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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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aber das macht nichts, ich liebe Kinder. Und Haus und Hof sind immer in Ordnung. Das Bier hier … hat sie selbst gebraut. Und, schmeckt es dir?«
    »Sehr gut«, antwortete Viktor. Er begann das hausgemachte Gebräu, das er auf den Wein getrunken hatte, allmählich zu spüren. In seinem Kopf dröhnte es, aber nicht nur das. Er ging zur Bordwand und folgte dem Beispiel des Gnoms.
    »So leben wir, ohne uns zu plagen«, fasste Nikolaj zusammen. »Ich hab schon überlegt, einen zweiten Kahn zu kaufen. Wenn du willst, stell ich dich als Kapitän an. Gewissermaßen über Beziehungen … Hast du dir schon überlegt, was du machen willst?«

    »Bei mir ist offenbar schon alles festgelegt«, sagte Viktor, ohne auf Einzelheiten einzugehen.
    »Nun ja, wenn sich das Mädelchen da um dich kümmert …« Nikolaj kniff zufrieden die Augen zusammen. »Das ist gut so, ganz ausgezeichnet. Aber denk dran, ich bin immer bereit, einem Landsmann zu helfen.«
    Der Kahn trieb langsam auf eine Brücke zu. Entweder kreuzte an dieser Stelle die Route der Gnome oder eine andere Trasse, das war vom Wasser aus nicht zu erkennen. Am Ufer standen, wie es Brauch war, ein Wachhäuschen, und neben einem melancholisch aussehenden, gesattelten Pferd ragte ein Wächtergnom mit einer Armbrust über der Schulter empor. Viktor winkte ihm freudig zu. Aber Nikolaj schien diese Sympathie nicht zu teilen. Er beobachtete den Gnom mit finsterem Blick, hieb ärgerlich mit der Faust aufs Holzdeck und heulte auf, weil er sich offenbar wehgetan hatte. »Zum Teufel mit ihnen …«
    Viktor hatte keine Ahnung, womit die Gnome der Brückenwache den Kapitän des Kahns so erzürnt hatten. Und er fragte auch nicht. Vielleicht hatten sie Abgaben verlangt. Ein ganzer Zug kleiner Boote kam ihnen entgegen. Sie waren mit weißen Marmorbrocken und Holz beladen. Das Leben in der Mittelwelt brodelte und kochte, es wurden Schlösser und Serails gebaut, dem Leben waren die Unstimmigkeiten zwischen Nikolaj und den berittenen Armbrustschützen völlig gleichgültig.
    »Nein, es gibt keine Vollkommenheit auf der Welt, nein …« Der zweite Joint hatte den Kapitän philosophisch gestimmt. »›Ach … wenn wundersame Feen unter der Knute der eisernen Blumen stöhnen …‹«
    Viktor wurde unruhig. Wenn der betrunkene Nikolaj jetzt anfing, Gedichte zu rezitieren, würde er das Weite suchen
müssen … Zum Glück trat in diesem Augenblick Tel aus der Kajüte.
    »He, ihr Trunkenbolde! Kommt! Der Stall ist sauber!«
    »Da hast du einen tollen Fang gemacht«, sagte Nikolaj wohlwollend. »Dünn ist sie, und jung, aber sie arbeitet gut. Nein wirklich, da kann ich dir nur gratulieren!«
    Im Deckhaus herrschten wahrhaftig Ordnung und Sauberkeit. Tel hatte sogar die Fenster geputzt, und die Sonne, die allmählich am Horizont unterging, spiegelte sich im frisch geschrubbten Boden. Auf dem gescheuerten Tisch stand in einem ausgespülten Glas ein Blumenstängel Schollenkraut. Wann hatte Tel das gepflückt?
    »Mann …« Nikolaj öffnete die Arme. Wahrscheinlich hegte er wie alle echten Faulpelze eine zarte, platonische Liebe für Sauberkeit. »Lass dich umarmen, Mädchen!«
    Zu Viktors Überraschung ließ sich Tel vom Kapitän bereitwillig einen nicht allzu väterlichen Kuss auf die Backe drücken. Aus den Augenwinkeln blickte sie zu Viktor hinüber, der sich verärgert abwandte.
    »Gut, jetzt bin ich an der Reihe!«, erklärte Nikolaj. Er öffnete den Schrank, stieß einen Pfiff aus – auch da drin war offenbar Ordnung gemacht worden – und holte verschiedene Tüten hervor. »Speck … vom eigenen Keiler übrigens! Gürkchen, Tomätchen … ein Hühnchen … das ich gestern in Chorsk gekauft habe, also noch frisch, aber das muss gegessen werden … Liköre habe ich keine, tut mir leid, aber Bier und Wodka gibt es genug.«
    Gemeinsam deckten die drei den Tisch, und wenig später saßen sie beim Abendbrot. Viktor genehmigte sich noch ein weiteres Glas Bier – das, wie ihm schwante, vermutlich eines zu viel war, denn er fühlte sich ohnehin schon ganz schwer vom Essen und Trinken.

    »Du möchtest bestimmt gern wissen, was sich zu Hause so tut?«, fragte er Nikolaj.
    »Zu Hause? Na was schon, da ist alles in Ordnung. Meine Frau besorgt den Haushalt, und der Kleine füttert wahrscheinlich gerade die Schweine …«
    »Ich meine auf der Anderen Seite.«
    »Ach … auf der Anderen Seite …« Nikolaj stürzte noch ein Glas Bier hinunter. »Na, ich weiß nicht. Wozu denn? Zurückkehren würde ich ohnehin

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