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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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sage ich dir, nein, ich habe mich nicht kaufen lassen. Ich weiß nur einfach zu genau, wer diese Drachen sind.«

    »Auch ich weiß das«, sagte Ritor trocken. »Ich erinnere mich an die Bösartigkeit, den Zorn und die Herzlosigkeit der Herrscher. Deshalb erklärte ich mich bereit … damals. Aber man darf nicht die ganze Große Kraft der Welt vernichten. Und wahrscheinlich ist es auch nicht nötig …«
    »Der Clan des Wassers wird sich nie mehr unter fremde Herrschaft begeben, ganz gleich wie gütig und barmherzig diese am Anfang auch scheinen mag«, antwortete Torn ernst. »Ganz gleich, ob es die Herrschaft der Angeborenen, der Geflügelten Herrscher oder des Besten unter uns Magiern ist. Merk dir das, Ritor. Wir werden kämpfen. Deshalb haben wir den Clan des Feuers ausgekundschaftet, deshalb nahmen wir sie gefangen und vergossen ihr Blut. Denn wärst du mit ihnen zusammengetroffen, dann hätte ein neuer, mächtiger und unbezwingbarer Drache seine Rechte auf den Thron angemeldet. Ja, wir haben einen Drachentöter gerufen! Er ist schon auf dem Weg! Deshalb hör zu, Ritor, selbst wenn dein Plan sich doch noch erfüllt – wenn du auf wunderbare Weise von hier entkommen solltest, denn dir steht der Tod bevor, der Saal ist umzingelt -, einen neuen Drachenherrscher wird es in unserem Land nicht geben. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, Ritor?«
    »Voll und ganz«, sagte der Zauberer.
    »Dann«, Torn machte eine großzügige Geste mit dem Arm, als sei er der Gastgeber des Balls, »nutze die Gelegenheit. Iss, trink und vergnüge dich, denn nur so, mit freudigem Geist, sollte ein wahrer Magier aus dem Leben treten. Und ich rate dir – geh wenigstens dieses eine Mal zu den Mädchen. Diese Katzen … mhm!« Er schnalzte mit der Zunge und verdrehte die Augen wie ein Sklavenhändler auf dem
Sklavenmarkt. »Ich denke, du wirst erfolgreich sein, aber pass auf, dass du deine Lenden nicht vorzeitig überstrapazierst.« Der Anführer des Wasserclans unterbrach auf einmal seine Rede und drehte sich mit einem Ruck zur Seite.
    Erst jetzt begriff Ritor, dass der ganze Saal entsetzt zu ihnen herüberblickte.

3
    Auf dem Boden zu schlafen gehörte zu den Vergnügungen der Jugend. Gegen Morgen war Viktor sich darüber endgültig im Klaren. Es war nicht so, dass ihm der Rücken oder die Hüftknochen wehtaten, aber er fühlte sich überhaupt nicht ausgeruht. Noch durch den Traum hindurch ärgerte ihn das Fehlen des Bettrandes ungeheuer. Wahrscheinlich fürchtet sich der Mensch immer, aus dem Bett zu fallen. Aber wenn diese Möglichkeit auf einmal nicht mehr gegeben ist, dann vermutet er etwas Unheilvolles.
    Viktor war schon wach, hatte die Augen aber noch geschlossen und drehte sich auf den Rücken. Ja, die Pferdedecke eines Schlachtrosses wäre vermutlich bequemer als diese dünne Decke …
    Die Schabracke eines Schlachtrosses!
    Er erinnerte sich an seinen Traum – augenblicklich und in aller Deutlichkeit.
    Das sterbende weiße Pferd. Und seine Hand mit dem Dolch. Übel. Er hatte selten so bildhafte, bedrückende Träume. Aber gestern, nachdem Tel aufgetaucht war …
    War sie eigentlich noch da?
    Viktor öffnete die Augen. Wäre die Wohnung leer, würde er Erleichterung verspüren. Selbst wenn das Mädchen das
verbrannte Telefon, die sich selbst rausdrehenden Sicherungen und andere Schätze mitgenommen hätte.
    Auf der Liege war niemand zu sehen.
    Viktor erhob sich, rückte automatisch Unterhose und Hemd zurecht und lauschte. Absolute Stille. Na also, die primitivste Wende der Ereignisse hatte sich als die richtige erwiesen. Sollte er gleich mal nachschauen, ob das Geld noch da war?
    Da drang ein leises Klirren aus der Küche.
    Einen Augenblick lang war Viktor unentschlossen, doch dann schlüpfte er erst in seine Jeans, ehe er in die Küche hinüberging.
    Tel stand am Herd. Unter der Pfanne brannte die Gasflamme. Das Mädchen kochte etwas.
    Etwas sehr Merkwürdiges.
    »Guten Morgen«, brachte Viktor heraus und verspürte einen Anflug von Enttäuschung. Besser, sie hätte einen Schein geklaut und …
    »Gut ist er«, stimmte Tel ihm zu, ohne sich umzudrehen. Sie hatte eine fabelhafte Selbstbeherrschung. Oder sie konnte nach hinten sehen. »Ich mache uns Frühstück.«
    Viktor ging zum Herd. Er blickte düster in die Pfanne. Anscheinend war das Rührei. Mit Eierschalen. Außerdem konnte man Stücke geschmolzenen Käses, Scheiben von Wurst, kleine Brotbrocken und kümmerliche Zweiglein Dill in der Pfanne ausmachen.
    »Danke.« Mehr

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