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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Zielscheiben abgaben. Ein Zeichen des Vertrauens, des Friedens – aber wie oft hatte sich ein solches Zeichen schon als Falle, als Betäubung für die Wachsamkeit, als gemeines Kalkül entpuppt …
    Trotzdem, es war ein Zeichen des Friedens.
    »Wir haben viel zu bereden«, begann der groß gewachsene Mann, der in einen Umhang gehüllt war – der Anführer derer, die zuerst gekommen waren.
    »In der Stunde des Grauen Hundes?« Eine Stimme voller Ironie erklang aus der Dunkelheit, wo die stämmigen Gestalten jener, die später eingetroffen waren, kaum auszumachen waren. Jeder wusste, dass man alles, was in dieser Stunde gesprochen wurde, nicht allzu ernst nehmen durfte.
    »In der darauffolgenden Stunde gibt es für uns keine Wahrheit«, antwortete der Anführer gelassen. »Die Stunde des Erwachenden Wassers ist nicht unsere Stunde. Und erst recht nicht die eure. Daher dürfen wir keine Zeit verschwenden.«

    »Wir hören dich an, Ritor«, willigte die unsichtbare Gestalt ein, scheinbar bereit, auf weiteres Wortgeplänkel zu verzichten. »Der Weg war weit. Wir sind doch nicht vergebens gekommen?«
    Ritor ließ die Frage unbeantwortet. Er konnte sein Gegenüber nicht erkennen, und das beunruhigte ihn. Er wandte sich um und warf einen Blick auf seine Gefährten.
    Vier an der Zahl, wie man es vereinbart hatte.
    Die Brüder Klatt, die schwache Magier, aber ausgezeichnete Krieger waren. Auf ihnen lastete das ganze Gewicht ihrer Sicherheit zu dieser Stunde, wenn die Magie der Luft geschwächt war.
    Auch Schatti war dabei, der noch junge, aber schon erfahrene Zauberer. Selbst zur Stunde des Grauen Hundes, der jede Magie verhasst ist, ging von ihm ein kaum spürbarer Hauch von Kraft aus.
    Zu Ritors Rechten stand Taniel, sein Neffe. Der Junge hatte sich mit seinen gerade mal sechzehn Jahren bereits den Beinamen »Liebling des Windes« verdient. Für den Clan der Luft war er die Hoffnung der Zukunft.
    Eine dunkle, unklare und gänzlich unbegründete Vorahnung überkam Ritor – obwohl es doch zu dieser Stunde, wenn alle Magie der Welt schläft, keine wirklichen Vorahnungen gibt. Er hätte den Jungen niemals mitnehmen dürfen! Auch wenn den Regeln nach einer, der noch kein Mann ist, bei den Gesprächen dabei sein sollte, um das Gesagte mit der ganzen Hitze der Jugend aufzunehmen – ganz gleich.
    Er hätte ihn nicht mitnehmen sollen!
    »Was willst du uns sagen, Ritor?«, beharrte der Anführer der anderen Gruppe.
    Seltsam, als ob er nichts gegen Verzögerungen einzuwenden hätte …

    Ritor kam mit einem Ruck zu sich.
    Seine Vorahnung war unsinnig. Der Clan des Feuers war nicht ihr Feind. Und nun, an der Schwelle der Nacht, waren jene so schwach wie sie selbst – das würde alle von Verrat abhalten.
    »Es naht Krieg«, sagte Ritor. Während er sprach, hatte er das Gefühl, sich in einen kalten Luftstrom zu werfen, einen Strom, der über Gebirgsgletschern entstanden war. Der Clan des Feuers war nicht der erste Clan, mit dem er das Gespräch suchte. Aber kaum jemand hatte seinen Worten bislang Glauben geschenkt.
    Die Gestalten an der gegenüberliegenden Wand schwiegen. Die langen Umhänge waren in unheilvoller Bewegungslosigkeit erstarrt.
    »Es naht Krieg«, wiederholte Ritor. »Und die Clans sind wie immer zerstritten.«
    »Das wissen wir«, erklang im Flüsterton die Antwort. »Aber wir wissen auch, dass es niemals Eintracht, wahre Eintracht unter ihnen gab.«
    »Nach dem letzten Krieg …«, begann Ritor.
    »Diese Zeiten sind längst vorüber«, sagte der andere mit Härte. Ritor konnte sein Gesicht noch immer nicht sehen. Weder mit der Sehkraft seiner Augen noch mit jenem magischen Blick, der in dieser Stunde kraftlos war. »Nach dem Krieg vielleicht, ja. Aber dann … Es wäre dumm, zu glauben, Ritor, dass sich die Clans ohne gemeinsamen Feind nicht gegenseitig bekämpfen würden. Seltsam, so etwas von dir zu hören, der du doch so weise bist.«
    Ritor seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, um zu verhindern, dass der Ärger sich entfalten konnte. Der Clan des Feuers war berühmt für seine Starrköpfigkeit. Was hatte er, Ritor, denn erwartet?

    »Also gut«, sagte er. »Lassen wir die Eintracht. Lassen wir das vorerst. Ich will nur sagen, dass die Angeborenen nichts vergessen und nichts verziehen haben.«
    »Kannst du deine Worte beweisen? Warum hast du dann auf ein geheimes Treffen beharrt? Warum hast du nicht die Große Versammlung angerufen?«
    Ritor spürte einen kalten Hauch der Angst auf seiner Stirn. Der

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