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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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grunzte, aber der Hengst gab nicht auf. Näher, immer näher kam das dunkle Wasser und sein geheimnisvolles Versprechen der Sicherheit.
    Dann stürzten sie sich mit einem gewaltigen Platschen hinein. Das schwarze Wasser spritzte auf, durchtränkte sie. Maurynna schrie überrascht; sie hatte nicht erwartet, daß es so kalt sein würde. Einen Augenblick später spürte sie, wie Boreal unter ihr schwamm. Sie klammerte sich an den Sattel; sie war eine gute Schwimmerin, aber sie wollte es lieber nicht mit der Strömung aufnehmen, die an ihnen zerrte.
    Dennoch wäre sie beinahe aus dem Sattel gesprungen, als etwas ihr Bein berührte. Es hatte offenbar auch Boreal berührt, denn der Hengst wieherte überrascht und verdoppelte seine Anstrengung. Maurynna, der vor Angst ganz übel war, sagte sich wieder und wieder, daß es im Süßwasser keine Haie gab und daß sie nie von einem Süßwasserfisch gehört hatte, der groß genug gewesen war, einem Pferd und einem Reiter Schaden zuzufügen, und Wasserpflanzen aßen kein Fleisch.
    Aber das war im Norden; wer wußte schon, was in Jehangli-Gewässern lauerte? Sie schob den Gedanken weit von sich. Die Hengste kletterten mit einiger Anstrengung das Ufer hinauf. Sie blieben einen Augenblick lang mit bebenden Flanken stehen, dann trabten sie weiter.
    Was das nützen sollte, wußte Maurynna allerdings nicht. Das Land rings um sie her war flach wie ein Tisch, und sie waren die einzigen Lebewesen hier. Sie fielen auf wie zwei einzelne Schachfiguren auf einem Spielbrett. Bald würden die Soldaten ihnen folgen.
    Es geschah schneller, als Maurynna befürchtet hatte. Triumphgeschrei sagte ihnen, daß man sie entdeckt hatte. Maurynna warf Raven einen Blick zu.
    »Kann er noch weiter?« fragte sie leise.
    Raven schüttelte den Kopf.
    »Dann kämpfen wir hier«, sagte sie und zog ihren Seemannsdolch. »Ich lasse mich nicht mehr weiterjagen.«
    Ein müdes Lächeln erhellte Ravens Gesicht. »Wie Bram und Rani, wie?«
    Maurynna lachte. »Genau. Obwohl sie besser bewaffnet waren.«
    Sie wendeten die Pferde, um ihren Feinden entgegenzusehen. Eine seltsame Ruhe überfiel Maurynna. Sie fragte sich nur, wie viele sie mitnehmen konnte. Sie bedauerte, nicht im Geist mit Linden sprechen zu können; wenn er in Sicherheit war, wollte sie nicht diejenige sein, die die Jehangli-Priestermagier zu ihm führte.
    Die ersten Soldaten trieben ihre Pferde ins Wasser. Bald war die ganze Truppe im Fluß. Maurynna glaubte, die Blutgier in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Nur eine Gestalt blieb am Ufer. »Verflucht«, sagte Raven. »Ich wollte Tarens Kopf.« Er sprach so ungerührt, als ginge es um neues Zaumzeug, und Maurynna wußte, daß auch er dieselbe seltsame Ruhe empfand. So ist es also zu sterben, dachte sie. Und der Tod kam.
    Wie geht es dir? fragte Linden Otter im Geist, während sie weiterritten.
    Gut genug, antwortete Otter, aber er klang müde. Müde und besorgt. Linden, ich hatte zu große Angst zu fragen, aber … sind sie …?
    Entkommen? Ich denke schon; ich bin ein Stück zurückgeblieben, um mich zu überzeugen. Wenn etwas geschehen wäre, bin ich sicher, daß ich es gespürt hätte. Dennoch nagte es an ihm, daß er nichts Genaues wußte. Er mußte sich an seinen Glauben klammern, oder er würde den Verstand verlieren.
    Den Göttern sei Dank. Sie können einen in den Wahnsinn treiben, aber ich liebe sie beide.
    Linden lächelte betrübt. Ja, sagte er. Ich verstehe. Und dann: Sag uns, wenn du eine Rast brauchst, Otter; wir werden bald eine sichere Entfernung zwischen uns und diese Mistkerle gebracht haben.
    Ein empörtes Schnauben erklang in seinem Geist. Ich komme noch ein ganzes Stück weiter, Junge.
    Diesmal mußte Linden wirklich lächeln. Dann ritt er weiter über das hügelige Grasland und setzte sich ein wenig tiefer in den Sattel.
    Der Tod kam – aber nicht für sie. Vor Maurynnas erstaunten Augen begann das schwarze Wasser zu kochen, und Pferd um Pferd verschwand unter der Oberfläche oder wurde in die Luft geworfen, um auf seinen Artgenossen zu landen. Das Triumphgeschrei wurde zu verängstigtem Gebrüll, als Soldaten aus den Sätteln fielen und vom Gewicht ihrer Rüstung und ihrer Waffen ins tödliche Wasser gezogen wurden.
    Mauiynna und Raven betrachteten erstarrt, was vor ihnen geschah, nicht imstande, sich zu bewegen oder sich abzuwenden. Ein paar Jehangli-Soldaten, jene, die noch am nächsten am anderen Ufer gewesen waren, wendeten ihre Pferde rechtzeitig und zogen sich zurück. Das waren

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