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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Fürsten unsere Aufwartung zu machen!«, sagte Tel laut. »Ich bin auf dem Weg nach
Feros, um dort das Studium an der Magierschule aufzunehmen, und ich möchte den zukünftigen Vasallen kennenlernen!«
    Von dieser Dreistigkeit rutschte Viktor das Herz in die Hose. Vermutlich würde er jetzt ohne Rücksichtnahme auf seine Rolle als machtloser Bruder doch die Kraft zu Hilfe rufen müssen …
    Aber entweder war ein derartiges Benehmen bei selbst ernannten Zauberschülern üblich, oder die Gardisten hatten keine Lust, sich in die Ränke der Zauberer einzumischen.
    »Tretet ein«, sagte einer der Gardisten und rückte zur Seite, um sie durchzulassen.
     
    Die Postkutsche wurde von zwei Brüdern gelenkt. Natürlich war es ihnen nicht gestattet, Mitreisende aufzunehmen. Aber wie hätten zwei ältere Männer darauf verzichten können, die am Straßenrand winkende Loj Iwer mitzunehmen?
    Aber o weh, damit hatten sie sich nichts Gutes getan. Loj war ziemlich schlechter Laune.
    Viktor und Tel hatten nicht am vereinbarten Ort auf sie gewartet! Gut, sie hatte sich verspätet, aber nur um eine Viertelstunde. Und die Spuren zeigten deutlich, dass das Mädchen vom Geheimen Clan seinen Schützling schon mindestens drei Stunden früher fortgeführt hatte.
    Diese dreiste Ziege!
    Viktor hätte sicher auf sie gewartet. Und sie hätte ihm erzählt, wie geschickt sie seine Feinde abgelenkt hatte. Und vielleicht hätte sie sogar erreicht, was sie wollte …
    »Schönes Mädchen, trinkst du ein Weinchen mit uns?« Der ältere Bruder hatte offenbar beschlossen, ein probates Mittel anzuwenden. Er förderte eine riesige, an die vier Liter
fassende Flasche mit einer trüben roten Flüssigkeit zutage. Loj lächelte innerlich.
    »Ach, warum nicht?«
    Eingezwängt auf dem Kutschbock zwischen zwei schwitzenden, erregten Männern, stürzte Loj tapfer ein halbes Glas hinunter. Der Wein war süß und mit Schnaps verschnitten. Die Brüder tauschten freudige Blicke aus und machten sich ebenfalls über das Gebräu her.
    Der ältere Bruder packte die Flasche und verkündete mit vielsagender Stimme: »Ich bin zuerst dran.« Loj hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
    »Na gut«, stimmte der Jüngere ergeben zu.
    »Trinken wir noch eins?«, schlug Loj vor.
    Die Brüder strahlten. Sie malten sich die weiteren Ereignisse in den schönsten Farben aus. Denn ein so junges Mädchen würden sie sicher mühelos unter den Tisch trinken. Schon bald würde sie anfangen zu kichern und die scherzhaften Küsse und Umarmungen erwidern. Und dann würde der Ältere das benommene Mädchen mit beiden Armen unterfassen, ihr nach hinten in den Wagen helfen, dorthin, wo es ganz weich war von all den Postsäcken und den Stapeln von Menschen- und Gnomzeitungen, die sie in Feros an die verschiedenen Adressen verteilen mussten …
    »Was ist los mit euch, Jungs!«, wunderte sich Loj.
    Die Brüder beeilten sich. Dass Loj richtig trank, war deutlich zu sehen. Und es war ja absolut undenkbar, dass so eine junge Frau mehr Wein trinken konnte als sie!
    Die Brüder hielten fast eine Stunde lang mit. Dann fingen sie an, albern zu lachen, umarmten einander über den Kopf der sich vorbeugenden Loj hinweg und grölten Lieder. Loj zerrte einen Kutscher nach dem anderen nach hinten in
den Wagen, legte sie auf die Fracht und ergriff selbst die Zügel. Auch sie spürte, wie es sich in ihrem Kopf drehte.
    »He-jo!«, schrie sie, und die Peitsche pfiff über die beiden eingespannten Rappen hinweg. Tut mir leid, ihr Pferdchen, aber nun müsst ihr einen Schritt zulegen …
    Wenn die Pferde einen Sattel gewöhnt gewesen wären, hätte Loj sich lieber eines geschnappt und wäre Viktor hinterhergeritten. Aber mit eingespannten Tieren die Verfolgung aufzunehmen, wäre dumm gewesen.
    »He-jo!«
    Die Postkutsche jagte holpernd und schaukelnd den Weg entlang. Diese verflixte Tel, was die sich erlaubte! Wollte sie etwa alles selbst erfüllen, ohne freundschaftliche Hilfe? Reichten ihre Fertigkeiten dazu wirklich aus? Wäre sie zum Beispiel zu so einem Trick wie dem mit den beiden Kutschern in der Lage gewesen?
     
    Der Tisch war an die zwanzig Meter lang, und es gab keinen einzigen freien Platz. Der Gardist, dessen Ärmel von hell glänzenden Offizierslitzen geschmückt waren, hatte Viktor und Tel in den Empfangssaal geführt und mit den Augen den Tisch abgesucht, ehe er den Soldaten an der Tür einen Befehl gab. Zwei betrunkene Gäste wurden von der Tafel fortgezogen, und ein kräftiges Mädchen

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