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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Wesen brachte Tel auf einmal Reue und Verwirrtheit zum Ausdruck.
    »Was ist los?«
    »Na ja, Loj ist eine schöne Frau …« Tel blickte ihm nicht in die Augen. »Und schrecklich erfahren, wie hunderttausend Frauen auf einmal, wahrscheinlich … Du begehrst sie, oder? Nun ja, so ist das doch bei Erwachsenen …« Sie klimperte verwirrt mit den Augenlidern.
    Viktor hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Tel mit ihm spielte. Nur hatte er nichts gegen sie in der Hand. Der Blick des Mädchens war aufrichtig und ganz und gar unschuldig, und ihre Wangen waren sogar gerötet.
    »Sie ist wahrscheinlich schon so um die hundert«, fügte Tel nachdenklich hinzu. »Vielleicht auch zweihundert. Magier ersten Ranges sterben nicht an Altersschwäche … Du könntest es so schön mit ihr haben, und ich, ich störe …«
    »Hau mir bloß ab damit!« Viktor sprang auf. »Was redest du da für einen Mist …«
    »Übers Alter?«
    »Über mich! Ich will mit den Intrigen greiser Kokotten nichts zu tun haben! Los, gehen wir!«
    Es war tatsächlich nicht weit bis zu einem stärker befahrenen Abschnitt des Wegs. Sie brauchten nur eine halbe
Stunde, aber in dieser Zeit verfluchte Viktor sich insgeheim dreimal für seine Dummheit. Sie hätten doch auf Loj Iwer warten sollen …
    »Schmoll nicht«, sagte Tel plötzlich, als könnte sie seine Gedanken lesen. »Bitte. Wenn Loj nichts zugestoßen ist, findet sie uns sowieso.«
    »Bewacht sie uns mit einer Zauberformel?«, fragte Viktor trocken.
    »Jetzt sei doch nicht sauer.« Tel fasste seine Hand. »Na komm schon … Loj braucht keine Formeln, sie ist nicht umsonst eine Katze. Die wissen, wie man ausspioniert, wie man sich versteckt, flüchtet, lügt – das ist Teil ihrer Kraft.«
    »Aha, alles klar. Sie nimmt also unsere Witterung auf, folgt ihren niedrigsten Instinkten …«
    Als er sich die bezaubernde Loj vorstellte, wie sie auf allen vieren den Weg entlang irrte, musste Viktor lächeln. Und wenn es stimmte, dass sie tatsächlich schon über hundert Jahre alt war …
    »Aber wenn ihr etwas zustößt, weil wir nicht auf sie gewartet haben«, sagte Viktor mit drohender Stimme.
    »Ich weiß, ich weiß. Das würdest du mir nie verzeihen, du würdest es mir sehr übelnehmen, mich in ein Waisenhaus oder ein Kloster stecken … Mach dir keine Gedanken um Loj! Weißt du nicht, dass Katzen neun Leben haben?«
    »Ah, da bin ich ja beruhigt …«
    Einige Augenblicke später sagte Tel unerwartet: »Aber ich bin sehr froh, dass du dich um Loj sorgst; wenigstens um irgendwen …«
    »Sich um dich Sorgen zu machen wäre so, als ob man einen Fisch im Wasser mit einem Schirm vorm Regen schützen wollte.«

    So standen sie gegenseitig stichelnd eine halbe Stunde am Straßenrand und warteten. Dann saßen sie eine weitere halbe Stunde im Gras. Gut ein Dutzend Karren und andere Fahrzeuge kamen in dieser Zeit vorbei. Aber Tel rümpfte immer nur verächtlich die Nase; und auch Viktor reizte die Vorstellung nicht, in einem Wagen zusammen mit fünf dicken, freundlich grunzenden, fröhlichen Schweinen zu reisen oder in einem riesigen Gefährt, das wie ein Eisenbahnwaggon aussah und voller betrunkener, lustiger Gnome war. Im Gegensatz zu der Gegend um die Graue Grenze gab es hier praktisch keine Elfen; vielleicht mochten sie nicht so weit weg von den Wäldern siedeln, vielleicht hatten sie aber auch, einmal vertrieben von den Magiern, nicht mehr zurückkehren wollen.
    »Weißt du, was mich wirklich wundert?«, fragte Viktor rein rhetorisch. »Wie ihr hier miteinander auskommt.«
    »Wer? Alle? Oder die Clans?«
    »Ach, lass mich mit den Clans in Ruhe! Wie viele Magier gibt es denn in jedem Clan? Hundert, tausend? Die haben doch keine andere Wahl, als miteinander auszukommen.«
    »Sag das nicht.«
    »Euch sticht doch nur der Hafer.« Viktor schmetterte Tels Einwände einfach ab. »Nein, ich meine, wie kommt es, dass die Elfen und Gnome nicht übereinander herfallen?«
    »Gelegentlich fallen ja welche übereinander her«, warf Tel nachlässig ein. »Und es gibt ja auch nicht mehr viele. In den Bergen zum Beispiel trifft man ab und zu noch auf Trolle, aber sie sind selten geworden. Alle, die sich nicht eingewöhnen konnten, sind ausgestorben.«
    Viktor dachte an den Kapitän ihres Kahns und fragte: »Gibt es hier noch Hobbits?«
    »Was?«

    Er erklärte es ihr, so gut er konnte.
    Tel schüttelte den Kopf, und zum ersten Mal klang ihre Stimme unsicher: »Ich hab noch nie davon gehört. Und ganz bestimmt noch

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