Drachenmeister
unauffällig wie möglich unter die Festbesucher mischen sollten.
Piemur tröstete sich damit, dass dieser Auftrag auch seine Vorteile hatte. Er kam um das Fest auf Burg Fort und Tilgins Gesang herum. Piemur seufzte tief. Es bedrückte ihn immer noch, dass er ausgerechnet die Rolle, die Domick ihm auf den Leib geschrieben hatte, nicht mehr singen konnte. Die Bewunderung der übrigen Harfner wäre ihm gewiss gewesen. Vielleicht hätte sogar Lessa, die Weyrherrin von Benden, Notiz von ihm genommen. Ganz sicher erschien sie als Ehrengast auf Baron Groghes Fest, um die neue Ballade zu hören.
Er fror und fühlte sich elend. Nicht einmal einen Schluck kalten Klah hatte er zu sich genommen, als man ihn weckte und hierher verfrachtete. Bis Sebell mit seiner Herde hier vorbeikam, konnten noch Stunden vergehen!
Und wenn sie den Auftrag hier erledigt hatten und wieder heimkehrten, welche Arbeiten erwarteten ihn dann in der Harfnerhalle? Piemur grinste und schlang die Arme enger um die Knie. Rokayas hatte ihn am Vortag ganz entgeistert angeschaut, als er die schwierige Trommelbotschaft, die sich der Geselle als Test ausgedacht hatte, fehlerfrei wiedergeben konnte. Piemur tat es fast leid, dass er nun nicht mehr...
Er tastete neben sich und fand einen Stein. Vorsichtig schlug er damit gegen den Felsblock, der ihm als Schutz diente. Der Laut hallte über das kleine Tal hinweg. Piemur nahm einen zweiten Stein, stand auf und ging bis an die Straße, die sich inzwischen als gewundenes helles Band gegen das Grau abhob. Er schlug die Steine in der monotonen Kennfolge für »Harfner« zusammen und fügte den Code für »Wo?« an. Das helle, scharfe Hämmern prallte von den Felswänden zurück. Er wartete, damit Sebell Zeit fand, sich ebenfalls mit Steinen zu versorgen, und wiederholte dann die beiden Takte. Nach einer kurzen Pause hörte er ein Stück entfernt die gedämpfte Antwort: »Geselle unterwegs.«
Piemur war unsagbar erleichtert. Er überlegte sich eben, ob er Sebell entgegengehen oder in seinem Versteck warten sollte, als aus der Ferne die Botschaft: »Bleib!« an sein Ohr drang. Er war ein wenig enttäuscht über diese Auskunft und fuhr mit der Fußspitze unschlüssig im lockeren Geröll am Wegrand umher. Ganz sicher war Sebell nicht mehr weit entfernt. Was machte es also, wenn er dem Harfnergesellen entgegenging? Aber die Botschaft war eindeutig gewesen, und sicher hatte Sebell einen triftigen Grund für seinen Befehl - einen triftigeren Grund als Oldives Mahnung, auf Piemurs Gesundheit zu achten.
Zögernd kehrte Piemur in sein Versteck zurück - und keine Sekunde zu früh! Er hörte das Klappern von Rennerhufen auf Stein, das Klirren von Metall und laute, anfeuernde Rufe. Ein Schwarm Feuerechsen schoss aus dem fahlgrauen südlichen Himmel und jagte die gewundene Straße entlang. Piemur konzentrierte seine Gedanken auf die Schwärze des Dazwischen, als die Echsen an seinem Versteck vorbeiflogen. Der Boden unter seinen Füßen begann zu zittern und eine Reiterschar preschte die Straße entlang.
Staub wirbelte hoch. Piemur konnte nicht genau sagen, wie viele Männer vorbeiritten, aber er schätzte die Zahl auf etwa ein Dutzend. Ein Dutzend Reiter, eskortiert von einem ganzen Echsenschwarm?
Wieder stieg Ärger in Piemur auf. Er wusste, dass ihn die Echsen, die allem Anschein nach einer Gruppe wohlhabender Hofbesitzer gehörten, weit weniger gestört hätten, wenn er nicht schon bei der ersten Karawane einen ganzen Schwarm entdeckt hätte. Das war einfach ungerecht. Er musste Baron Oterel von ganzem Herzen beipflichten: Es gab zu viele Echsen in Nabol.
Seine Empörung über Merons Machenschaften war so groß, dass er zunächst das Schlurfen und Stampfen der näher kommenden Herde überhaupt nicht wahrnahm.
Kimis fragendes Zirpen ließ ihn zusammenzucken. Die kleine
Echse zirpte noch einmal, fast als wolle sie sich entschuldigen. Sie saß auf der Kante des Felsblocks und beobachtete ihn mit rasch kreisenden Augen.
»Na?«, meinte Sebell und spähte in sein Versteck. »Du hast meine Anweisung aber sehr wörtlich genommen.«
»Jeder von denen besitzt eine Echse!«, platzte Piemur heraus, viel zu entrüstet, um den Harfnergesellen höflich zu begrüßen.
»Ja, das ist mir auch aufgefallen.«
»Die da meine ich gar nicht.« Piemur wies mit dem Daumen in Richtung des Reitertrupps. »Aber vor ihnen kam eine Karawane durch, die von zwei oder drei ganzen Schwärmen begleitet wurde...«
»Haben sie dich bemerkt?«, fragte
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