Drachenmagier
zahlreichen
Süßwasserseen. Ein Elf
käme ebensowenig auf den Gedanken, sich selbst zu
töten, wie diese Korallen,
und deshalb verändert die Architektur der Grotte sich
von Tag zu Tag.
Für Menschen und Zwerge wäre das ein
unerträglicher
Zustand; die Elfen hingegen finden es unterhaltsam und inspirierend.
Wird ein
Zimmer von den schnellwachsenden Korallen erobert, nehmen die
Elfen einfach
ihre Siebensachen und ziehen in ein anderes, das in der Zwischenzeit
irgendwo
entstanden ist.
Der Versuch, sich in
dem Palast zurechtzufinden, ist eine interessante Erfahrung. Flure, die
gestern
noch in den Südflügel führten, enden heute
in einer Vorratskammer und morgen
ganz woanders. Alle Räume sind wundervoll, die
weißen Korallen haben einen
opalisierenden Glanz, die rosigen einen warmen Schimmer, und
vielleicht hängen
die Elfen deswegen ihr Herz nicht an ein bestimmtes Gemach. Mancher,
der in den
Palast kommt, um ein Anliegen vorzubringen, spaziert tagelang
durch Gänge und
Flure, Hallen und Säle, bevor er sich endlich bemüht,
eine Audienz beim König
zu erwirken.
Nichts ist
dringend in der Welt der Elfen. Die Worte Eile, Hast und sofort fehlten
in ihrem Vokabular, bevor sie mit den Menschen in Berührung
kamen. Wir Zwerge
hatten übrigens während unserer Geschichte weder mit
Elfen noch mit Menschen zu
tun, erst in jüngster Vergangenheit haben wir uns
ihrer Entente angeschlossen.
Die Unterschiede in der Natur der Elfen und Menschen führten
in der
Vergangenheit zu ernsthaften Konflikten zwischen beiden. Die Elmasti,
obwohl im
allgemeinen friedfertig und langmütig, lassen sich nur bis zu
einem gewissen
Punkt reizen, bevor sie zurückschlagen. Doch nach mehreren
verlustreichen
Kriegen sahen beide Rassen ein, daß es für sie
gewinnbringender war, zusammenzuarbeiten
als gegeneinander. Die Phondraner sind ein charmantes, leider auch sehr
umtriebiges Völkchen. Sie lernten schnell mit den
Elfen umzugehen und
verstehen es inzwischen meisterhaft, sie mit schönen Worten
und Schmeicheleien
zu manipulieren – was dem freundschaftlichen
Verhältnis keinen Abbruch tut.
Sogar wir mürrischen Zwerge erlagen diesem
bemerkenswerten Charme, und das
will etwas heißen.
Seit vielen Generationen leben und arbeiten die drei
Rassen mittlerweile in Eintracht zusammen, als autonome
Staaten mit einem
eigenen Meermond als Herrschaftsgebiet. Ich bin sicher,
daß es noch lange so
weitergegangen wäre, hätte nicht die
Meersonne angefangen, sich von uns zu
entfernen. Es waren die Menschenzauberer, deren
größte Freude es ist, zu
forschen und zu fragen und zu experimentieren, die entdeckten,
daß die Sonne
von ihrer bisherigen Bahn abschwenkt. Diese Entdeckung stürzte
die Menschen in
fieberhafte Geschäftigkeit, wirklich faszinierend anzusehen.
Sie maßen und
rechneten und kalkulierten, sandten Delphine als Kundschafter
aus und
befragten sie unermüdlich nach allem, was sie
über die Geschichte der
Meersonne wußten. 15
Natürlich erzählte
Alake uns, was die Menschen von den Delphinen erfuhren: Chelestra ist
eine
Kugel aus Wasser in der Unendlichkeit des Alls. Die
Außenhülle, der lichtlosen
Kälte des Nichts ausgesetzt, ist zu Eis erstarrt. Das Innere
– das Segensmeer –
wird von der Meersonne erwärmt, einem Stern, dessen Feuer so
außergewöhnlich
heiß ist, daß das Meer es nicht zu
löschen vermag. Die Meersonne verhindert
ein Vordringen des Eises und bringt den Meermonden Leben.
Meermonde sind
kleine Planeten, von den Schöpfern Chelestras als bewohnbare
Inseln im
Segensmeer geplant.
Wir Zwerge kennen die
Beschaffenheit der Meermonde; bei unseren Arbeiten im Fels
haben wir uns
zwangsläufig ein umfangreiches diesbezügliches Wissen
angeeignet. Die Monde
bestehen aus einer Gesteinshülle und einem heißen,
flüssigen Kern, der sich aus
verschiedenen Chemikalien zusammensetzt. Diese Chemikalien
reagieren mit den
Strahlen der Meersonne und produzieren eine atembare
Atmosphäre, die den
Meermond wie eine Luftblase umgibt. Ohne diese Meersonne ist kein Leben
möglich.
Nach den Berechnungen
der Phondraner blieb uns eine Frist von etwa vierhundert
Zyklen, bis die
Langnacht kam, das Meer zu Eis erstarrte und ebenso jeder, der
Phondras, Gargan
oder Elmas nicht rechtzeitig verlassen hatte.
Die Delphine, die es
wissen mußten, behaupteten, daß das pflanzliche und
auch ein Teil des
tierischen Lebens auf den im Eis
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