hörte sie Murohsheis gleichmäßigen Atem, Balsam für ihre wirren Gedanken. Sie konzentrierte sich auf eine Blüte einen Bogenschuß weit vom Marmorrand und beobachtete, wie der zarte weiße Fleck über das Wasser tanzte, vom Wind bewegt.
    Es überraschte sie, daß ihre Pläne sie so beunruhigten. Sie hatte geglaubt, Xiane zu hassen. Zu ihrer Überraschung hatte sich das irgendwann verändert. Ja, sie verachtete ihn die meiste Zeit, aber sie haßte ihn nicht wirklich. Nicht mehr.
    Er war unfähig und unaufmerksam, aber er meinte es gut. Das hatte er auf eine Weise bewiesen, für die Shei-Luin ihn nur segnen konnte.
    Wenn Xiane ihn nicht hätte flüchten lassen, wäre Yesuin gestorben, als sein Bruder den Vertrag brach. Und obwohl Xianes Position ihn davor bewahrte, an Yesuins Stelle sterben zu müssen, war es immer

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