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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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sich umdrehte und von Neuem zirpte. Er wollte, dass Piemur ihm folgte; seine Augen glommen zwar nicht rot, aber ihr Glanz verriet doch eine gewisse Dringlichkeit.
    »Ja, ja, ich habe dich verstanden«, murmelte Piemur und entfernte sich noch ein Stück von dem schnarchenden Unbekannten. Er musste wirklich todmüde gewesen sein, wenn er bei diesem Lärm hatte schlafen können.
    Rocky landete auf seiner rechten Schulter und zwickte ihn in die Wange, bis er den Kopf nach links drehte. Piemur verließ gehorsam das Zelt in der angegebenen Richtung; im schwachen Schein der Leuchtkörbe erkannte er verschwommen die dunklen Umrisse eines Drachen und mehrerer Menschen auf dem sandigen Plateau vor der Burg. Rocky stieß einen sanften Lockruf aus und flatterte dann auf die Gruppe zu. Piemur folgte ihm gähnend. Er fror in der Nachtkühle und sehnte sich nach einem Schluck Klah. Die Anwesenheit eines Drachen ließ darauf schließen, dass sie ins Dazwischen gehen würden; allein bei dem Gedanken daran überfiel ihn ein Schüttelfrost.
    Der Drache war nicht Lioth, wie er vermutet hatte, sondern ein Brauner, der kaum weniger mächtig wirkte als der Gefährte des Weyrführers von Fort. Eigentlich konnte das nur Canth sein. Und er war es, denn beim Näherkommen erkannte Piemur F’nors Züge und die bösen Narben, die er sich bei seinem kühnen Sprung zum Roten Stern geholt hatte.

    »Beeil dich, Piemur!«, rief Sebell. »F’nor ist gekommen, um uns zum Benden-Weyr zu bringen. Man rechnet damit, dass Ramoths Junge in Kürze ausschlüpfen.«
    Piemur jubelte los, doch im nächsten Moment schluckte er und schwieg. Schlimm genug, dass er auf einem Fest gewesen war. Wenn Clell jetzt auch noch erfuhr, dass er an der Gegenüberstellung von Benden teilgenommen hatte, dann bekam er keine ruhige Stunde mehr auf den Trommelhöhen! Im gleichen Moment bemerkte er, dass die anderen davon überzeugt waren, ihm eine Freude zu bereiten, und so zwang er sich zu einem Lächeln. Das Stöhnen, das sich ihm beim Besteigen des großen Drachen entrang, galt eher dem unbarmherzigen Geschick als der körperlichen Anstrengung. Er ertrug stumm Sebells Sticheleien über das harte Los der Lehrlinge und Menollys Frage, ob er zu hungrig oder zu verschlafen zum Reden sei.
    »Halb so schlimm, Piemur«, fügte sie mit einem ermutigenden Lächeln an. »AufBenden haben sie bestimmt einen Becher Klah für dich übrig.« Sie beobachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Du bist doch wach, oder?«
    »Fast«, murmelte er und gähnte herzhaft. »Ich kann es noch nicht fassen, dass ausgerechnet ich an der Gegenüberstellung von Benden teilnehmen darf!«, setzte er hinzu, um ihr Misstrauen zu zerstreuen.
    Sollte er Menolly bitten, dem Trommelmeister und Dirzan nichts von seinem Ausflug zu erzählen? Oder ihnen zu sagen, man habe ihn auf Igen zurückgelassen und später abgeholt? Nein, unmöglich. Menolly würde Fragen stellen. Und er konnte ihr die Wahrheit nicht verraten, ohne als Schwätzer und Klatschweib dazustehen. Irgendwie musste er mit Clell und Dirzan allein fertig werden.
    Trotz seiner zwiespältigen Gefühle ließ sich Piemur von dem Drachenflug gefangen nehmen. Er erschauerte, als sich Canth in die Lüfte erhob, spürte das Schlagen der mächtigen Schwingen
und das Anspannen von Canths Nackenmuskeln unter seinen Schenkeln. Der Flug durch die Morgendämmerung fiel ihm leicht, denn das verschwommene Grau verbarg die Tiefe, und die Lichter von Igen lagen hinter ihm. Allerdings hielt er den Atem an, als F’nor seinem Braunen den Sprung ins Dazwischen befahl. Wieder war er allein in der unheimlichen Kälte, die ihm jegliche Empfindung raubte. Und dann, ehe sich die Erstarrung in seinem Innern festsetzen konnte, tauchte Canth in einen goldenen Morgenhimmel und schwebte majestätisch über dem breiten Weyr-Kessel von Benden.
    Piemur war einmal mit einer Gruppe von Harfnern zum Fort-Weyr gefahren, als das erste Königinnenei von Ludeth heranreifte. Er hatte den Eindruck gewonnen, dass Fort riesig sei, aber Benden erschien ihm nun noch viel größer. Vielleicht weil er die Weyr-Anlage aus der Luft sah, vielleicht wegen des Lichts, das bis zu den fernsten Rändern des Kessels reichte und den See vergoldete - vielleicht aber auch, weil dies Benden war, der mächtigste und bedeutendste Drachenreitersitz von ganz Pern.
    Ohne Benden und seine mutigen Führer wäre der Planet inzwischen wohl den Sporen zum Opfer gefallen.
    Ein zweiter Drache tauchte dicht über ihnen aus dem

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