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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Zornausbruch reagiert hätte. Er füllte einen Zuber mit Wasser, weichte die Felldecken ein und streute ein halbes Glas Duftsand darüber. Die Kleider mit dem halb getrockneten Kot schüttelte er über dem Abfluss aus; dann warf er sie ebenfalls in einen Bottich und rührte mit einer Wäschestange um, damit sich die restlichen Verkrustungen lösten. Falls auch nur ein Fleck auf seinen neuen Sachen zurückblieb, würde er es ihnen heimzahlen, selbst auf die Gefahr hin, dass er einen Monat lang Wasser und Brot bekam!
    »Was suchst du denn um diese Zeit hier, Piemur?«, fragte Silvina, angelockt durch das Plätschern und Stampfen.
    »Ich?« Die heftige Antwort ließ die Wirtschafterin näher treten. »Fragen Sie meine Zimmergefährten! Die haben eine Vorliebe für dreckige Streiche!«
    Silvina warf ihm einen forschenden Blick zu. Welcher Art die Streiche waren, konnte sie riechen. »Hatten sie Grund dazu?«
    Piemur traf seine Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde. Silvina gehörte zu den wenigen Menschen in der Gildehalle, denen er voll vertraute. Sie spürte instinktiv, wann er Ausflüchte machte, also erkannte sie wohl auch jetzt, dass er die Wahrheit sagte. Und er musste den lange unterdrückten Kummer irgendwie loswerden. Dass die Lehrlinge seine neuen, guten Sachen beschädigt hatten, noch ehe er sie richtig getragen hatte, schmerzte mehr, als ihm in den ersten Minuten nach der Entdeckung bewusst geworden war. Er hatte sich so über die schöne Ausstattung gefreut. Dass sie nun für immer besudelt war, tat mehr weh als die Rüge über seine angebliche Indiskretion.
    »Ich darf zu Festen und Gegenüberstellungen.« Piemur presste
die Zähne zusammen. »Und ich habe den Fehler begangen, die Trommelrhythmen zu schnell zu lernen.«
    Silvina hielt den Kopf schräg und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Unvermittelt trat sie neben ihn, nahm ihm die Wäschestange aus der Hand und rührte kräftig im Bottich um.
    »Vermutlich haben sie damit gerechnet, dass du sofort nach dem Fest auf Igen zurückkehren würdest!« Sie lachte los, während sie die Felldecken tiefer unter das Wasser drückte. »Das heißt, dass sie selbst zwei Nächte lang in dem Gestank schlafen mussten!« Ihr Lachen war ansteckend, und Piemur merkte, dass seine Niedergeschlagenheit wich. »Dieser Clell! Er hat das Ganze ausgeheckt. Ein boshafter Charakter. Nimm dich vor ihm in Acht, Piemur!« Dann seufzte sie. »Nun, allzu lange wirst du dort oben nicht bleiben, und es schadet bestimmt nicht, wenn du die Trommelrhythmen beherrschst. Könnte sich eines Tages als wichtig erweisen.« Sie musterte ihn noch einmal. »Eines muss man dir lassen, Piemur - eine Petze bist du wirklich nicht! Hier, wirf das alles in die Schleuder, dann sehen wir, ob der schlimmste Schmutz herausgegangen ist.«
    Silvina half ihm beim Waschen. Nebenbei fragte sie nach der Gegenüberstellung und ließ sich schildern, wie Mirrim Path für sich gewonnen hatte. Und wie er denn das Klima in Igen finde? Es erleichterte ihn, dass er offen mit Silvina sprechen konnte, und er war ihr unendlich dankbar für ihre fachkundige Hilfe beim Säubern der Kleider und Decken.
    Da die Sachen bis zum Abend bestimmt nicht trocken waren, holte sie ihm eine Ersatzdecke und einige frische Kleidungsstücke.
    »Das Zeug ist gebraucht und wird wohl keinen Neid wecken«, meinte sie. »Aber erzähl ruhig, dass ich dir wegen der schmutzigen Sachen sehr böse war.« Sie blinzelte ihm zu.
    Er war bereits auf halbem Wege zu den Trommelhöhen, als
ihm die Duftkerze einfiel und er noch einmal umkehren musste. Silvina nutzte die Gelegenheit, um ihn in Anwesenheit des Küchengesindes laut und zornig zu beschimpfen.
    Später dachte Piemur, wenn Dirzan den Unfug ignoriert hätte, wie er selbst es zu tun gedachte, wäre der ganze Vorfall vielleicht in Vergessenheit geraten. Aber Dirzan tadelte die Lehrlinge vor den Gesellen und bestrafte sie mit drei Tagen Wasser und Brot. Die Duftkerze befreite den Raum zwar von dem Gestank, aber nicht von den Hassgefühlen, und die Kluft zwischen Piemur und den anderen wurde immer tiefer. Fast schien es, als habe Dirzan das beabsichtigt.
    Obwohl Piemur sein Möglichstes tat, ihnen aus dem Weg zu gehen, kam es immer wieder vor, dass ihm jemand einen Schemel vor die Füße schob, ihm wie zufällig den Stuhl wegzog oder ihn gegen die Schienbeine trat. Auch kleine Unfälle mit Trommelschlägeln und spitzen Ellbogen waren an der Tagesordnung. In drei aufeinanderfolgenden Nächten

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