Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Angriffen zweier Elementarer Clans standgehalten. Dem des Wassers und dem der Luft. Du hast ihre Kräfte erfasst.«
    »Davon merke ich nicht viel. Mir tun die Beine weh, und ich bin müde wie ein Hund.«
    »Die Kräfte zu erfassen bedeutet nicht, sie zu beherrschen. Aber du hast die Weihen zweier Clans hinter dich gebracht.«
    »Und ich muss noch alle anderen bestehen?«
    »Ganz, wie du willst«, antwortete Tel. »Du kannst natürlich auch nach Hause zurückkehren. Du wirst sehen, der Pfad wird sich dir offenbaren. Aber zufällig liegt hier gerade das Land des Erdclans vor uns.«
    »Wie wunderbar! Schon lange hat keiner mehr versucht, mich umzubringen.«
    »Ja, du hast Recht«, stimmte Tel verdächtig schnell zu. »Das ist das Schwierigste für dich. Aber schau nur, das Feuer … beherrschst du sogar ohne Initiation.«
    »Na klar.« Viktor wühlte in seiner Tasche nach dem Feuerzeug und drückte mit dem Daumen auf den Anzünder. »Ich bin der Herrscher des Feuers.«
    »Das heißt, nach Oros … Oros. Ach, ich liebe diese Stadt.«

    Tel setzte sich auf, brachte ihre Haare in Ordnung und blickte Viktor an, und dabei spielte ein feines trauriges Lächeln um ihre Lippen. »Ich bin sehr froh, dass ich dich getroffen habe. Die Andere Seite hat dich nicht gebrochen. Dafür müssen wir uns bei deiner Großmutter bedanken, aber du selbst bist auch ein feiner Kerl.«
    »Sag mal, Tel … als Großmutter Vera mich zwang zu springen … und später ins eisige Wasser zu hüpfen … was war das?«
    »Eine Prüfung.«
    »Wenn sie geahnt hat, wohin es mich verschlagen könnte, warum hat sie es mir dann nicht gesagt?«
    »Weil dein Schicksal nur dein Schicksal ist. Aber deine Wahl triffst du selbst. Du hättest auch anders erzogen werden, was anderes lernen können. Aber wozu, da doch keiner wusste, wie dein Leben verlaufen würde? Du musstest nicht zwangsläufig hier landen. Etwa, wenn ich nicht durchgekommen wäre. Oder wenn du ein ganz anderer Mensch geworden wärst; denk doch, nur ein kleiner Schritt, und die Andere Seite hätte dich verschluckt. Es hätte schon ausgereicht, dass etwas dich bei euch hält … ein Fädchen, eine Wurzel, ein Anker, dann hättest du nicht weggehen können.«
    »Vielleicht wenn ich glücklich gewesen wäre«, flüsterte Viktor.
    »Ja, sicher.«
    »Aber es gefällt mir hier. Wirklich. Trotz allem.«
    Der Weg zum Kanal war weit. Die Sonne stand schon tief, als Tel und Viktor ihn endlich erreichten.
    Der Kanal war breit und schön anzusehen. Die Uferböschung war an manchen Stellen mit Holzbalken verstärkt; auf dem Wasser glitten breite Flöße und dicke Lastkähne
dahin, ganz ohne Ruder und Segel, nur getrieben von der Strömung.
    »Tel …« Viktor konnte seine Frage nicht zurückhalten. »Wie ist das möglich … dass sie in beide Richtungen von selbst schwimmen?«
    Das Mädchen blickte nicht mal zu den Kähnen hin. »Diesen Kanal haben Wasser und Erde gemeinsam ausgehoben, Viktor. Die Magier des Wassers haben Strömungen in beide Richtungen hineingewirkt. Vorwärts und rückwärts. Und zwar so raffiniert, dass ein schwer beladener Lastkahn mit der gleichen Geschwindigkeit dahingleitet wie ein leerer. Ihre Kraft ist groß, da kann man sagen, was man will.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Was meinst du? Wir gehen zum Ufer und halten ein Schiff an. Passagiere werden gerne aufgenommen.«
    Das Mädchen ging energischen Schrittes zum Rand der Uferböschung, die hier mit einer niedrigen Mauer aus Holz verstärkt war. Sie postierte sich und streckte die Hand zu einer Geste aus, wie sie auch auf der Anderen Seite bekannt war, nämlich zu einer geschlossenen Faust, aus welcher der Daumen in die Höhe ragte.
    »Irgendwer wird uns schon mitnehmen«, sagte Tel.
    Sie mussten nicht lange warten. Zunächst schwamm ein langes Floß vorbei, das offenbar Bauholz nach Süden transportierte; der nächste Kahn, der darauf folgte, glitt aufs Ufer zu. Er war etwas kleiner als die meisten anderen, wirkte gut in Schuss, war frisch mit brauner Farbe gestrichen und trug am Bug in dunkelroten Buchstaben den Namen Elberet.
    Elberet, Elberet … irgendwie kam ihm das bekannt vor …
    »He!«, rief jemand auf der Barke. »Springt rüber! Hier können wir nirgends festmachen, seht ihr das nicht?«

    Tel hüpfte grazil an Bord. Viktor sprang als Zweiter und stellte überrascht fest, dass die Luft ihn fürsorglich unter den Armen fasste, als fürchtete sie, er könne abstürzen, obgleich zwischen der Kahnwand und dem Ufer nicht

Weitere Kostenlose Bücher