Drachenmeister
Geheimrezept verriet: Er berief sich auf eine Futtermischung, die seit Generationen jeweils vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde und sich aus Kräutern und Heu zusammensetzte, angereichert durch Beeren und ein wenig eingeweichtes Trockenobst. Er sagte sogar, dass er und die Seinen manchmal auf Essen verzichteten, nur um die Tiere durchzubringen, und Piemur zog die Wangen nach innen, damit sie
auch eingefallen wirkten. Er sah, wie die Blicke der Männer seine blauen Flecken streiften, während Sebell prahlte, dass er seine Leute über sämtliche Hügel hetzte, bis sie ihm die geeigneten Kräuter brachten.
Die Gruppe zog weitere aufmerksame Lauscher an, die zwar einen respektvollen Abstand einhielten, aber doch nahe genug standen, um das Gespräch mitzuverfolgen. Eines verstand Piemur nicht. Die Tiere besaßen uralte Ruatha-Brandzeichen, aber auch gut vernarbte Zuchtmarkierungen eines Zweitbesitzers. Dann kam ihm eine Idee. Sebell wandte seinen Trick sicher nicht zum ersten Mal an. Vermutlich gab es irgendwo auf Ruatha einen Viehhändler, der ein paar Tiere für den Bedarf der Harfnerhalle mitversorgte. Piemur entspannte sich und genoss Sebells geschickte Taktik.
Die Sonne stand schon hoch über den Gipfeln, als Sebell seine Geschäfte mit einem Handschlag abgeschlossen hatte. Ein Mann hatte drei Tiere erstanden, während sich die anderen mit je einem begnügten. Und Sebell hatte einen guten Preis für seine Herde erzielt, das wusste Piemur. Er nahm an, dass die Anschaffungsund Aufzuchtskosten damit mehr als gedeckt waren. Nachdem die neuen Besitzer die Tiere aus dem Pferch getrieben hatten, hellten sich Sebells staubverschmierte Züge ein wenig auf, und er grinste Piemur an.
»Hätte nicht geglaubt, dass ich so viel rausschlagen könnte«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Aber der Trick zieht immer noch.«
»Welcher Trick?«
Sebell klopfte sich sorgfältig den Staub von den Kleidern. »Du kommst in aller Frühe mit guten Tieren an und treibst sie gleich auf den Festplatz, ohne dich frisch zu machen oder eine Stunde zu schlafen. Dann stürzen die Käufer auf dich los, weil sie hoffen, du seist so müde, dass sie dich übertölpeln können.«
»Wo waren die Prachtstücke denn her?«
Ein breites Grinsen lag auf Sebells Zügen. »Gildengeheimnis!« Er blinzelte Piemur zu und packte ihn dann grob am Arm. »Los, sieh dich ein wenig auf dem Fest um!«, brummte er. »Aber wehe, du bist nicht rechtzeitig zurück, wenn ich aufbrechen will!«
Piemur schlenderte einmal an den Buden und Ständen vorbei und kam zu dem Schluss, dass er schon schönere Feste gesehen hatte. Beim Bäcker gab es keine Beerenpasteten, und die Gilden hatten offenbar nur jüngere Gesellen entsandt, die sie leicht entbehren konnten. Immerhin, Festtage gab es nur wenige, und so nutzten die Bewohner von Nabol die Gelegenheit, um sich ein wenig zu zerstreuen.
Der Weinschenk hatte bereits alle Hände voll zu tun, als Piemur ein zweites Mal die Runde machte. Er ließ sich in einer Ecke der Bude nieder, aß langsam eine Scheibe Brot mit Fleisch und lauschte den Gesprächen der Besucher. Mit wachsendem Zorn stellte er fest, dass eine Unmenge von Feuerechsen umherschwirrten. Sie saßen auf den Dächern der Stände, flatterten ihren Freunden auf die Schultern und vollführten wilde Lufttänze. Anfangs versuchte sich Piemur einzureden, dass es immer der gleiche Schwarm war, den er zu Gesicht bekam. Er stellte auch fest, dass in der Hauptsache grüne Echsen vertreten waren. Blaue oder braune Tiere sah er selten und Bronzeechsen entdeckte er nur auf den Schultern einiger reicher Hofbesitzer. Aber wie immer er die Angelegenheit betrachtete, er kam nicht um die Tatsache herum, dass es auf Nabol mehr Feuerechsen gab, als er je auf einem Haufen gesehen hatte. Nicht einmal zur Gegenüberstellung auf Benden fanden sich so viele der kleinen Geschöpfe ein.
Plötzlich drang ein Satz an sein Ohr, der ihn aufhorchen ließ. »Wie ich höre, sollen sie heute noch schlüpfen!«
Piemur kratzte sich heftig an der Schulter und drehte dabei den Kopf halb nach hinten, bis er den Sprecher in der Menge ausgemacht hatte. Den Gildeabzeichen nach, war er ein Schmied. Der
Mann, der nun mit Verschwörermiene nickte, trug die Embleme der Bergleute.
»Nabol kümmert sich nicht richtig um die Gelege - das ist es. Das letzte Mal hatten wir drei kaputte Eier. Mein Meister war ganz schön aufgebracht. Will sich heute unbedingt drei neue beschaffen - und wie ich Kaijan kenne,
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