Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
Mund und sein Körper fühlte sich steif an. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war; auch die Schmerzen und den rasenden Hunger konnte er sich nicht erklären.
    Dann kam die Erinnerung und er richtete sich kerzengerade auf. Seine Hand tastete nach dem Bündel mit dem Ei. Er wickelte in fieberhafter Hast die Lumpen auf und berührte die warme Schale mit einem Seufzer der Erleichterung. Die kurze tropische Dämmerung rückte heran und die Strahlen der Abendsonne färbten das Laub ringsum golden. Er vernahm das leise Klatschen von Wellen; als er sich dem Laut zuwandte, sah er, dass er nur ein Stück vom Strand entfernt lag. Wie zerschlagen kroch er unter dem Strauchwerk hervor. Der Ruf eines heimkehrenden Whers ließ ihn zusammenfahren. Er wusste, dass ihm nur noch wenig Zeit und Licht blieben, um das Ei einzugraben. Während er zum Strand stolperte, hoffte er inbrünstig, dass die Küste nicht gerade hier aus Felsen bestand. Gleich darauf spürte er Sand unter den Füßen und kniete nieder, um eine Kuhle zu buddeln und das Ei darin zu verstecken.
    Mit letzter Kraft sammelte er ein paar Steine, kennzeichnete die Stelle und schleppte sich dann zurück in den Dschungel. Das schwache Abendlicht umspielte einen Baum mit Orangenfrüchten. Die ersten, die er mit einem langen Ast herunterschlug, waren hart und unreif, und eine weitere zerplatzte am Boden.
Schließlich erwischte er jedoch zwei essbare Früchte. Sie reichten zwar nicht aus, um seinen Hunger zu stillen, aber er war zu müde, um nach mehr Nahrung zu suchen. So rollte er sich neben den Baumwurzeln zusammen und fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Piemur blieb auch den ganzen nächsten Tag am Rande des Dschungels. Er rastete, badete im warmen Meerwasser und wusch seine fleckigen, zerrissenen Kleider. Einige Male sah er Feuerechsen und Drachen am Himmel und floh in den Schutz des Waldes. Offenbar befand er sich noch zu nahe am Weyr; er beschloss, ein Stück weiterzuziehen. Aber zuerst musste er etwas essen - Orangen- und Rotfrüchte, die hier in Hülle und Fülle zu wachsen schienen. Piemur sammelte außerdem einige verdorrte Schalen, eine zum Wasserschöpfen und eine weitere, in der er das Feuerechsenei tragen konnte, das im Moment noch im warmen Sand vergraben lag.
    Die Feuerechsen und Drachen flogen in Richtung Weyr zurück. Piemur wartete eine Weile, dann grub er das Ei aus, umhüllte es mit heißem Sand und wanderte nach Westen.
    Er konnte nicht sagen, weshalb er glaubte, dass der Süd-Weyr und die Burg des Südens eine Gefahr für ihn darstellten. Er handelte einfach aus dem Gefühl heraus, dass es besser sei, jeden Kontakt mit anderen Menschen zu meiden, zumindest so lange, bis das Ei herangereift war und er die junge Echse für sich gewinnen konnte. Das war im Grunde unlogisch, aber er hatte eine schlimme Verfolgungsjagd hinter sich, und der Gedanke an Flucht ließ ihn noch nicht los.
    Der erste Mond zog früh herauf, eine volle, leuchtende Scheibe, und wies ihm den Weg über felsige Steilklippen und hohe Sanddünen. Piemur wanderte einfach dahin, pflückte hier und da eine Frucht und suchte sich insgesamt dreimal einen geschützten Platz zum Schlafen - aber jedes Mal trieb ihn die Angst bereits nach kurzer Zeit weiter.

    Der zweite Mond ging auf, und die Helligkeit nahm zu, aber gleichzeitig verstärkten und kreuzten sich die Schatten, welche die beiden Himmelskörper warfen. Sie verwandelten Felsbrocken in drohende Berge und Dünen in unbezwingbare Wälle. Piemur hatte gehört, dass dem Wanderer unter dem Licht der Zwillingsmonde seltsame Dinge zustoßen konnten, aber er setzte seinen Weg fort, bis die beiden Trabanten untergegangen waren und die Dunkelheit ihn zwang, Zuflucht unter den Bäumen zu suchen. Hier befand er sich in Sicherheit, falls er einschlief und am Morgen nicht rechtzeitig wach wurde.
    Er schrak aus dem Schlaf, weil eine Schlange über seine Beine kroch. Krampfhaft umklammerte er das Ei, denn er wusste, dass Schlangen eine Vorliebe für Echseneier besaßen. Der Sand um seinen kostbaren Besitz fühlte sich kalt an und das brachte ihn auf die Füße. Jenseits des Dschungelsaums flimmerte eine kleine Bucht in der Vormittagssonne. Er grub eine Kuhle am Strand und legte das Ei hinein. Ein Kreis von Steinen und die umgestülpte Fruchtschale markierten den Ort. Dann kehrte er in den Dschungel zurück, um Wasser und Nahrung zu suchen.
    Das frische, rohe Obst, das im Moment seine einzige Kost darstellte, machte seinem Magen zu schaffen, und

Weitere Kostenlose Bücher