Drachenmeister
es vorsichtig in die Fruchthülle.
In dieser Nacht wanderte er wieder nach Westen, bis die beiden Monde untergegangen waren. Dann legte er sich ins trockene Laub zum Schlafen nieder, ganz am Rande des Dschungels, damit ihn die Morgensonne rechtzeitig zum Angeln weckte.
Diesen Rhythmus hielt Piemur zwei weitere Tage und Nächte ein; seit geraumer Zeit hatte er keine Feuerechsen und Drachen mehr gesehen. Nur die wilden Where zogen von Zeit zu Zeit hoch über ihm hinweg. Er nahm sich vor, am nächsten Tag einen Platz mit genügend Süßwasser und einem Sandstreifen oberhalb der Flutmarke zu suchen und dort zu bleiben. Die Schale des Echseneies fühlte sich deutlich härter an; das Junge konnte nun jeden Moment ausschlüpfen.
An diesem Abend überlegte er erstmals, weshalb er sich so weit von Weyr und Burg entfernt hatte. Sicher, es machte ihm Spaß, Bucht um Bucht zu entdecken und die warme Küste entlangzuwandern. Auch dass er ganz auf sich gestellt war und sich allein durchschlagen musste, reizte ihn. Nun da er genug zu essen hatte, begann er, das abenteuerliche Leben zu lieben. Er war überzeugt davon, dass er Buchten durchwandert hatte, die noch kein Mensch betreten hatte. Er war frei, musste nicht mehr die Anweisungen von Gesellen und Meistern befolgen, wie er es einen Planetenumlauf nach dem anderen getan hatte.
Am Morgen angelte er von Neuem und erbeutete einen Stachelschwanz, den er mit großer Vorsicht behandelte, weil er sich an Menollys Unglück erinnerte. Die Harfnerin war nämlich beim Ausnehmen von Stachelschwänzen mit ihrem Messer an dem zähen, öltriefenden Fleisch abgerutscht; die tiefe Wunde, die sie sich dabei zufügte, begann, sich durch einen Tropfen Giftschleim zu entzünden, und um ein Haar wäre die Hand des Mädchens für immer steif geblieben. Für Piemur allerdings erwies sich der Fischtran als Segen. Er rieb sich damit die sonnengerötete Haut ein, die sich bereits in Fetzen löste. Die
Erleichterung war so groß, dass er sogar den durchdringenden Fischgestank in Kauf nahm.
Dann holte er wie an jedem Vormittag das Echsenei aus der Sandkuhle und befühlte es aufmerksam. Die Schale war jetzt steinhart und musste jeden Moment brechen. Er umgab seine kostbare Beute erneut mit heißem Sand und einer trockenen Fruchtschale und wanderte durch den schattigen Wald nach Westen weiter.
Gegen Mittag wich der Dschungel unvermittelt zurück und Piemur stand vor einer weiten Sandfläche. Die Sonne flimmerte auf der hellen Ebene und verwischte die Konturen. Piemur legte eine Hand vor die Augen und spähte zum Meer hinaus. Er sah eine Lagune, größtenteils vom Meer abgetrennt durch eine Barriere zerklüfteter Felsen, die wohl die ursprüngliche Küstenlinie gebildet hatten. Piemur kletterte vorsichtig über die Steine und entdeckte im klaren Wasser der Lagune eine Vielzahl von Fischen und anderen Meerestieren, die allem Anschein nach von der Flut hereingeschwemmt wurden und nach dem Ablaufen des Wassers in dem lang gestreckten Tümpel gefangen blieben. Hier hatte er genau das, was er brauchte - einen eigenen Fischteich! Er kehrte ein Stück um und folgte der Küstenlinie. Parallel zu dem Spalt, an dem die Lagune ins Meer mündete, entdeckte er einen kleinen Bach, der aus dem Dschungel kam und sich in die Lagune ergoss. Er folgte seinem Lauf bis zu einer Stelle, wo sich das Wasser nicht mehr mit dem Meersalz vermischte, sondern rein und süß schmeckte.
Piemur war erstaunt und begeistert zugleich, dass es auf diesem Kontinent aus Sonne, Meer und Sand einen Fleck gab, der so genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war. Und das Land ringsum gehörte ihm ganz allein! Hier konnte er bleiben, bis das Echsenjunge schlüpfte. Es wurde höchste Zeit, sich auf dieses Ereignis vorzubereiten, sonst scheiterte der telepathische Kontakt am Ende daran, dass er kein Futter für die kleine Echse besaß!
Er hatte während der vergangenen zwei Tage weder Feuerechsen noch Drachen erspäht. Vielleicht war das mit ein Grund, dass er nicht an die Silberfäden dachte. Rückblickend erkannte er, dass ihm die Existenz der Sporen auf der Südhälfte von Pern durchaus vertraut gewesen war - aber seine Gedanken hatten dem Echsenei gegolten, und er war so damit beschäftigt gewesen, sich Nahrung zu beschaffen, dass die Probleme des Harfneralltags in weite Ferne rückten.
Im ersten Licht des neuen Tages nahm Piemur seine Angel, polsterte einen der scharfkantigen Küstenfelsen mit einem Bündel Gras und legte sich flach ans
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