Drachenmeister
Keinen Ton brachte er heraus - als hätte er Angst, das Falsche zu sagen. Und dann besitzt dieser Dirzan die Frechheit und beschuldigt ihn, er habe Gildegeheimnisse verraten.«
Sie waren bei den Privaträumen des Harfners angelangt, und Silvina wartete, bis Robinton die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Dabei weiß ich genau, was der Junge geleistet hat - auch wenn er es mit keiner Silbe erwähnte.«
»So - was denn?« Robinton musterte sie lächelnd.
»Er hat die Meistersteine aus den Bergen geholt - und dabei muss irgendetwas Außergewöhnliches vorgefallen sein, weil er über Nacht blieb. Ich kriege das schon noch heraus!« Sie nahm entschlossen Platz.
Robinton lachte, legte einen Moment lang die Hand an ihre Wange und schenkte ihr dann ein Glas Wein ein. Sie nickte dankbar. Der Wein tat ihr nach all der Aufregung gut. Und sie wusste, dass sie sich eine kleine Pause gönnen konnte, nun da Rocky den Kranken bewachte.
»Die ganze Geschichte ist meine Schuld«, meinte der Harfner nach einem tiefen Zug. »Piemur ist schlau, und er kann schweigen, wenn es darauf ankommt. Zu gut, wie wir jetzt feststellen mussten. Er hat weder Menolly noch Sebell anvertraut, dass er auf den Trommelhöhen Schwierigkeiten mit den anderen Lehrlingen hatte...«
»Gerade vor den beiden wollte er nicht als Verräter dastehen.« Silvina schüttelte den Kopf. »Dass es Probleme gab, erfuhr ich nach der Gegenüberstellung in Benden. Die Lehrlinge hatten seine Kleider...« - sie rümpfte die Nase - »unbrauchbar gemacht. Ich kam dazu, als er das Zeug wusch, sonst wäre auch ich ahnungslos geblieben.« Silvina begann, leise zu lachen. »Allerdings ging dieser Streich gründlich daneben.«
Der Harfner zog fragend die Brauen hoch und stimmte dann in ihr Gelächter ein. »Sie führten den Schabernack an dem Tag aus, als er in Igen war? Und dann kam völlig unvorhergesehen die Gegenüberstellung! Eine gerechte Strafe...« Er wurde wieder ernst. »Und ich dachte, dort oben sei er am besten aufgehoben! Sind Sie sicher, dass er keinen bleibenden Schaden davongetragen hat?«
»Ziemlich sicher. Vielleicht kann ihn aber Meister Oldive noch einmal untersuchen, wenn er von Nabol zurückkommt.« Robinton spürte, dass sie Meister Oldives Besuch bei Baron Meron missbilligte.
»Ja, die Geschichte mit Meron...« Der Meisterharfner seufzte wieder und seine Mundwinkel zuckten verärgert.
»Der Mann liegt im Sterben. Nicht einmal Meister Oldives Künste können ihn retten. Und weshalb all die Umstände mit
Meron? Ausgerechnet mit dem Mann, der so viel Leid über uns gebracht hat! Brekkes Drachenkönigin könnte heute noch leben, wenn er nicht...«
»Silvina, durch seinen Tod entstehen uns noch mehr Probleme!«
»Weshalb?«
»Weil es zu Streitereien, wenn nicht gar zum Kampf um seinen Besitz kommen kann. Und das darf nicht geschehen - ebenso wenig wie es auf Ruatha geschehen durfte!«
»Aber Meron hat doch eine Menge reinblütiger Nachkommen...«
»Er weigert sich aber, seinen Erben zu benennen.«
»Das ist doch...« Silvina schüttelte empört den Kopf. »Sieht dem Mann ähnlich! Aber dagegen lässt sich etwas unternehmen. Ich glaube nicht, dass Meister Oldive Bedenken hätte...«
Meister Robinton unterbrach sie mit einer beschwichtigenden Geste. »Bis jetzt waren sämtliche Herren von Nabol zu ehrgeizig, selbstsüchtig oder einfach unfähig, die Ländereien mit Gewinn zu verwalten.«
»Nun ja, es ist nicht gerade eine reiche Burg - mitten in den Bergen, bei einem kalten, feuchten Klima.«
»Genau. Deshalb hat es wenig Sinn, unter den direkten Erben eine Nachfolge zu erzwingen; auf diese Weise bekämen wir garantiert wieder einen trägen, arbeitsscheuen Baron.«
Silvina wirkte einen Moment lang nachdenklich. »Wenn ich mich nicht täusche, sind neun oder zehn reinblütige männliche Erben da. Merons Töchter dürften noch zu jung sein, um sich zu verheiraten, und da sie leider alle ihrem Erzeuger ähneln, wird ihnen das auch nicht allzu leichtfallen. Welcher von den neun...«
»Zehn...«
»... bekäme am ehesten die Unterstützung der Pächter und Gilden? Und wie, mein Lieber, passt ausgerechnet Piemur in
das... ach so, natürlich!« Ein Lächeln huschte über Silvinas nachdenkliche Züge, und sie hob das Glas, als wollte sie auf Meister Robintons kluge Schachzüge trinken. »Das heißt, er hat sich auf Igen bewährt?«
»Das hat er - obwohl man sagen muss, dass Igen besonders loyal ist.«
Silvina bemerkte den leisen Nachdruck, den er in
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