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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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den Märkten kennt, die bei den kleinen Händlern Schutzgeld einsammeln.
    »Stehen bleiben!«
    Tel fasste Viktor an der Hand und zerrte ihn mit solcher Kraft hinter sich her, dass er um ein Haar hingefallen wäre.
    »Lauf schneller!«, kreischte das Mädchen. Für einen Moment drehte sie sich zu ihm um – ihr Gesicht war voller Blut. Kleine, dunkelrote Tröpfchen, wie von Stecknadelstichen. Woher?
    »Stehen bleiben!«, schrien mehrere Stimmen.
    Zum Teufel. Viktor hätte nicht einmal mit der Möglichkeit gespielt, allein mit acht Gegnern fertigzuwerden. Er verspürte keinen Wunsch, stehen zu bleiben. Nicht den geringsten.

    Sie rannten weiter. Tel, deren Gesicht sich in eine blutverschmierte Maske verwandelt hatte, gab noch immer das Tempo vor. Und wenn sie es nun nicht schafften, einfach nicht schafften – den glitschigen Abhang hinunter konnten sie nicht so schnell laufen. Wenn nun …
    Der Gedanke war so irrsinnig, dass Viktor sich gar nicht erst damit beschäftigen wollte. Er stürzte weiter, hinter Tel her, schubste sie, stieß sie in die Kniekehlen. Sie schrie empört auf, protestierte, während sie auch schon auf den Rücken in den nassen, glitschigen Dreck fiel. Neben ihr ging Viktor zu Boden.
    Sie rutschten und schlitterten abwärts, den aufgequollenen, breiigen Weg hinab, immer weiter, als glitten sie die Rinne einer Wasserrutsche entlang. Hinter ihnen schrien ihre Verfolger; der Regen wurde immer stärker, schlug wie Peitschenhiebe auf sie nieder, inzwischen schoss das Wasser schon in einem reißenden Strom den Weg hinunter wie eine Schlammlawine in den Bergen. Was ging hier bloß vor sich?
    Von dem Moment an, als Tel ihn auf dem noch trockenen Pfad kreischend hinter sich hergezogen hatte, funktionierte Viktor wie eine Maschine, dachte nicht nach, als ob jemand in seinem Inneren schon alles im Voraus wüsste. Oder war das am Ende auch so?
    Der Himmel über ihnen war noch immer wolkenlos. Der Regen war von selbst gekommen, aus dem Nichts. Das kommt vor. Genau wie Sicherungen, die sich von selbst herausdrehen.
    Seltsamerweise wurde Viktor einen völlig unpassenden, dummen Gedanken nicht los: Wie würde Tel sein unerwartetes Verhalten finden? Aus irgendeinem Grund glaubte er, dass die rasende Schlitterpartie ihnen das Leben gerettet hatte. Und dennoch …

    Er beruhigte sich erst, als er Tel lachen hörte. Fröhlich und glockenrein. Als wäre ihr Gesicht nicht blutverschmiert und ihr Körper nicht dreckstarrend. Noch in voller Fahrt fasste Viktor Tels Schulter, und es gelang ihm, sie ein wenig zu sich zu ziehen, so dass ihr Kopf geschützt war. Solange sie in dieser Brühe schlitterten, war der Schaden eher moralischer als physischer Natur, aber der erste Stein oder die erste Wurzel, die ihnen in die Quere kam, könnte das ändern.
    Und dann wurde der klare, wolkenlose, hellblaue Himmel, aus dem so unpassend der Regen herabrauschte, plötzlich grau. Sie kamen vom Pfad ab und stürzten in etwas Weiches, Rieselndes, Feuchtes.
    In einen gewaltigen Berg Herbstlaub.
     
    Starr presste Loj ihre zierlichen Finger an die Schläfen. Sicher, sie konnte nicht hören, worüber Ritor und Torn sprachen. Beide Zauberer waren von einer undurchdringlichen Barriere umgeben, ohne auch nur die kleinste Beschwörungsformel benutzt zu haben. Und allein diese Tatsache konnte einem tödliche Angst machen. Der Clan der Luft achtete stets darauf, mit niemandem verfeindet zu sein. Aber der Grund dafür, dass Ritor Lojs gesellschaftliche Vergnügungen jahrelang verschmäht hatte, war sicher nicht seine Abneigung dagegen, von Angesicht zu Angesicht mit seinem Feind zusammenzutreffen. Loj war eines klar – sowohl Ritor als auch Torn waren bis zum Äußersten gegangen, riskierten alles – in einem Spiel, das keine Regeln kannte. Sie rechnete mit Mord.
    »Loj! Loj, was geht hier vor?« Chor erschien neben ihr wie ein lautloser Schatten. Aber durchaus nicht im Ballanzug, sondern in der Rüstung. »Ich habe Aufklärer ausgesandt,
wir sind von Wasserkämpfern umzingelt. Es ist schon Mitternacht, ihre Kraft nimmt zu, und Torn hat die Allerbesten mitgebracht. Mit so vielen werden wir nicht fertig, sie erdrücken uns einfach mit ihrer Magie. Loj, was ist los? Hast du wieder den Falschen geküsst?«
    »Im Gegenteil, Chor. Aber wie es aussieht, werde ich mich jetzt schleunigst ans Küssen machen müssen … Mein Lieber, sieh nicht hin, ja?« Selbst in dieser Situation war sie noch ganz sie selbst.
    »Sie wollen doch nicht etwa …« Chor stockte

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