Drachenmagier
hinterher.
»Keine Angst, Kind«,
beruhigte ihre Mutter sie lächelnd. »In
Wirklichkeit ist er sehr stolz auf
dich.«
Und
wahrhaftig blieb Yngvar immer wieder stehen, um jedem zu
erzählen: »Das ist
meine Tochter!«
»Auch mein Volk wird auf die Große Fahrt
gehen.« Eliason
bückte sich und gab Grundel einen herzhaften Kuß auf
die Wange. »Danke, daß du
uns gezeigt hast, was für Narren wir gewesen sind.
Möge der Eine dich segnen
und stets behüten.« Seine Augen wurden feucht.
»Aber jetzt muß ich gehen und
mich um Devon kümmern.« Er eilte davon.
Grundel hatte Macht
gekostet, die süßer war als Zuckersaft und
berauschender als das dunkle Bier
der Zwerge. Sie schaute sich nach Haplo um und entdeckte ihn ein
Stück abseits
im Schatten, von wo er schweigend das Geschehen verfolgte.
»Ich hab’s getan!«
rief sie und lief zu ihm hin. »Ich hab’s getan. Ich
habe gesagt, was du
wolltest! Und sie gehen auf Große Fahrt! Alle!«
Haplo blieb stumm, sein
Gesichtsausdruck war verschlossen, undurchdringlich.
»Das hast du doch
gewollt?« drängte Grundel. »Oder
nicht?«
»Es ist wundervoll!«
Alake trat zu ihnen. Sie strahlte vor Glück. »Wir
alle fahren in ein neues
Leben!«
Zwei kräftige
Menschenjünglinge kamen gelaufen, packten Grundel, hoben sie
sich auf die
Schultern und trugen sie im Triumph davon. Alake begann zu tanzen. Die
Menge
auf dem Platz formierte sich zu einem heiteren Festzug, die
Menschen
skandierten, die Elfen sangen, der tiefe Baß der
Zwerge vermischte sich mit
dem Dröhnen der Trommel.
In ein neues Leben.
In den Tod.
Haplo kehrte dem
hellen Feuerschein und der Fröhlichkeit den
Rücken und tauchte in die
Dunkelheit.
----
Kapitel 23
Surunan, Chelestra
Alfred hatte nicht die
ganze Zeit als Gefangener in der Bibliothek zubringen müssen.
Der Rat trat in
seiner Sache nicht nur einmal, sondern wiederholt zusammen, man hatte
offenbar
Schwierigkeiten, zu einer Einigung zu kommen. Derweil gestattete man
Alfred,
die Bibliothek zu verlassen und in Samahs Haus
zurückzukehren, unter der
Auflage, in seinem Zimmer zu bleiben, bis der Rat ein Urteil
gefällt hatte.
Man schwieg sich ihm
gegenüber aus, doch Alfred war ganz sicher, daß Orla
zu seinen Gunsten sprach.
Der Gedanke wärmte ihn, bis er eines Tages merkte,
daß das Verhältnis zwischen
den Ehegatten noch kühler geworden war. Orla gab sich ernst
und reserviert, ihr
Mann schien von einem kalten, stummen Zorn erfüllt zu sein.
Sie sprachen nur
das Nötigste. Alfred fühlte sich in seinem
Entschluß bestätigt, Chelestra zu
verlassen. Er wollte nur noch vor dem Rat sein mea culpa sagen und dann
seiner
Wege gehen.
»Es ist nicht
notwendig, mich einzuschließen«, sagte Alfred zu
Ramu, der als sein Bewacher
fungierte. »Ich gebe dir mein Wort als Sartan, daß
ich nicht versuchen werde,
zu fliehen. Nur um eine Gunst möchte ich bitten – daß der Hund frische
Luft und Auslauf bekommt.«
»Das kann man wohl
nicht abschlagen«, bemerkte Samah verdrießlich zu
seinem Sohn, als der ihm
Alfreds Wunsch mitteilte.
»Warum schaffen wir
uns das Vieh nicht vom Hals?« fragte Ramu
gleichgültig.
»Weil es noch von
Nutzen sein kann«, antwortete der Archont. »Ich
glaube, ich werde deine Mutter
bitten, sich um das Tier zu kümmern.« Vater und Sohn
wechselten vielsagende
Blicke.
Orla wies das Ansinnen
zurück. »Ramu kann das übernehmen.
Ich will nichts damit zu tun haben.«
»Ramu führt jetzt sein
eigenes Leben«, erinnerte ihr Mann sie streng. »Er
hat seine eigene Familie,
seine eigenen Pflichten. Für diesen Alfred und seinen Hund
sind wir verantwortlich.
Ein Faktum, das du allein dir selbst zuzuschreiben hast.«
Orla hörte den Vorwurf
in seiner Stimme und war sich bewußt, dieser Verantwortung
schon einmal nicht
gerecht geworden zu sein. Auch ihrer Verantwortung als
Mitglied des Rats wurde
sie nicht gerecht, weil sie die Entscheidungsfindung durch immer neue
Argumente
behinderte.
»Also gut«, erklärte
sie sich brüsk einverstanden.
Am nächsten Morgen
ging sie zu Alfreds Zimmer, um sich der lästigen Pflicht zu
entledigen. Sie war
kühl, überlegen, der Tatsache eingedenk,
daß sie Tun und Ansichten dieses
Mannes nicht gutheißen konnte – auch wenn sie im
Rat bemüht war, ihm
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sie klopfte laut an die
Tür.
»Herein«, kam die
schüchterne Aufforderung. Alfred fragte nicht, wer
draußen
Weitere Kostenlose Bücher