Drachenmagier
etwas zu ändern.
Der Archont schritt
aus dem Zimmer, gefolgt von den anderen. Drei schlössen sich
ihm an, zwei
schlugen eine andere Richtung ein, nach einem kurzen Blick zu Orla, die
nur
leicht den Kopf schüttelte. Alfred blieb, wo er war; er
fühlte sich unbehaglich
und wußte nicht, was zu tun war.
Kalte Finger legten
sich auf sein Handgelenk. Die Berührung der Frau
erschreckte ihn, er machte
unwillkürlich einen kleinen Satz, hätte fast
das Gleichgewicht verloren und
wirbelte eine dicke Staubwolke auf. Er ruderte mit den Armen, blinzelte
heftig,
nieste und wünschte sich weit weg. Glaubte sie auch, er
wäre mit dem Feind im
Bunde? Verlegen zog er den Kopf zwischen die Schultern und
wartete darauf, daß
sie etwas sagte.
»Wie nervös du bist!
Beruhige dich.« Orla musterte ihn nachdenklich.
»Nun, ich nehme an, dies ist
für dich ein ebenso großer Schock gewesen wie
für uns. Du mußt hungrig und
durstig sein, ich jedenfalls bin es. Gehen wir zusammen?«
Selbst für Alfred war
eine Einladung zum Essen nichts Furchterregendes, außerdem
verspürte er großen
Hunger. Auf Abarrach hatte er kaum Zeit gehabt, etwas zu sich
zu nehmen. Der
Gedanke, in Ruhe und Frieden bei Tisch zu sitzen, umgeben von seinen
Brüdern
und Schwestern, rührte ihn fast zu Tränen. Dies war
tatsächlich sein Volk;
Sartan, wie er sie gekannt hatte, bevor er sich zum langen Schlummer
niederlegte. Vielleicht war das der Grund, weshalb Samahs
Zweifel ihn so
beunruhigten. Vielleicht war das der Grund, weshalb seine Zweifel ihn
so
beunruhigten.
»Ja, sehr gerne.
Vielen Dank.« Alfred wagte es, Orlas Blick zu erwidern.
Sie lächelte ihn an,
vage, zaghaft, als hätte sie keine Übung darin. Aber
es war ein wunderschönes
Lächeln und verlieh ihren Augen einen frohen Glanz. Alfred
starrte sie in
stummer Bewunderung an.
Ein Gefühl der
Euphorie überkam ihn, er glaubte zu schweben, hoch
über allen Mauern oder auch
nur dem Gedanken daran. Schweigend gingen sie wie alte Freunde
nebeneinander
und verließen das Zimmer. Sie traten aus der
staubgedämpften Grabesruhe in eine
Szenerie eifriger, geordneter Betriebsamkeit. Alfred hing seinen
Gedanken nach
und ließ es dabei der gebotenen Vorsicht ermangeln.
»Ich fühle mich
geschmeichelt von deinem Interesse an meiner Person«, sagte
Orla leise, während
ihr eine zarte Röte in die Wangen stieg, »aber es
wäre angebrachter, solche
Überlegungen insgeheim anzustellen.«
Alfred hätte im Boden
versinken mögen. »Ich – ich bitte vielmals
um Entschuldigung!« stieß er hervor.
»Es ist nur – weil – ich bin es nicht
gewöhnt…«
Seine zittrige
Handbewegung umfaßte die geschäftigen
Sartan, die dabei waren, zu neuem Leben
zu erwecken, was jahrhundertelang geruht hatte. Verstohlen
warf er
schuldbewußte Blicke hierhin und dorthin, in der Furcht,
Samahs herrische Augen
unter finster gesenkten Brauen auf sich gerichtet zu sehen.
Der Archont jedoch
war in ein lebhaftes Gespräch vertieft, mit einem
jüngeren Mann, etwa Mitte
Zwanzig, bei dem es sich, nach der Ähnlichkeit zu
schließen, um den von Samah
bereits erwähnten Sohn handeln mußte.
»Du fürchtest, er
könnte eifersüchtig sein.« Orla
versuchte ein heiteres Lachen, aber es wurde
ein Seufzen daraus. »Wahrhaftig, Bruder, du bist lange nicht
mehr in der
Gesellschaft von Sartan gewesen, wenn du einem ihrer
Vornehmsten eine solche,
für die Nichtigen typische Schwäche
unterstellst.«
»Ich mache alles
falsch.« Alfred schüttelte den Kopf. »Ich
bin ein Tolpatsch und ein Dummkopf.
Und ich kann es nicht einmal auf meinen Umgang mit den
Nichtigen schieben. Es
liegt einzig und allein an mir.«
»Aber die Dinge lägen
anders, wenn unser Volk überlebt hätte. Du
wärst nicht allein gewesen und
einsam. Du warst sehr einsam, nicht wahr, Alfred?«
Sie fragte es sanft
und mitfühlend.
Alfred war den Tränen
nahe, doch er bemühte sich, möglichst unbeschwert zu
antworten. »Es war nicht
so schlimm, wie du – Ihr – du glaubst. Ich habe
unter den Nichtigen gelebt…«
Der Ausdruck von
Mitleid auf Orlas Gesicht vertiefte sich.
Alfred sah es und
protestierte. »Nein, das ist ungerecht. Du
unterschätzt die Nichtigen. Wir
alle haben sie unterschätzt, glaube ich.
Ich erinnere mich, wie
es früher war. Wir hielten uns von ihnen fern, und wenn wir
uns doch einmal
unter sie mischten, dann wie Eltern auf Besuch im Kindergarten. Ich
aber
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