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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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nähte jemand seine Schlafdecken zu, und seine Kleider wurden so oft in die Dachrinne getaucht, dass er schließlich Brolly bat, ihm einen Verschluss für seine Truhe zu schmieden. Lehrlinge hatten im Allgemeinen kein Anrecht auf private Schränke und Truhen, aber Dirzan übersah Piemurs Eigenmächtigkeit in diesem Punkt.
    In gewisser Weise befriedigte es Piemur, dass er über diese Dinge hinwegsehen lernte und alle Schmähungen mit Gleichmut ertrug. Er lernte mit verbissenem Fleiß die Trommelrhythmen und noch beim Einschlafen klopften seine Finger die kompliziertesten Schlagfolgen auf die Bettdecke. Er wusste, dass die anderen genau erkannt hatten, was er tat, aber sie schafften es nicht, ihn von seinem Lerneifer abzuhalten.
    Leider begannen die Kälte und Gleichgültigkeit, die er im Umgang mit ihnen entwickelt hatte, unbewusst auch auf sein Verhalten gegenüber den alten Freunden abzufärben. Bonz und Brolly warfen ihm offen vor, dass er sich verändert habe, während
Timiny ihn so traurig beobachtete, als trage er eine Mitschuld an Piemurs eigenartiger Entwicklung.
    Piemur wehrte meist lachend ab und versicherte, dass er sich auf den Trommelhöhen durchaus wohlfühle.
    »Die machen dich da droben fertig, Piemur«, sagte Brolly. Er ließ sich nicht so leicht von jemandem einschüchtern, den er seit fünf Planetenumläufen kannte und immer noch um einen ganzen Kopf überragte. »Du bist anders als früher. Und komm mir jetzt ja nicht mit dem Geschwätz über deinen Stimmbruch! Deine Stimme ist wieder völlig in Ordnung. Sie hat seit Tagen kein einziges Mal mehr geschwankt.«
    Piemur starrte ihn an, ein wenig verblüfft, dass ihm selbst diese Tatsache entgangen war.
    »Eigentlich jammerschade - aber was soll’s? Tilgin kommt jetzt endlich mit seiner Rolle zurecht und als Bariton wärst du in dem Stück auch fehl am Platz!«, fuhr Brolly fort.
    »Bariton?« Piemurs Stimme kippte prompt um. Er zuckte die Achseln, als er die Enttäuschung der Freunde sah. »Na ja, vielleicht - vielleicht aber auch nicht.«
    Bonz stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Das klingt wenigstens wieder nach Piemur!«
    Da Piemur droben auf den Trommelhöhen niemanden hatte, mit dem er sich unterhalten konnte, war ihm völlig entgangen, dass Baron Groghes Fest und damit die Uraufführung von Meister Domicks Komposition bedrohlich näher rückten. Die Gegenüberstellung von Benden lag bereits zwei Siebenspannen zurück, aber er war so mit seinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen, dass er sich um die sonstigen Ereignisse kaum kümmerte. Das Gespräch mit den Freunden machte ihm nun klar, wie nahe das Fest war. Er wollte auf keinen Fall hingehen, aber er wusste, dass er kaum eine Möglichkeit hatte, dem großen Tag zu entrinnen. Am liebsten wäre er weit weg von Burg Fort gewesen.
    Dann fiel ihm ein, dass ihn weder Sebell noch Menolly in
jüngster Zeit zu irgendwelchen Botengängen geholt hatten. Er zwang sich, mit seinen Freunden zu lachen und Witze zu reißen, aber sobald er wieder droben auf den Trommelhöhen war und die Nachmittagswache antrat, grübelte er darüber nach, ob er im Benden-Weyr oder auf Igen etwas falsch gemacht haben könnte. Oder ob Dirzans abfällige Bemerkungen Menolly unbewusst doch beeinflussten. Wenn er es genau bedachte, hatte er Sebell in der letzten Zeit überhaupt nicht gesehen.
    Als Piemur am nächsten Morgen mit Menolly die Echsen fütterte, fragte er sie, wo Sebell sei.
    »Unter uns...«, erwiderte sie leise und vergewisserte sich mit einem Blick, dass Camo gerade Tantchen Eins fütterte, »er ist droben im Bergland. Eigentlich müsste er heute Abend zurückkommen.« Sie lächelte. »Keine Angst, Piemur! Wir haben dich nicht vergessen.« Dann musterte sie ihn eindringlich. »Du hast dir doch keine Sorgen gemacht, oder?«
    »Ich? Nein, weshalb denn?« Er schnaubte verächtlich. »Ich habe meine Zeit gut genutzt. Ich kenne inzwischen weit mehr Trommelrhythmen als diese Schwachköpfe, die schon seit Planetenumläufen üben.«
    Menolly lachte. »Na, deine Selbstsicherheit scheinst du zum Glück wiedergefunden zu haben. Du kommst also gut mit Meister Olodkey zurecht?«
    »Klar.« Das war nicht einmal gelogen, dachte Piemur. Er kam gut mit Meister Olodkey zurecht, weil er dem Mann praktisch nie begegnete.
    »Und Clell, dieser Grobian, lässt er dich inzwischen in Ruhe?«
    »Du kennst mich doch, Menolly!«, erklärte Piemur entrüstet. »Ich weiß mich zur Wehr zu setzen.« Das klang sehr stark und

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