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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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»Gib mir deine Reitsachen! Ich verwahre sie, bis du sie wieder brauchst.«
    »Wir müssen uns zur Begrüßung bei Baron Laudey und den anderen einfinden«, erklärte Sebell. Er holte eine Handvoll Geldmarken aus der Tasche und reichte Piemur einen Achter und zwei Zweiunddreißigstel. »Ich bin nicht knickerig, Piemur, aber man würde dir misstrauen, wenn du zu viel Geld bei dir hättest! Und glaub ja nicht, dass es auf Igen Beerenpasteten gibt!«
    »Hier wäre es ohnehin zu heiß, sie zu essen.« Piemur wischte sich den Schweiß von der Stirn und steckte dankbar die Münzen ein.
    »Aber versuch mal die kandierten Früchte! Die schmecken dir vielleicht«, fuhr Sebell fort. »Ansonsten schlenderst du auf dem Festplatz umher und hältst die Ohren offen. Aber zeig keine auffällige Neugier und finde dich zum Abendessen in der Burg ein. Frag nach Harfner Bantur, wenn es Probleme geben sollte. Oder nach Deece. Der kennt dich noch.«
    Sie hatten die Zeltreihen erreicht, und nun erkannte Piemur, dass die Gassen dazwischen ebenfalls mit Zeltbahnen bedeckt waren, um die schlimmste Hitze abzuhalten. Ein steter Menschenstrom zwängte sich durch die engen Gänge, und Piemur fiel es nicht schwer, sich von den beiden Harfnern und dem Weyrführer zu trennen. Er sah, dass Menolly sich besorgt nach ihm umdrehte, aber dann redete Sebell auf sie ein, und sie ging achselzuckend weiter.
    Sehr rasch bemerkte Piemur einen gewaltigen Unterschied zwischen dem Fest hier und jenen, die er bisher im Westen besucht
hatte: Die Menschen ließen sich Zeit. Piemur war absichtlich langsam dahingeschlendert, um einen Abstand zwischen sich und seine Gildegefährten zu legen, aber als er nun wieder seine gewohnte Gangart einschlagen wollte, zögerte er. Niemand hatte es eilig. Die Gesten und Stimmen wirkten träge, die Freundlichkeit war verhalten und selbst Gelächter wurde von einer gewissen Müdigkeit überschattet. Viele Leute trugen Schläuche mit sich herum, aus denen sie ab und zu einen Schluck tranken. Es gab eine Menge Buden und Stände mit eisgekühltem Wasser und frischem Obst und sie waren meist dicht umlagert. In regelmäßigen Abständen sah man von Bänken gesäumte Flächen, wo die Festbesucher Platz nehmen und ausruhen konnten. Die Zeltbahnen waren hochgeschlagen, damit die Brise vom Fluss her bis zu den Gehwegen vordrang.
    Piemur umrundete den ganzen Festplatz. Ihm fiel auf, dass die Besucher, obwohl man alles für ihre Bequemlichkeit getan hatte, kaum ein Wort sprachen, wenn sie von Stand zu Stand gingen. Geplaudert oder gefeilscht wurde im Sitzen. So gab er ein Zweiunddreißigstel für einen Behälter mit kühlem Fruchtsaft und ein paar saftige Scheiben dickschaliger Melone aus, suchte sich in einer der Rastzonen einen unauffälligen Platz und spitzte die Ohren, während er aß und trank.
    Anfangs verstand er den gedehnten Dialekt der Einheimischen nicht so recht. Die leise geführte Unterhaltung zwischen zwei Männern zu seiner Linken erwies sich als harmlos: Einer brüstete sich damit, dass er eine neue Rasse von Rennern mit besonders breiten Hufen gezüchtet habe, die er mit Gewinn zu verkaufen hoffe, während der andere die Vorzüge der herkömmlichen Kreuzung lobte. Verärgert über die Zeitverschwendung, konzentrierte sich Piemur auf eine Gruppe von fünf Männern zu seiner Rechten. Sie schoben das Wetter auf den Roten Stern, die schlechte Ernte wiederum auf das Wetter und alles andere, nur nicht auf die eigene Faulheit, die Piemur insgeheim für ihr
eigentliches Problem hielt. Ein paar Frauen schimpften ebenfalls über das Wetter, aber auch über ihre Lebensgefährten, ihre Kinder und die frechen Nachbarsbälger, alles jedoch in einer entspannten, ganz und gar nicht aggressiven Weise. Drei Männer hatten die Köpfe so dicht zusammengesteckt, dass man kein Wort verstand; als sie sich schließlich trennten, sah Piemur gerade noch, wie ein kleiner Beutel den Besitzer wechselte. Offenbar hatten die drei soeben einen Tauschhandel abgeschlossen, bei dem hart gefeilscht worden war. Als die Züchter gingen, nahm ein Pärchen ihre Plätze ein; die beiden wickelten sich bequem in ihre losen Gewänder und schliefen prompt ein. Piemur stellte fest, dass auch seine Lider immer schwerer wurden, und er trank den Saft leer, um sich wach zu halten. Er fragte sich, ob es an den übrigen Ruhestätten ebenso langweilig zuging.
    Stimmengewirr und eine kühle Brise weckten ihn. Er starrte umher. Hatte er vielleicht eine Trommelbotschaft versäumt?

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