Drachenmeister
Menolly ein wenig unterstützt hat. Aber in ein paar Tagen bist du wieder dran.«
Piemur hielt sie am Arm fest, als sie sich zum Gehen wandte. »Nicht wahr, Silvina, die Stufen waren eingefettet?«, fragte er ängstlich. Er wusste nicht recht, ob er richtig gehört oder nur geträumt hatte.
»Allerdings.« Silvina stemmte beide Arme in die Hüften und presste die Lippen zusammen. Dann tätschelte sie ihm die Hand. »Die Kerle sahen dich stürzen, rannten nach unten und wischten das Fett weg- aber sie vergaßen deine Stiefel!« Das klang triumphierend. »Man könnte sagen, dass das ihr Ausrutscher war.«
Piemur musste lachen.
»Siehst du - jetzt bist du wieder der Alte! Leg dich ein wenig hin und schlaf! Das macht dich am schnellsten gesund. In den nächsten Tagen wirst du vermutlich ohnehin nicht viel Schlaf finden.«
Mehr wollte sie nicht verraten. Sie wartete, bis er die Augen geschlossen hatte, dann verließ sie den Raum. Piemurs Gedanken wanderten umher. Wenn seine Sachen hier unten waren, hieß das wohl, dass er nicht mehr auf die Trommelhöhen zurückkehren musste. Aber wo sonst in der Gildehalle gab es einen Platz für ihn? Er versuchte, das Problem logisch durchzudenken, aber sein Verstand verweigerte die Mitarbeit. Wahrscheinlich hatte Silvina ein Schlafmittel in die Brühe gemischt. Das traute er ihr ohne Weiteres zu.
Das zufriedene Gezirpe von Feuerechsen weckte ihn. Prinzesschen unterhielt sich mit Faulpelz und Spiegel, die am Bettende
kauerten. Sonst war niemand im Raum. Prinzesschen verschwand und kurze Zeit später schob Menolly leise die Tür auf. Sie schleppte ein großes Tablett herein. Auf den Gängen draußen herrschte der gewohnte Lärm und es roch nach gebackenem Fisch.
»Wenn du mich wieder mit Brei füttern willst...«, begann er abwehrend.
»Nein, heute gibt es Fisch, Gemüse und eine Beerenpastete, eigens von Abuna für dich gebacken. Sie behauptet, das würde deinen Appetit anregen.«
»Anregen? Ich bin am Verhungern!«
Menolly lachte über den Nachdruck, den er in seine Worte legte, und stellte das Tablett vor ihm ab. Sie selbst nahm am Fußende des Bettes Platz. Piemur war unendlich erleichtert, dass sie nicht auf den Gedanken kam, ihn wie ein kleines Kind zu füttern. Selbst bei Silvina hatte ihn das in Verlegenheit gebracht.
»Meister Oldive hat dich gestern Nacht gleich nach seiner Rückkehr untersucht. Er meint, du hättest den härtesten Schädel in der ganzen Gildehalle. Und du wirst nicht mehr zu den Trommelhöhen zurückkehren.« Ihre Miene wirkte ebenso grimmig wie die von Silvina. »Nein«, setzte sie hinzu, als sie sah, wie sein Blick zur Truhe wanderte. »Deine Sachen sind in Ordnung. Ich habe alles mit Silvinas Hilfe überprüft.« Dann hellten sich ihre Züge auf. »Clell und die drei anderen Idioten wurden zu Wasser und Brot verdonnert und dürfen nicht zum Fest gehen.«
Piemur stöhnte.
»Was ist los? Sie haben die Strafe verdient. Niemand sagt etwas gegen Streiche, aber wenn so ein Schwachkopf die Verletzung oder gar den Tod eines anderen Menschen in Kauf nimmt, dann soll er dafür auch zur Verantwortung gezogen werden. Was hast du nur angestellt, dass sie derart aufgebracht gegen dich waren?« Menolly schüttelte verwirrt den Kopf.
»Ich habe überhaupt nichts getan!« Piemur sagte das so heftig, dass der Inhalt seines Wasserglases zu schwappen begann.
Rocky schimpfte los und Prinzesschen unterstützte ihn.
»Ich glaube dir ja, Piemur!« Sie packte einen Moment lang seine große Zehe, die unter der Bettdecke hervorschaute. »Aber siehst du, genau deshalb bist du in Schwierigkeiten geraten! Alles wartete angespannt auf irgendeinen Unfug von deiner Seite, und kein Mensch wollte glauben, dass du dir zum ersten Mal im Leben vorgenommen hattest, vernünftig zu sein. Zuallerletzt Dirzan, der deine früheren Streiche kannte und ein gewaltiges Vorurteil gegen dich hatte!« Menolly schüttelte den Kopf. »Hättest du nicht wenigstens Sebell oder mich einweihen können? Diskretion in Ehren - aber so weit darf sie auf keinen Fall gehen!«
»Ich dachte, ihr wolltet mich irgendwie auf die Probe stellen.«
»Doch nicht auf diese Weise, Piemur! Als ich herausfand, was Dirzan... Nein, zuerst das Gemüse!«, unterbrach sie ihren Satz und entriss ihm den Kuchenteller.
»Aber, Menolly - du weißt, dass ich die Pastete nur mag, wenn sie ganz heiß ist!«
»Dann beeil dich mit dem Rest! Du wirst in den nächsten Tagen deine Kraft brauchen - und deinen Verstand.
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