Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
von den alten Schlachten wollte sie nicht hören … fühlte sich selbst als Kämpferin!« Eleneldil rieb sich düster das Genick und runzelte die Brauen.
»Rada?«, rief Viktor aus.
»Ja, Rada war ihr Name … Warum bleiben die hübschen Mädchen nicht zu Hause? Irgendwoher kriegen sie ein Schwert … na toll! … und schon spazieren sie los auf der Suche nach Abenteuern.«
Also saß Konams Tochter mitnichten in ihrem gemütlichen Restaurant! Am Ende war Viktor selbst schuld daran – vielleicht hatte er ihre Seele in Unruhe versetzt.
»Wenn du willst, kann ich hier für Ordnung sorgen«, bot Tel an. Das Gespräch über Rada schien ihr ganz und gar nicht zu behagen.
»So was lob ich mir!« Das Gesicht des Kapitäns erhellte sich, und er lächelte. »Nein wirklich, das ist gut! Tel, du bist ein Herzchen. Wenn Viktor dich nicht gut behandelt, dann kommst du zu mir! Wir Männer bleiben derweil an Deck, um dich nicht zu stören …«
Er ergriff ein kleines Holzfässchen, das am Boden stand, und wollte die Kajüte verlassen.
»Erst bringt ihr mir zwei Eimer Wasser, einen Besen und Lappen«, kommandierte Tel.
»Wasser bring ich gleich … aber Lappen …«
Tel beugte sich schweigend über den Kleiderhaufen. »Willst du das noch tragen?«
Der Kapitän strich sich über das Kinn, während er das an vielen Stellen durchgescheuerte Hemd voller Ölfarbe und Risse studierte. »Nun ja, vermutlich nicht … na ja, nimm es! Was man für Sauberkeit nicht alles opfert!«
Erst zehn Minuten später, nachdem sie Wasser geholt und den Tisch sowie das schmale Bett in die Mitte des Zimmers gerückt hatten, durften sie zurück an Deck gehen. Sich vorsichtig umsehend, schüttelte der Kapitän den Kopf. »Nein, ich bin natürlich für Hygiene und so … aber das ist schon übertrieben … Und, wollen wir was trinken?«
Sie machten es sich am Bug des Schiffes bequem. Aus der Kajüte drang ungeheurer Lärm, Rumpeln und unzufriedenes Knurren; es waren ganz sicher nicht die Geräusche, die man von einem zierlichen Mädchen erwartet hätte, vielmehr klang es nach einem Zug betrunkener Soldaten, die ein Nonnenkloster gestürmt hatten und dort ein Gelage veranstalteten.
Viktor nickte. Er hatte das Bedürfnis, das Glas abzuspülen, aber nicht unbedingt mit Kanalwasser, denn dort hinein hatte sich soeben ein älterer Gnom mit verschlagenem Gesicht von einem entgegenkommenden Kahn aus erleichtert.
Zum Glück erwies sich das Bier als stark, sättigend und schmackhaft, obwohl es reichlich warm war. Sie stießen an und tranken aus.
»Darf ich dich Nikolaj nennen?«, fragte Viktor.
»Na klar.« Leichten Herzens stimmte Eleneldil zu. »Nur nicht Nik … das hasse ich …«
Er schenkte die Gläser wieder voll. »Es ist schön hier, nicht wahr?«
»Ja, nicht schlecht«, antwortete Viktor vorsichtig.
»Bist du schon lange da?«
»Drei Tage.«
»Oh! Darauf müssen wir trinken.«
Aus irgendeinem Grund hatte Viktor das Gefühl, dass auch eine Frist von einer Woche oder einem Monat diese
Reaktion hervorgerufen hätte. Wieder leerten sie ihre Gläser.
»Und du, Kolja?«
»Fast drei Jahre …« Nikolaj knöpfte den Mantel auf, und erst jetzt begriff Viktor, warum der Kapitän ihn überge zogen hatte; darunter trug er nichts als weite Boxershorts. »Ach … ich schaffe es einfach nicht, braun zu werden. Immer hocke ich nur in der Kajüte. Willst du?«
Er zog einige selbstgedrehte Zigaretten aus der Manteltasche und hielt Viktor eine davon hin.
»Nein, danke.«
»Selbst schuld …« Nikolaj zündete eine Zigarette an und sog gierig an ihr. Süßlicher Rauch von Marihuana machte sich breit.
»Und wie geht’s dir … hier?«, fragte Viktor.
»Was meinst du?«
»Wie lebst du so? Hast du kein Heimweh?«
»Das fehlt gerade noch.« Nikolaj schnaubte. »Wenn du es genau wissen willst, ich habe immer von einem solchen Leben geträumt! Diese Andere Seite … hing mir dermaßen zum Hals raus! Glaub mir, um in diese Welt zu kommen, hätte ich mein Leben aufs Spiel gesetzt.«
»Ernsthaft?«
»Jep! Was hatte ich da verloren? Ich hab als Programmierer gearbeitet und mir die Augen am Bildschirm ruiniert. Nur mit der Seele konnte ich entkommen – ich habe Fantasy-Romane gelesen oder mit den Jungs Rollenspiele im Wald veranstaltet … Und weißt du, was? Ich habe nie auch nur im Geringsten daran gezweifelt, dass es eine solche Welt tatsächlich gibt! Eine echte Welt! Mit Elfen, Gnomen, Magiern!«
»Dann hast du ja richtig Glück gehabt
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