Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
und so fasste er mit der rechten Hand nach dem Geländer. Auch hier rutschten seine Finger ab. Er prallte mit Hüfte und Oberschenkel hart gegen die seitliche Begrenzungsmauer der Treppe und stieß sich während des Falls schmerzhaft die Rippen an. Er hätte schwören mögen, dass er ein unterdrücktes Lachen hörte. Sein letzter bewusster Gedanke, ehe er mit dem Kinn auf eine Steinstufe schlug, war, dass jemand das Geländer und die Stufen eingefettet hatte.
    Jemand schüttelte ihn grob an der Schulter, und er hörte Dirzan ärgerlich rufen, dass er endlich aufwachen solle.
    »Was suchst du denn hier? Warum bist du nicht sofort mit Meister Oldives Botschaft zurückgekommen? Er wartet schon eine Ewigkeit drunten auf der Wiese. Nicht einmal zu Botengängen bist du zu gebrauchen!«
    Piemur versuchte, sich zu entschuldigen, aber nur ein Stöhnen kam über seine Lippen, als er sich mühsam aufrichten wollte. Seine linke Seite war völlig steif und er hatte sich das Kinn böse aufgeschlagen.
    »Auf der Treppe gestürzt und das Bewusstsein verloren, hm?« Dirzan verriet kein Mitleid, aber sein Griff war weniger grob als gewohnt, während er Piemur beim Aufsetzen half.
    »Eingefettet«, murmelte Piemur und deutete mit einer Hand fahrig auf die Stufen. Mit der anderen stützte er seinen Kopf, um das Hämmern in den Schläfen zu vermindern. Aber der Schmerz wurde immer heftiger; er hatte das Gefühl, dass er sich jeden Moment übergeben musste.
    »Eingefettet? Eingefettet!«, rief Dirzan höhnisch. »Das sieht dir ähnlich! Rennst wie ein Verrückter die Treppen rauf und runter
und suchst dann die Schuld bei anderen, wenn du stürzt! Es ist ein Wunder, dass du bisher immer heil angekommen bist. Kannst du nicht aufstehen?«
    Piemur wollte den Kopf schütteln, aber die schwache Geste verstärkte seine Übelkeit. Er nahm sich eisern zusammen, um seine Magennerven wieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Du behauptest, die Stufen waren eingefettet?« Dirzans Stimme schwebte weit über ihm. Der aggressive Tonfall bohrte sich in Piemurs Schädel.
    »Die Stufen und das Geländer...« Piemur deutete mit der freien Hand nach oben.
    »Nicht die Spur von Fett zu sehen! Los, steh endlich auf!« Dirzans Stimme klang wütender als je zuvor. »Hast du ihn gefunden, Dirzan?«, rief Rokayas. Piemurs Kopf begann, wie eine Trommel zu dröhnen. »Was ist ihm zugestoßen?«
    »Er ist die Stufen runtergefallen und hat das Bewusstsein verloren.« Dirzan seufzte ungeduldig. »Nun komm schon, Piemur!«
    »Nein, bleib - rühr dich nicht, Piemur!« Die Stimme von Rokayas klang sonderbar besorgt.
    Piemur wünschte sich, er würde leiser sprechen; rühren mochte er sich ohnehin nicht. Die Übelkeit machte ihn schwindlig. Er musste die Augen schließen.
    »Er behauptet, dass die Stufen eingefettet waren. Fühl doch selbst, Rokayas! Alles blitzblank wie eine Trommel!«
    »Verdächtig blank!«, murmelte Rokayas. »Und wenn Piemur auf dem Rückweg von der Halle stürzte, dann war er ganz schön lange im Dazwischen. Zu lange für einen kleinen Sturz. Wir bringen ihn am besten zu Silvina.«
    »Zu Silvina? Wegen einer solchen Kleinigkeit? Er hat sich das Kinn aufgeschürft, weiter nichts.«
    Rokayas tastete den Jungen vorsichtig ab, und Piemur stieß unwillkürlich einen Schmerzensschrei aus, als er seine Hüfte berührte.

    »Das ist keine Kleinigkeit, Dirzan. Ich weiß, dass du den Jungen nicht leiden kannst... aber jeder Idiot sieht, dass er echt verletzt ist. Kannst du aufstehen, Piemur?«
    Piemur stöhnte nur. Er wusste, dass ihm das Mittagessen hochkam, wenn er auch nur den Mund aufmachte.
    »Ich nehme an, er spielt Theater, um sich von seinen Pflichten zu drücken«, sagte Dirzan.
    »Er spielt kein Theater, Dirzan. Und noch etwas - er arbeitet wesentlich härter als die anderen. Clell und die übrigen Lehrlinge haben in den beiden letzten Siebenspannen nicht einen Botengang übernommen.«
    »Piemur ist nun mal der Jüngste. Du kennst die ungeschriebene Regel...«
    »Ach, hör doch auf! Hier, fasse ihn von der anderen Seite! Ich möchte ihn so flach wie möglich tragen.«
    Mit Dirzans mürrischer Hilfe trug ihn Rokayas die Treppe hinunter. Piemur kämpfte immer noch gegen seine Übelkeit an. Er hörte nur verschwommen, dass Rokayas jemandem den Befehl gab, so rasch wie möglich Silvina zu holen.
    Sie brachten ihn zur Krankenstation in der Haupthalle, als ihnen Silvina entgegenkam und ein paar hastige Fragen stellte. Dirzan und Rokayas antworteten

Weitere Kostenlose Bücher