Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
schweigt, dann muss das so sein«, beendete Viktor die Unterhaltung mit scharfem Ton. Was erlaubte sich diese Katze? Warum mischte sie sich ein? Wut stieg schäumend in ihm auf und brachte das Fass beinahe zum Überlaufen, ihr Widerschein trat in seine Augen – und die Frau hielt augenblicklich inne, warf sogar zum Schutz gegen etwas Unsichtbares die Hände nach oben.
»Es tut mir leid … Viktor«, sagte Loj versöhnlich. »Ich würde nur gerne wissen, wohin ihr als Nächstes geht.«
»Eine seltsame Frage«, prustete Tel. »Ich habe es dir doch schon gesagt, zum Clan des Feuers!«
»Und wenn sie Viktor den einzigen Weg nach Oros abschneiden? Was werdet ihr dann tun?«, erkundigte sich Loj mit schmeichlerischer Stimme. »Ohne mich? Nun? Werdet ihr kämpfen? Ihr könnt sicher sein, meine Lieben, dass Ritor diesmal eine ganze Armee gegen euch aufbieten wird. Unter anderem auch ein ordentliches Aufgebot vom Clan
des Feuers. Ritor hat sie offensichtlich davon überzeugt, dass du, Viktor, der Drachentöter bist. Der Clan des Feuers galt immer als treuester Anhänger der Geflügelten Herrscher … Und vergesst nicht, dass in unserem Rücken auch noch die Gardisten vom Erdclan auftauchen könnten. Die Erde hatte zwar nicht viel für die Drachen übrig, aber nach allem, was im Schloss geschehen ist …« Loj machte eine Pause. »Ich denke, es wäre besser, wenn ihr mich mitnehmt.«
»Wir brauchen dich nicht, Loj Iwer!«, stieß Tel eilig hervor. »Das heißt … wir sind dir natürlich sehr dankbar für deine Hilfe, aber …«
Was nun folgte, wäre einer Shakespeare’schen Tragödie würdig gewesen. Loj weinte. Loj klagte bitter über die Undankbarkeit der Menschen. Loj verfluchte sich selbst für ihre Naivität. Loj schwor, dass sie nie mehr, für kein Geld der Welt irgendjemandem helfen würde.
Tel beobachtete das alles mit kalter, teilnahmsloser Neugier. Viktor hielt sich raus. Nach seinen Erfahrungen beim Clan der Erde war er endgültig davon überzeugt, dass es möglich war, die Kraft zu lenken. Wahrscheinlich musste er nicht einmal einen direkten Zusammenstoß mit Ritor fürchten. Zumindest wäre ein solcher Kampf für ihn nicht aussichtslos. Und er … ja, insgeheim wünschte er sich sogar ein Duell. Die Versuchung war groß.
Aber woher kannte er diesen Ritor? Wieso erinnerte er sich sogar in allen Einzelheiten an sein Gesicht? Vielleicht war ein Duell von Angesicht zu Angesicht ja genau das, was nötig war; ein Kampf von Mann zu Mann, damit alles entschieden wäre – schnell und klar …
Endlich beruhigte sich Loj.
»Das heißt, ihr wollt mich hier zurücklassen? Hier? Vor uns warten Ritor und seine Gefährten vom Feuer, und hinter
uns der Clan der Erde und Torn. Glaubt ihr wirklich, dass ich so sinnlos sterben will? Nein, danke! Mit euch ist es weniger gefährlich. Du bist die Kraft, Viktor. Vor dir haben sie Angst. Aber ich … ich weiß nicht, was Ritor mir antut, wenn ich ihm in die Hände falle. Oder der Clan des Feuers, eine ihrer Zauberinnen war dabei, als ich ihre Falle für dich vereitelte. Vom Clan der Erde ganz zu schweigen.«
»Denk dir was aus«, sagte Tel gleichgültig. »Wenn es nötig ist, schläfst du eben mit dem einen oder anderen, und schon ist alles in bester Ordnung. Tu nicht so, als ob es das erste Mal wäre.«
»Tel«, sagte Viktor scharf. »Loj kommt mit uns. Sie hat Recht.«
Das Mädchen zog eine Grimasse, aber dann sah es Viktor an, schwieg und zuckte mit den Schultern.
Der Weg stieg immer steiler bergan. Der Clan des Feuers hütete eifersüchtig seine Geheimnisse … oder seine Magier liebten schlicht und einfach die Abgeschiedenheit. Sie hatten sorgsam alle anderen Wege, die über die Alten Berge zu ihrer geschützten Bucht mit dem Leuchtturm führten, zerstört. Die einzige Trasse verlief durch einen überschatteten Pass, der an beiden Seiten von beinahe senkrecht aufragenden Felswänden begrenzt wurde. Krumme junge Kiefern drückten sich in die steilen Hänge und wurzelten an den steinernen Vorsprüngen – es war eine Gegend, die stark an die Krim erinnerte. Die Luft war ungeachtet der herbstlichen Jahreszeit trocken und warm. Bald begannen die Wanderer zu schwitzen.
»Hinauf in die Berge benötigen wir einen Tag«, sagte Tel und keuchte kaum merklich. »Und für den Abstieg noch einen. Wenn alles gutgeht, holen sie uns nicht ein. Ritor
kann zwar fliegen und die Übrigen aus seinem Clan auch. Aber ich glaube kaum, dass er es riskieren wird. Er ist schon einmal
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