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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Stimme. Sie presste ihre Knie an die Brust und legte ihr Kinn darauf. »Sie existierten einfach. Und jetzt sind sie nicht mehr. Weil …«
    »Weil die Clans ihre Tyrannei am Ende satthatten«, mischte sich Loj nun wieder ein. »Ihre Tyrannei und Despotie, ganz gleich, was man dir erzählt, nur so kann man ihre
Herrschaft bezeichnen. Die Clans lehnten sich auf. Der Drachentöter wurde erschaffen, der in sich die Kräfte aller Elemente und vieler Totemistischer Clans vereinigte … Und die Geflügelten Herrscher stürzten. Ritor erwischte die letzten, als sie versuchten, zu euch auf die Andere Seite zu fliehen.«
    »Warum tötete er sie dann nicht? Warum ließ er sie am Leben? Wenn er sie doch so sehr hasste?«
    »Ich weiß es nicht.« Tel zuckte mit den Schultern.
    »Grundsätzlich ist es das Privileg des Geheimen Clans, zwischen den Welten hin und her zu wechseln.« Loj lächelte schlau.
    »Und was habt ihr sonst noch für Privilegien? Und was ist das Besondere an euch?« Viktor beschloss, es nicht länger hinzunehmen, dass das Mädchen sich in Schweigen hüllte.
    »Erzähl es ihm schon, Tel«, schmunzelte Loj zufrieden. »Wenn du was vergisst, helfe ich dir auf die Sprünge.«
    Das Mädchen warf ihr einen wütenden und misstrauischen Blick zu.
    »Der Geheime Clan gehört zu den Elementaren … halt, nein, so nicht. Den Kräften nach sind wir den Elementaren ebenbürtig, aber wir sind nicht an einen der vier Urgründe, an Feuer, Wasser, Luft oder Erde, gebunden. Wir haben unsere Existenz nie zur Schau gestellt. Und wir waren niemals an den kleinen Streitereien beteiligt.«
    »Ja, ja, ihr habt immer nur bei den großen Angelegenheiten mitgemischt«, schnaubte Loj. In ihrer Stimme schien eine uralte Gekränktheit mitzuschwingen.
    »Neid ist kein guter Zug«, sagte Tel mit schulmeisterlicher Stimme. »Ich habe die Ordnung unserer Welt nicht erdacht, Iwer. Ich hoffe, du bist klug genug, das zu begreifen.«

    »Seid friedlich!«, flehte Viktor. »Tel, wozu die ganze Geschichte? Wozu braucht der Geheime Clan den Drachentöter?«
    »Genau«, unterstützte Loj ihn erbarmungslos. »Na los, Tel, warum schweigst du? Oho, wirst du etwa rot?«
    »Wenn die Angeborenen ihren eigenen Drachen erschaffen …«, flüsterte Tel.
    Loj Iwer blickte das Mädchen einige Sekunden durchdringend an, während sie lautlos die Lippen bewegte.
    »Vielleicht würde es an meiner Stelle ebenso gut eine Flak tun«, sagte Viktor verbittert.
    »Was würde es an deiner Stelle auch tun?« Tel war verwirrt, und auch Loj zog ihre reizvoll gebogenen Augenbrauen überrascht nach oben.
    »Eine Fliegerabwehrkanone. So ein Ding, das Raketen und Flugzeuge vom Himmel holt. Ich schätze mal, dass ein Drache nicht viel anders ist, oder? Sie rechnen seine Position aus und feuern ihm ein paar Raketen in den Ranzen …«
    »Hör auf, Viktor!« Es klang wie eine Ohrfeige. Tel war rot geworden und sprang auf die Beine. »Du bist nicht meine Waffe! Du bist überhaupt keine Waffe! Du bist von ganz allein – Kraft! Aber du musst den vorgezeichneten Weg beschreiten, sonst …«
    »Aber warum jagt Ritor mich? Warum will er mich töten?«
    »Weil er auf die Ankunft des Drachen wartet.« Tels Flüstern war kaum zu verstehen, wie ein entferntes Rascheln des Windes, wie das Rascheln des Windes in einer wallenden goldenen Mähne …
    »Ja, und?«
    »Du … er denkt, dass du …«

    »Und bin ich das etwa nicht?«, stieß Viktor hervor und spürte, wie sich eine schreckliche Kälte in ihm breitmachte.
    »Noch nicht!«, sagte Tel scharf und hartnäckig. »Dir steht noch eine letzte Weihe bevor. Beim Feuer. Und danach die Insel.«
    »Die Insel?« Auf Lojs schönem Gesicht zeichnete sich Angst ab. »Die Dracheninsel im Heißen Meer, gleich neben der Bruchstelle der Welten?«
    »Ja.« Tel hielt ihrem Blick stand. »Die Weihen werden vom Hüter der Insel vollendet.«
    »Bei allen Großen Kräften«, murmelte Loj, ohne sich für ihre Furcht zu schämen. »Tel, und wenn du dich doch irrst, dann bedeutet das den sicheren Tod … für dich und für ihn.«
    »Ja. Wenn er nicht standhält. Aber Viktor wird standhalten«, sagte Tel mit eiserner Überzeugung wie ein Frauchen, das seinen Hund lobte.
    »Und was wartet dort auf mich – noch ein Kampf?«, fragte Viktor verzagt. Nach den Zusammenstößen auf dem Bahnhof, auf der Brücke, im Zug und im Schloss beim Vasallen der Erde widerte Viktor allein der Gedanke daran an.
    »Ich weiß es nicht«, bekannte Tel. »Ich bin noch nie dort gewesen.

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