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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    Tel lachte. Dann fragte sie lauernd: »Bist du eifersüchtig?«
    Viktor schnappte nach Luft vor Empörung. »Was? Tel … also … du bist … nicht so ganz mein Geschmack, und außerdem … bist du noch zu jung.«
    »Was heißt, nicht dein Geschmack?«
    »Ich bevorzuge blonde Frauen.«
    »Puh …« Tel schüttelte den Kopf. »Wie gewöhnlich. Ich dachte, du hättest mehr Stil.«
    »Das geht dich nichts an …« Viktor schwieg eine Weile und blickte verlegen zu Tel hinüber. Dann lächelte er. »Schon gut. Ich gebe mich geschlagen! Tel, mir war es wirklich unangenehm, dass dieser Kapitän dich immer so wohlgefällig angesehen hat.«
    »Du bist eifersüchtig«, seufzte das Mädchen. »Heißt das, dass ich Chancen bei dir habe? Wenn ich älter bin und mir die Haare färben lasse?«
    »Das hängt von deinem Benehmen ab.«
    »Ich werde mich sehr anstrengen«, sagte Tel in einem Ton, der wenig Anlass zur Hoffnung gab. Sie streckte sich auf der Matte aus und schob sich Viktors Pullover und die eigenen Handflächen unter den Kopf.
    Ein Kahn kam ihnen entgegen – bauchig und mit einem niedrigen Aufbau am Bug. Daneben standen ein Junge und ein Mädchen … vermutlich nur wenig älter als Tel. Der Junge winkte zu ihnen hinüber.
    Viktor machte leise »Hm« und winkte unsicher zurück. Er folgte dem Kahn mit seinen Augen und wunderte sich erneut darüber, wie genau voneinander abgegrenzt die gegenläufigen
Strömungen in dem engen Kanal verliefen. Die beiden Schiffe glitten nur einen knappen Meter aneinander vorbei. Aber der Junge zeigte nicht das kleinste Anzeichen von Beunruhigung. Er legte den Arm um die Schultern des Mädchens und deutete mit der anderen Hand auf etwas hoch oben in der Luft. Auch Viktor blickte zum Himmel. Die ersten Sterne waren zu sehen, ganz wie im Süden üblich, waren sie groß und strahlend. Er sah Sternschnuppen fallen …
    »Ich würde wohl nicht darauf bestehen, dass du dir die Haare färbst«, sagte Viktor. »Hörst du mich, Tel?«
    Tel hatte den Kopf in das improvisierte Kissen gedrückt und schlummerte friedlich. Viktor seufzte, deckte sie mit der Decke zu und stand noch eine Weile neben ihr. Das Mädchen musste wirklich erschöpft sein, dass es so schnell eingeschlummert war. Und er hatte sich wie ein egoistischer Klotz benommen und sie nicht einmal gefragt, wie es ihr ergangen war, wie sie ihn am Fluss gefunden hatte …
    Er streckte sich auf dem freien Rand der Matte aus und starrte lange mit geöffneten Augen in den Himmel, der inzwischen in einem Sternengewirr explodierte, und auf die Kronen der Bäume, die entlang des Flussufers in die Höhe ragten. Er lauschte dem Plätschern der Wellen. Was trieb ihn vorwärts? Was suchte er in Oros? Und wozu brauchte er die Clans und ihre Magier? Könnte er nicht doch hier irgendwo ein Plätzchen finden und sich niederlassen? Was war denn eigentlich so schlimm an Nikolajs Weg? Morgen würde er Tel sagen, dass er nirgendwohin mehr reisen wollte. Er würde beim nächsten Städtchen von Bord gehen. Er verfügte über gewisse Kräfte und würde sich schon zu wehren wissen, falls ihm noch mal eine Gruppe verrückter Magier an die Kehle wollte …

    Nachdem er diesen beruhigenden Entschluss gefasst hatte, schlief Viktor ein.
    Das Merkwürdigste war, dass er schon gänzlich aufgehört hatte, sich über irgendwas zu wundern. Ein weiteres Mal befand er sich inmitten der durchsichtigen Berge, des violetten Walds und der verkohlten Überreste des Laboratoriums.
    »Wieder erwischt«, sagte Viktor. »He, Scheusal, du hast mich wieder erwischt …«
    Den dreisten Dickwanst für die Wiederholung seiner Träume verantwortlich zu machen war natürlich dumm. Beim ersten Mal hatte der jedenfalls ganz sicher nichts damit zu tun gehabt und sich selbst über Viktors Besuch gewundert. Aber jetzt wurde Viktor den Gedanken nicht mehr los, dass jede beliebige Handlung seinerseits dem Fresssack zur Belustigung diente.
    »He«, schrie er. »Scheusal! Diesmal will ich nichts mit dir zu tun haben!«
    Der Wald schwieg und ebenso die grau gewordenen Ruinen des Gebäudes (hatte es hier geregnet oder was?); nur die Wellen antworteten mit zustimmendem Rollen, und der Wind erfasste seine Worte und trug sie in die Ferne.
    »Gute Nacht!«, wünschte Viktor den unsichtbaren Beobachtern. Er ging ein Stück weg vom Ufer, zu einer trockenen Stelle, legte sich hin und schlief ein.
    Zum zweiten Mal. Und er wunderte sich nicht einmal darüber, dass man im

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