Drachenmeister
der großen Kochstellen gerufen. Er entwickelte allmählich eine Abneigung gegen ihre herrschsüchtige Art. Rocky zwickte ihn vorwurfsvoll in die Wange, und Piemur begann, seinen kleinen Freund zu füttern.
»Ist sie eine gute Freundin von dir?«, wollte Piemur wissen, als der erste Heißhunger der Echsen gestillt war.
Sebell lachte und Menolly schnitt eine Grimasse.
»Lass dich nicht von ihrem Benehmen einschüchtern. Sie hat im Grunde ein gutes Herz.«
Piemur rümpfte die Nase. »Das verbirgt sie aber sehr gut.« Sebell lachte wieder und reichte Kimi einen großen Fleischbrocken, mit dem die Echse beschäftigt war, während der Harfner einen Schluck Klah trank. »Man muss sich an Mirrim erst gewöhnen, aber Menolly hat recht. Sie würde dir ihr letztes Hemd geben...«
»... und dazu in einem fort vor sich hinschimpfen«, ergänzte Piemur.
Menollys Miene wurde ernst. »Sie war Brekkes Pflegetochter, und Manora sagt immer, dass sie nach dem Tod von Brekkes Drachenkönigin nicht von der Seite der jungen Reiterin wich.«
»Tatsächlich?« Das machte Eindruck auf Piemur, und er betrachtete Mirrim, die sich immer noch an der Feuerstelle zu schaffen machte, mit ganz neuem Respekt.
»Du darfst sie nicht vorschnell verurteilen, Piemur!«, betonte Menolly und legte ihm, wie um ihre Forderung zu unterstreichen, eine Hand leicht auf den Arm.
»Na, wenn du es sagst...«
Sebell blinzelte Piemur zu. »Sie sagt es, Piemur, und wir müssen gehorchen.«
»Ach du!« Menolly winkte verärgert ab. »Ich will nur nicht, dass Piemur die falschen Schlüsse zieht, weil er Mirrim erst kurze Zeit kennt...«
Sebell rollte die Augen zur Decke. »Wo doch jeder weiß, dass man Zeit, Ausdauer, Toleranz und viel Glück braucht, um Mirrim richtig einzuschätzen.«
Sebell zog den Kopf ein, als Menolly den Löffel in seine Richtung schwang.
Die Echsen waren satt und flogen ins Freie, um sich zu sonnen, als Mirrim mit einem tiefen Seufzer wieder neben ihnen auftauchte. »Ich weiß gar nicht, wie wir das alles rechtzeitig schaffen sollen. Müssen die Eierschalen ausgerechnet heute springen! Die Hälfte unserer Gäste aus dem Westen wird halb verschlafen hier eintrudeln und Frühstück brauchen... Na, was sage ich!« Sie deutete zum Eingang, wo einige Drachen gerade eine Schar neuer Besucher absetzten. »Es gibt so viel zu tun. Und ausgerechnet heute möchte ich bei der Gegenüberstellung gern dabei sein. Felessan gehört nämlich dieses Mal zu den Kandidaten.«
»Ja, F’nor hat uns schon davon erzählt. Ich könnte den kleinen Herd übernehmen und Frühstück zubereiten, Mirrim«, meinte Menolly.
»Und wir helfen ebenfalls gern; du musst uns nur sagen, was es zu tun gibt.« Sebell deutete auf sich und Piemur.
»Oh, wirklich?« Plötzlich war das affektierte Benehmen wie fortgewischt, und als Mirrim erleichtert lächelte, wirkte sie jung und hübsch. »Die Tische da drüben müssten aufgestellt werden - das ist im Moment die dringendste Arbeit.« Sie wies zu einem Stapel von Schrägen und Platten.
Schon wieder rief jemand am anderen Ende des Küchengewölbes nach ihr, und sie wirbelte davon, nachdem sie den beiden Harfnern dankbar zugenickt hatte. Piemur starrte ihr erstaunt nach. Warum spielte sie sich die meiste Zeit so auf? Sie war richtig nett, wenn sie sich normal benahm.
»Dann gehört also Felessan diesmal zu den Kandidaten«, meinte Sebell. »Ich bekam das heute Morgen gar nicht mit.«
»Ich dachte, ich hätte es dir erzählt.« Menolly stand auf und räumte das Geschirr zusammen. »Ob er es wohl schafft?«
»Warum denn nicht?«, fragte Piemur, erstaunt, dass sie überhaupt daran zweifelte.
»Die telepathische Bindung wird von den Drachen geknüpft. Das gilt auch für den Sohn der Weyrführer. Er gehört nicht von vornherein zu den Auserwählten.«
»Macht euch um Felessan keine Sorgen - der hat bestimmt Erfolg!« Ein Drachenreiter kam an den Herd geschlendert, dicht gefolgt von zwei Gefährten. »Hast du heute Küchendienst, Menolly?«
»Dein Glück, T’gellan, sonst bekämst du jetzt keinen frischen Klah.« Menolly reichte dem Bronzereiter lächelnd einen Becher mit dem heißen Getränk.
»Ach, und da haben wir Sebell!« T’gellan nahm an einem der lang gestreckten Tische Platz und winkte seine Begleiter zu sich. »Wie geht es immer?«
»Schlecht, schlecht«, erklärte Sebell mit einer Leidensmiene, die an Mirrim erinnerte. »Wir sind eben zum Tischaufstellen verdammt worden. Komm, Piemur, bevor uns Mirrim mit dem
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