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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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auf die beiden zugemacht hatte, saß der Mann mit einem Ruck aufrecht da. Wie er sie so anblickte, war in seinen Augen auch nicht der kleinste Rest von Schlaftrunkenheit zu erkennen, ganz so, als ob er die ganze Zeit auf Loj gewartet hätte.
    Die Zauberin blieb augenblicklich stehen. Innerlich war ihr Gegenüber vollkommen konzentriert und bereit zum Kampf.
    Schlecht, ganz schlecht, Loj. Wirst du alt? Oder bist du endlich auf jemanden getroffen, dem du nicht das Wasser reichen kannst?
    Sie bemühte sich, so natürlich wie möglich zu lächeln. »Hallo. Gut geschlafen?«
    »Wer bist du?«, fragte er scharf. »Und wie kommst du hierher?«
    »Eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten …« Loj lächelte ihn an. Aber das Gesicht des Mannes blieb undurchdringlich. Es sah ganz so aus, als ob ihn sogar Lojs Hüfte, die wie zufällig durch den Schlitz ihres schmalen Rocks lugte, völlig gleichgültig ließe.
    Nun, dafür würde er büßen!
    »Ich bin einfach so gekommen und hab mich dazu gesellt.« Loj zuckte mit den Schultern. »Vom Ufer rübergesprungen. Ihr seid ganz nah vorbeigeschwommen. Mach dir keine Sorgen, der Kapitän weiß Bescheid und hat nichts dagegen. Wie heißt du? Ich heiße Loj Iwer.«
    Und im gleichen Augenblick spürte sie den vor Eifersucht glühenden Blick des Mädchens auf sich. Sie war also aufgewacht. Na, macht nichts. Gleich würde die Kleine sich wieder auf die andere Seite drehen … und süß weiterschlafen … dafür würde Loj schon sorgen.
    »Lass das, Loj«, sagte das Mädchen fest und ebenfalls kein bisschen verschlafen.

    »Ach!«, brach es aus Loj heraus.
    Ein kalter Granit. Eine eisige Wand. Stahl und Kristall, die von keinem Hammer der Welt zerschlagen werden konnten. Ein weißlich-goldener Schatten glitt auf sie zu, in wahnsinnigem Galopp. Die großen Augen des Mädchens hefteten sich auf Loj und überwanden den eilig errichteten Schutzwall.
    »Lassen wir das«, bat das Mädchen plötzlich. »Wir sollten uns nicht streiten, Loj. Wir haben nichts zu teilen.«
    »Geheim …« Lojs Kehle weigerte sich beinahe, das Wort auszusprechen. »Der Geheime Clan …«
    »Was?« Der Mann blickte verwirrt auf seine Begleiterin. »Was ist das für ein Clan, Tel?«
    Aha, Tel heißt du also; hoch erfreut, verehrte Rivalin, dachte Loj.
    »Hast du ihn hergebracht?«
    Tel nickte.
    »Und du führst ihn auch weiter?«
    Wieder nickte die andere.
    »Vielleicht sagst du mir jetzt auch mal, wie du heißt?«, wandte sich Loj an den Mann.
    »Viktor«, brummte dieser widerwillig.
    »Was willst du, Viktor?«
    Beim Anblick ihrer fassungslosen Gesichter beglückwünschte Loj sich in Gedanken selbst.
    »Nun ja, was willst du selbst? Und nicht deine Gefährtin … Tel.«
    Der Mann mit Namen Viktor versank in Nachdenken. Es sah schön aus. Er dachte konzentriert nach, innerlich gesammelt. Ohne äußerliche Anspannung. Die Gedanken rollten dahin, gleich einer weichen Lawine. Seine Kraft schlummerte und war doch bereit, jeden Augenblick zu erwachen.
Loj spürte, wie sie sich in Erwartung einer Antwort, einer Offenbarung anspannte.
    »Ich weiß es nicht«, verkündete er seine überraschende Schlussfolgerung. »Es gefällt mir hier … Wenn diese psychopathischen Magier nicht wären …«
    Tel blickte die Zauberin der Katzen streng an.
    »Solltest du Viktor nicht lieber reinen Wein einschenken?«, flötete Loj mit unschuldigem Stimmchen und setzte sich so hin, dass Viktor noch mehr von ihren Reizen zu sehen bekam.
    Ach, wie sie solche Sätze liebte! Welcher Mann träumte nicht davon, alles zu erfahren, ganz gleich, wie trist das Ergebnis ausfallen würde!
    Viktor jedoch schien sie nicht gehört zu haben. Und ihre bloßen, makellosen Beine sah er offensichtlich ebenfalls nicht. Er saß völlig reglos da, genau wie ein zum Sprung bereites Tier.
    Und seine Kraft machte sich ebenfalls zum Sprung bereit. Er hatte vor irgendetwas Angst … oder nein, er wartete auf etwas. Auf etwas sehr Unangenehmes. Und er glaubte ihr kein Wort. Was für eine traurige Entdeckung.
    »Loj!« Das Mädchen hatte die Stirn gerunzelt. Das Oberhaupt der Katzen nahm ihr den familiären Umgangston nicht übel. Diese Tel vermochte viel … sehr viel sogar. Mit ihr würde vermutlich nur Ritor fertig werden. Und auch der nicht, ohne ins Schwitzen zu geraten.
    Sie war vom Geheimen Clan. Damit war alles gesagt.
    »Was heißt da ›Loj‹? Findest du nicht, dass es unehrlich ist, Viktor so zu benutzen?«
    Los jetzt, Junge, was schweigst du noch? Schüttle

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