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Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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den Gedanken kam, euch etwas anzubieten.« Damit eilte Candler die Stufen hinunter.
    Sebell nahm noch einmal die Schlägel in die Hand und trommelte einen raschen Rhythmus. »Lehrling! Melden! Dringend!« Er wartete ein paar Atemzüge lang und wiederholte dann die Aufforderung.
    »Wenn er sich irgendwo zwischen hier und Ruatha oder Crom versteckt hält, dann wird er uns hören«, sagte Sebell und befestigte die Trommelstöcke an ihren Haken, ehe er zu Menolly ans Fenster trat.
    Ihre Miene wirkte traurig, und zwischen ihren Augenbrauen stand eine steile kleine Falte, während sie über die geduckten Hütten zum Festplatz hinunterschaute. Dort herrschte immer noch ein hektisches Durcheinander, weil viele Besucher aufgrund des Zwischenfalls in den Zelten übernachtet hatten. Aber
bis zu den Trommelhöhen drang kaum ein Laut herauf und die Szene hatte etwas Unwirkliches an sich.
    »Mach dir keine Sorgen um Piemur, Menolly«, sagte Sebell fröhlicher, als ihm zumute war. »Der Junge landet immer wieder auf den Füßen.« Er legte ihr einen Moment lang den Arm um die Schultern und lächelte.
    »Außer wenn die Stufen eingefettet sind!«, fauchte Menolly, und der Harfner zog sie beruhigend an sich.
    »Du musst das anders sehen. Sein Missgeschick hat sich doch letzten Endes als Vorteil erwiesen. Er muss nicht mehr zu den Trommlern zurück und hat obendrein ein Königinnenei ergattert. Warte nur, plötzlich steht er am Burgtor und grinst uns unschuldig an. Dabei hat er es faustdick hinter den Ohren! Jemand, der es schafft, Baron Meron zu überlisten...«
    »Wenn ich dir nur glauben könnte, Sebell!«, seufzte Menolly und lehnte den KopfTrost suchend an seine Schulter. »Aber Prinzesschen und Rocky hätten ihn aufgestöbert, falls er irgendwo hier in der Nähe wäre.«
    »Der Bengel taucht garantiert wieder auf!«, sagte Sebell mit großer Bestimmtheit. Im gleichen Moment hörten sie die erste Antwort über die Berge dröhnen und Sebell lief rasch an die Instrumente.
    Candler kam zurück, als Sebell eben das letzte »Verstanden« trommelte. Der Harfner von Nabol keuchte, denn er hatte nicht nur ein schwer beladenes Tablett mitgebracht, sondern obendrein einen Weinschlauch über die Schulter geschlungen. Die drei Harfner fanden Zeit für eine ausgiebige Mahlzeit, ehe die ersten Besucher eintrafen.
    Sebell würgte, als er Baron Nessel und Baron Bargen in die Gemächer des Burgherrn geleitete. Menolly hatte sich um Baron Oterel und WeyrführerT’bor gekümmert und auch sie kämpfte gegen die Übelkeit an. Lediglich Candler schien der Gestank nichts auszumachen.

    Sebell, der den Burgherrn einige Stunden zuvor am Festplatz gesehen hatte, zeigte sich entsetzt über die Veränderung, die in dem Mann vorgegangen war: Meron lehnte in den Kissen, die Augen tief in die Höhlen gesunken, die fahlen Züge schmerzverzerrt; die Finger, die unruhig an der Felldecke rupften, erinnerten an Krallen. Es war, fand Sebell, als ob sich der letzte Lebensfunke in diesen Händen befand, die sich an der Decke festklammerten.
    »So, ich bekomme noch einmal Gäste? Ihr seid mir alles andere als willkommen! Geht weg! Ich muss sterben. Darauf wartet ihr allesamt doch seit mehr als drei Planetenumläufen! Ich tue euch den Gefallen, aber lasst mich allein!«
    »Sie haben bis jetzt keinen Nachfolger ernannt«, entgegnete Baron Oterel ohne jedes Zartgefühl.
    »Das werde ich auch nicht tun.«
    »Ich glaube, in diesem Punkt müssen wir Sie zu einem Gesinnungswandel überreden«, warf der Meisterharfner mit ruhigem, beinahe freundschaftlichem Tonfall ein.
    »Und wie wollen Sie das schaffen?«, fragte Baron Meron höhnisch.
    »Es gibt die sanfte Methode...«
    »Wenn Sie glauben, dass ich nachgebe, nur damit Sie und dieses Geschmeiß von Benden es leichter haben, dann täuschen Sie sich!« Keuchend sank der Mann in seine Kissen zurück und winkte mit schwacher Geste Meister Oldive zu sich. Der jedoch hatte den Blick fest auf den Harfner gerichtet.
    »... oder eine härtere Gangart«, fuhr Meister Robinton fort, als habe Baron Meron kein Wort gesagt.
    »Pah, Sie werden einen Sterbenden in Ruhe lassen, Meister Robinton! Hierher, Heiler, meine Medizin!«
    Der Harfner hob den Arm und hinderte Berdine daran, ans Krankenbett zu eilen. »Ganz recht, Baron Meron«, sagte er unerbittlich, »wir lassen Sie in Ruhe - absolut in Ruhe!«

    Sebell merkte, wie Menolly den Atem anhielt. Sie begriff, was Meister Robinton vorhatte, um den Burgherrn zu einer Antwort zu zwingen.

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