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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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jene dreisten Gestalten und das gierige Verlangen, zu strafen und zu züchtigen. Nur hatten diese Empfindungen keinerlei Verbindung zu seinem Schwert …
    Die Stille, jene letzten Sekunden vor dem Kampf, wurde von einem langen, durchdringenden Pfeifen zerrissen. Der Zug näherte sich!
    Aber sie mussten noch warten, bis er in den Bahnhof einfuhr …
    Die Tür öffnete sich.

    Der Grenzer schwang den Morgenstern und ließ ihn auf die Gestalt im Durchgang niedersausen. Ach, ein großartiger Hieb! Gekonnt ausgeführt und aus vollem Herzen. Der Feind hatte nicht die geringste Chance, weder Harnisch noch Wendigkeit oder geschickte Verteidigung konnten ihn retten!
    Nur, dass sich da in Wirklichkeit niemand vor einem Hieb retten musste – der hereinstürmende Schatten zerstob in Myriaden von Tropfen, als bestünde er ganz und gar aus Wasser. Und tatsächlich bestand er nur aus Wasser, er war eine Marionette, ein Gebilde aus schmutzigem Nass, mit menschlichen Formen und Bewegungen …
    Über die gewaltige Wasserlache schlitternd, brachte sich der Grenzer in Sicherheit. Aber seinem Sohn gelang das trotz seiner Stärke und Wendigkeit nicht. Er stürzte zu Boden, wo er ausgestreckt lag …
    Drei in dunkelblaue, eng anliegende Kamisole gekleidete Gestalten stürmten hinter der Marionette herein und verpassten ihre Gelegenheit nicht. Zwei Schwerter fuhren durch die Luft, die jämmerlich und unzufrieden unter dem Stahl aufkreischte. Der Schrei des Jünglings war bei weitem leiser.
    Viktor eilte ihm zu Hilfe.
    Wie glücklos! Wie schlecht! Sie waren ja ohnehin in der Minderzahl …
    Der Junge, der am Fenster hockte, richtete sich plötzlich auf. Sein Arm glitt durch die Luft, und sein Messer flog wie ein leuchtender Blitz durch den Saal. Die Feinde waren im Begriff, sich umzudrehen, als ob sie die Gefahr erahnt hätten. Aber es war bereits zu spät.
    Bis zum Griff drang der Dolch in die Brust eines der Mörder. Mit blitzartiger Geschwindigkeit schickte der Junge
noch zwei weitere Messer hinterher. Seltsamerweise waren beide auf dasselbe Opfer gerichtet. Vielleicht glaubte er, dass die zwei unversehrten Feinde die Flucht ergreifen würden.
    Der Mörder, in dessen Brust drei Klingen steckten, stand noch einen Augenblick, schwankte, ließ das Schwert fallen, hob die Hand, fasste den Griff eines der Dolche und zog daran. Viktor erfasste ein Grauen. Mit einem Mal stellte er sich vor, wie der Feind einfach alle drei Messer wieder herauszog und lachte, unverwundbar und fürchterlich, wie er war …
    Aber auf dem blauen Stoff zeichnete sich bereits ein braunroter Fleck ab. Den Blick fest auf Viktor geheftet, brach der Widersacher zusammen.
    Die zwei anderen agierten so synchron, als wäre der eine das Spiegelbild des anderen. Sie warfen den linken Arm in die Höhe, den ohne Schwert, schwangen ihn … Aus ihren Handflächen schossen hellblaue Strahlen durch die Luft wie Fäden. Eigentlich nur Wasserstrahlen, jedoch von wundersamer Härte und Wendigkeit. Mit tödlicher Schnelligkeit jagten die Wasserpeitschen auf den Jungen zu und zertrümmerten auf dem Weg dorthin noch eine schwere hölzerne Bank. Mit einem Schauder begriff Viktor, was als Nächstes geschehen würde …
    Die hellblauen Peitschen zerstoben. Sie lösten sich in einem glitzernden Schwall von Tropfen auf, der über dem Jungen niederging. Dieser lachte laut auf, während seine Finger einen kleinen Stein an einer Kette hielten.
    Auch ein Talisman?
    Wirkte er tatsächlich?
    Der Augenblick der Verwirrung auf Seiten der Gegner dauerte nicht lange, aber dem Grenzer genügte er. Sein Morgenstern
krachte auf den Kopf des ihm am nächsten stehenden Kämpfers nieder, die Schädelknochen knackten. Ein grauenhaftes Schauspiel bot sich, als ob ein Mensch unter eine Straßenwalze geraten wäre.
    Der Letzte der Troika sprang weg, wirbelte in einer wilden Kaskade von Stellungen herum, mit bewundernswerter Geschmeidigkeit – buchstäblich so, als ob seine Glieder von einer Pose in die nächste flössen. Er versuchte jetzt nicht mehr, Magie anzuwenden – vielleicht weil er nicht die Zeit dazu hatte, vielleicht aber auch, weil ihm der Glaube an ihre Wirksamkeit abhandengekommen war. Sein langes Schwert schnitt Muster in die Luft und sorgte dafür, dass der Räuber nicht in seine Nähe gelangte.
    Und da schob Viktor den Grenzer mit der Schulter zur Seite und trat dem Feind entgegen.
    An dem war nichts Außergewöhnliches. Er war ein starker, muskulöser Mann, gekleidet in einem elastischen

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