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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Ich kenne nur den Weg. Ich kann die Tür öffnen. Alles Weitere musst du alleine herausfinden.«
    »Und was?«
    »Was dann? Du wirst … vollendet.«
    »Nein«, sagte Viktor hartnäckig. »Wer werde ich sein?«
    »Der Drachentöter«, antwortete Tel mit monotoner Stimme, als betete sie eine auswendig gelernte Lektion herunter, »ist die Quintessenz dessen, was man unter dem Wort Vernichtung versteht. Es bedeutet die Fähigkeit, alles, was einen umgibt, zum eigenen Nutzen zu verwandeln. Unabhängig
davon, ob es sich um tote Steine oder lebendige Menschen handelt.«
    Viktor schloss die Augen. Ja, genau so war es am Bahnhof von Chorsk gewesen.
    Und um ein Haar auch im Schloss, nur mit viel größerer Wucht.
    »Der Drachentöter ist fähig zu hassen. Er hasst stärker als jedes andere Wesen der Mittelwelt. Sein Hass ist seine Waffe. Er verschmilzt ganz und gar mit diesem Hass, und das, Viktor, bedeutet, dass er jeder Magie überlegen ist. Darum vermochte Ritor den Sieg davonzutragen. Niemals, nicht mal im schlimmsten unserer inneren Kriege, haben wir einander so stark gehasst, wie der Drachentöter hasst. Dem Wesen nach ist er die Verkörperung des Hasses.«
    »Steht es so in den Büchern geschrieben, Tel?«, fragte Loj mit leiser Stimme. »Oder spürst du das von dir aus?«
    Das Mädchen strich sich mit der Hand über die Stirn. Biss sich auf die Lippe.
    »Es gibt keine Bücher, Loj Iwer. Kein Mensch weiß ganz genau, wie man zum Drachentöter wird. Ritor war der letzte. Nur er weiß es. Vermutlich hängt es vom Wunsch ab … dem innersten, tief verborgenen Wunsch des Menschen. Ritor selbst hat niemanden durch die Geflügelten Herrscher verloren, aber er träumte immer von der Freiheit der Clans, dieser Ritor.« Tel lachte hart. »Und jetzt … hat er sie endlich.«
    »Und was willst du, Tel? Du hast mich doch hergeführt.«
    »Nein! Viktor, nein!« Tel verschränkte die Arme. »Du bist von selbst gekommen. Die Andere Seite hat dich verstoßen. Du bist dort ein Fremder, sonst hättest du nicht einmal die erste Weihe überlebt. Sonst hätten dich schon die Räu… die Wächter der Grauen Grenze getötet. Oder Gotors Wassermonster.
Aber du bist weitergegangen! Hast sie überwunden!«
    »Und wer hat uns am Anfang überfallen? Am Übergang?«
    »Torns Leute.«
    »Warum hätten sie das tun sollen, wenn ich der Drachentöter bin?«
    »Sie konnten doch nicht sicher sein. Torn hat den Drachentöter gerufen … aber er hat keinen Augenblick damit gerechnet, dass ich an seiner Seite auftauchen würde. Und seine Wächter rissen sich von der Kette los. Erst jetzt ist Torn bereit, dir jedes Stäubchen von der Jacke zu pusten.«
    Loj konnte nicht verhindern, dass ihre Brauen sich wieder skeptisch hoben, aber zum Glück bemerkte es keiner.
    »Na gut.« Viktor gab auf. »Die Runde geht an dich, Tel.«
    »Warum?«
    Viktor lachte unbehaglich. Sie hatte Recht, worin bestand denn eigentlich ihr Sieg? Dieses Mädchen hatte wirklich immer das letzte Wort.
    »Wir sollten uns jetzt ausruhen, der letzte Tagesmarsch führt über den Pass, ans Ufer, nach Oros. Und dann zur Insel.«
    Loj spielte nervös mit den Fingern. Es schien, als ob das Gespräch sie nicht mehr länger beschäftigte. Sie dachte über etwas anderes nach. Die Frau wusste offenbar mehr als das, was soeben enthüllt worden war, aber sie hatte es nicht eilig, damit herauszurücken.
    Auch gut, dachte Viktor. Sollte sie schweigen. So war es ohnehin besser. Dann eben die Dracheninsel. Es war nicht wichtig, ob er krank war oder nicht, ob er am Ende hier starb oder in einem Krankenhauszimmer aufwachte, wo ein Sanitäter mit einer Spritze vor ihm stand, so wie Kolja, der Kapitän, es immer befürchtet hatte. Solange er hier war,
brauchte er sich keine Gedanken darüber zu machen. Um ihn herum lag eine gewaltig große Welt. Und je länger er in ihr umherwanderte, desto besser gefiel sie ihm. Und Tel … Der Geheime Clan … Tja, das schien alles ziemlich kompliziert zu sein. Das Mädchen verschwieg ihm offensichtlich etwas.
    »Sag mal, Tel, gibt es viele von euch? Ich meine, seid ihr viele im Geheimen Clan?« Tel blickte ihn schräg von der Seite an und antwortete nicht.
    »Das weiß keiner, Viktor«, sagte Iwer mit nervösem Kichern. »Der Geheime Clan galt als ausgestorben. Aber dann erwies es sich, dass dem nicht so ist. Mir gefällt es überhaupt nicht, dass dein Mädchen so eine Geheimnistuerei veranstaltet! Und dir?« Sie blickte ihn mit unverhüllter Aufforderung an.
    »Wenn Tel

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