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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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jedenfalls verstand es eindeutig. »Ihr seid aber nicht allzu artig … ich verwöhne das Volk wohl, was?«
    »Ja, Herr, Ihr verwöhnt es …« Viktor neigte den Kopf.
    »Setz dich her«, warf der Magier ein, der offenbar beschlossen hatte, ihn als unvermeidliches Übel zu betrachten. »Und du, du setzt dich neben mich, Tel …« Sein Gesicht verzog sich zu einer zufriedenen Grimasse. »Was kannst du noch alles?«
    »Na ja, ich kann gut kochen«, teilte ihm Tel eifrig mit, nachdem sie sich auf dem Sessel neben dem Magier niedergelassen hatte. »Und es heißt, dass ich gut …«
    »Nein!« Andrzej winkte ab. »Ich meine, was die Magie angeht!«
    Das Volk im Bankettsaal interessierte sich nicht länger für Tels großes magisches Talent und auch nicht für Herrn
Andrzej. Offenbar hatte der Fürst seine Untertanen tatsächlich verwöhnt.
    »Ach«, antwortete Tel ein wenig gelangweilt. »Ich kann Säfte der Erde aus ihrem Schoss ziehen, damit die nützlichen Pflanzen in die Höhe wachsen und all das Unkraut vergeht. Ich kann Wasseradern finden … und auch Erze, ein bisschen …«
    Der Magier kniff die Augen zusammen und hörte Tel begeistert zu. Viktor nahm sich seufzend eine dicke Scheibe Fleisch aus der nächstbesten Schüssel und goss sich ein Glas Wein ein.
    Wozu das alles, Tel? Wozu nur?
    Da schlichen sie tagelang durch die Gegend, versteckten sich vor ihren Feinden. Ihr Leben war ständig in Gefahr. Und auf einmal … dieser freche Auftritt hier, eine große Zaubervorführung … Was wollte sie damit erreichen, diese Närrin?
    Inzwischen hatte Tel alle ihre Fähigkeiten aufgezählt und lauschte mit gesenkten Augen Andrzejs wohlwollender Antwort.
    »Werde nur nicht hochmütig deswegen«, unterbrach der Magier sich mit einem Mal selbst. »Ich bitte dich, kein Hochmut! Arbeit, Arbeit, Arbeit, heißt es jetzt! Und keine Kraft verschwenden!«
    Der schweigsame Fürst mischte sich ebenfalls ins Gespräch: »Wenn du neue Beschwörungsformeln verfasst, so wende sie nicht gleich an. Überlege erst. Lass sie ein wenig reifen, zwei, am besten drei Jahre. Denn in letzter Zeit haben die Magier es so eilig, versuchen mit Tempo und Einsatz das zu erlangen, was anderen erst nach Jahren ernster geistiger Arbeit im Schweiße ihres Angesichts gegeben ward.«
    Andrzej blickte den Fürsten beifällig an und nickte. Natürlich, das war doch seine eigene These, die er dem Fürsten
zuvor zur Kenntnis gebracht hatte. »Ich werd dich lehren, Mädchen …«
    Diese Lehre nahm aus irgendeinem Grund damit ihren Anfang, dass der Magier Tel ein Glas randvoll mit Weißwein einschenkte und es ihr reichte.
    Sicher, Viktor erinnerte sich noch genau, dass Tel ohne besondere Folgen mit ihm zusammen eine Flasche Wein geleert hatte! Dort am Flussufer, als er ihr von der blutigen Schlacht im Zug erzählt hatte … Aber jetzt! Im Lager des Feindes?
    Wozu?
    Tel zog die Stirn in Falten und trank den Wein aus, ehe sie Andrzej mit glänzenden Augen ansah.
    »Ach, wie schmeckt der gut! Kommt das von eurer Magie?«
    So ein Unsinn …
    Viktor beschloss, sie sich austoben zu lassen. Das Serviermädchen hatte wieder frische Gedecke herangeschleppt, diesmal nicht aus Porzellan, sondern aus Silber. Irgendwoher war ein Stück vom gebratenen Eber aufgetaucht, das nach Rauch und Kräutern roch.
    Wenigstens konnte man hier anständig essen!
    Eine halbe Stunde lang war er ganz damit beschäftigt, die Gerichte auf dem reich gedeckten Tisch durchzuprobieren. Der leichte Rotwein trank sich wie Wasser, und Viktor fühlte sich kein bisschen betrunken. Er gab sich dem kulinarischen Fest mit ganzer Seele hin.
    Tel hielt, wie es aussah, ebenfalls gut mit …
    Mehrere junge Diener liefen durch den Saal, um die abgebrannten Kerzen und Fackeln zu erneuern. Von irgendwoher hatte man eine Gruppe Musikanten mit Lauten, Harfen und Gitarren herbeigeholt. So merkwürdig es war, aber
die ungewöhnlich zusammengesetzte Truppe war gut aufeinander eingespielt. Das Lied, das sie anstimmten, war etwas langweilig, denn es wurden immer nur die Verdienste der Erde nach der Vertreibung der »Geflügelten Blutsauger« aufgezählt. Aber die Worte waren so allgemein gehalten, dass es sich dabei ebenso gut um Drachen, Vampire oder gewöhnliche Mücken hätte handeln können.
    Ohnehin hörte niemand zu. Unter dem Seufzen der Harfe und den Gitarrenklängen hatten auch die Bankettgäste unwillkürlich ihre Stimmen erhoben. Immer öfter ertönte Frauengelächter. Einige Paare begannen zu tanzen.
    Auch Tel

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