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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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gleichzeitig.
    »Er ist die Steinstufen hinuntergestürzt«, erklärte Rokayas.
    »Ein kleiner Ausrutscher, mehr nicht«, unterbrach ihn Dirzan. »Weil er immer so unvernünftig rennt! Meister Oldive wurde dadurch eine ganze Weile aufgehalten...«
    Silvinas Hände legten sich kühl auf Piemurs Stirn. Sie tasteten vorsichtig seinen Kopf ab.
    »Ich schätze, dass er mindestens zwanzig Minuten im Dazwischen war, Silvina«, warf Rokayas ernst ein. »Vielleicht sogar länger...«
    »Er behauptet, dass die Stufen eingefettet waren!«
    »Das waren sie auch«, entgegnete Silvina grimmig. »Sehen
Sie sich seinen rechten Schuh an, Dirzan! Piemur, ist dir schlecht?«
    Piemur murmelte ein Ja. Inzwischen wäre es ihm sogar gleichgültig gewesen, wenn er Dirzan vor die Füße gespien hätte.
    »Er hat eine Gehirnerschütterung. Vernünftig, dass Sie ihn liegend transportiert haben, Rokayas. Hier, vorsichtig auf das Bett mit ihm! Nein, Sie Schwachkopf, nicht aufsetzen!«
    Das Aufrichten seines Oberkörpers war die Kleinigkeit, die noch gefehlt hatte. Piemur würgte einmal kurz und dann machte sich sein Magen selbstständig. Er spürte, dass ihm Silvina den Kopf stützte; jemand brachte eine Schüssel. Silvina sprach besänftigend auf ihn ein, aber er zitterte am ganzen Körper, als die Übelkeit endlich nachließ und er in die Kissen sank. Er schloss die Augen.
    »Ich nehme an, dass Meister Oldive bereits nach Nabol aufgebrochen ist?«
    »Woher wissen Sie, dass er nach dorthin unterwegs ist?«, fragte Dirzan scharf.
    »Nun setzen Sie mal Ihren Verstand ein, Dirzan! Ich habe mein Leben lang in der Harfnerhalle zugebracht. Glauben Sie nicht, dass man da mit der Zeit lernt, die Trommelbotschaften zu entziffern?« Sie befühlte vorsichtig Piemurs Hinterkopf. »Die Schädeldecke ist zum Glück unverletzt geblieben«, meinte sie schließlich. »Vermutlich hat er eine Gehirnerschütterung. Dagegen gibt es nur ein Mittel - absolute Ruhe! Ah, Meister Robinton? Kommen Sie ruhig herein!«
    Silvina zog Piemur die Decke bis ans Kinn und winkte den Meisterharfner näher.
    »Der Junge ist verletzt?« Die Stimme des Harfners klang besorgt.
    Piemur wollte sich zur Seite drehen, aber Silvina drückte ihn zurück in die Kissen.
    »Nichts Ernsthaftes zum Glück, aber ich schlage vor, dass wir
das Krankenzimmer verlassen. Ich möchte mich nämlich in Ihrer Gegenwart ein wenig mit den beiden Trommlern hier unterhalten, Meister Robin...«
    Die Tür schloss sich und Piemur kämpfte einen Moment zwischen Neugier und Schlafbedürfnis. Der Schlaf siegte.
    Sobald Silvina die Tür hinter sich zugezogen hatte, ließ sie ihrem Zorn freien Lauf.
    »Wie konnte Ihnen die Ausbildung droben auf den Trommelhöhen derart entgleiten, Dirzan?«, fauchte sie und baute sich drohend vor dem verwirrten Gesellen auf. »Mit Lausbubenstreichen hat das nichts mehr zu tun! Piemur war seit Wochen verstört, aber ich schob das auf seinen Stimmbruch und die Enttäuschung, dass er Meister Domicks neue Komposition nicht mehr vortragen konnte. Was allerdings heute geschehen ist, grenzt an ein Verbrechen!« Silvina schwenkte Piemurs fettverschmierten Stiefel vor Dirzans Nase auf und ab und drängte den Mann bis an die Wand zurück, ohne auf Meister Robintons wiederholte Fragen nach Piemurs Befinden zu achten. Sie merkte auch nicht, dass Menolly den Raum betrat, atemlos und mit besorgter Miene, und dass Rokayas die Szene zu genießen schien.
    »Jetzt reicht es, Silvina!« Die Stimme des Meisterharfners war laut genug, um sie einen Moment zum Schweigen zu bringen, aber gleich darauf fuhr sie ihn an, dass er um Himmels willen leise sein solle, weil Piemur dringend Ruhe brauche.
    »In Ordnung«, antwortete der Gildemeister mit leicht gedämpfter Stimme, »wenn Sie mir endlich verraten, was Piemur eigentlich zugestoßen ist!«
    Silvina schnaufte ungeduldig, warf Dirzan noch einen finsteren Blick zu und wandte sich dann an Meister Robinton.
    »Es geht ihm einigermaßen gut, obwohl das an ein wahres Wunder grenzt!« Wieder hob sie Piemurs Stiefel hoch. »Jemand hat die Stufen zu den Trommelhöhen eingefettet. Piemur ist gestürzt
und hat eine Reihe von Prellungen und Schürfwunden davongetragen, dazu eine Gehirnerschütterung und ganz sicher einen schweren Schock...«
    »Wie lange wird er wohl ausfallen?« Silvina spürte die Nervosität hinter der Frage des Harfners und warf ihm einen forschenden Blick zu.
    »Einige Tage Bettruhe und er hat das Schlimmste überstanden. Aber damit meine ich

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