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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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unerwartet. »Verzeiht meine Dummheit. Natürlich! Herrscher, gestattet, dass ich es meinen Söhnen sage …«
    »Geh.«
    Viktor beobachtete, wie der Räuber Kriegsrat mit seinen Söhnen abhielt, wobei er streng mit den älteren Jungen
sprach, den Jüngeren indes eher Mut zuzusprechen schien. Gleichzeitig horchte Viktor in sich hinein nach seinen eigenen Empfindungen.
    War dies nicht der Moment, in dem er Furcht verspüren sollte?
    Vielleicht dauerte das Gefühl aus dem Traum vergangene Nacht noch an? Der Glaube in die Unzerstörbarkeit des eigenen Leibes und die Schwäche jener, die es wagten, sich ihm in den Weg zu stellen.
    Aber das wäre ein folgenschwerer Irrtum. Nur im Traum sind wir unverletzlich.
    Viktor zog die geschenkte Jacke über wie zum Zeichen, dass er bereit war, Hilfe anzunehmen. Er trat noch einmal zum Fahrkartenschalter. Die Frau sah ihn mit einem Blick an, als wollte sie ihm bedeuten, dass sie alle Erfordernisse ihres Arbeitsplatzes längst erfüllt hatte und bereits Überstunden machte.
    »Was gibt’s noch?«
    »Haben Sie einen Sicherheitsdienst?«
    »Wie?«
    Nein, es lohnte sich nicht, den Vergleich der Welten überzustrapazieren. »Wer bewacht den Bahnhof?«
    »Und wer bitte hat vor, sich mit den Herren der Route anzulegen?«
    »Zum Beispiel ein Strafkommando vom Clan des Wassers?«
    In die Augen der Frau trat Furcht. »Aber was sollten die denn hier suchen?«, fragte sie unsicher.
    »Zum Beispiel mich.«
    »Das ist sehr unschön von Ihnen!« Im Gesicht der Frau zeigten sich rote Flecken. »Eine Fahrkarte zu kaufen, wenn Sie verfolgt werden!«

    »Ich wusste nicht, dass ich verfolgt werde!«
    Die Frau besann sich. »Wollen Sie Ihr Billett nicht zurückgeben? Ich nehme es günstig zurück … fast ganz ohne Abzug …«
    »Rechnen Sie nicht damit.«
    Nach kurzem Nachdenken holte die Frau ein Schild mit der Aufschrift »Pause« hervor und stellte es ins Fenster.
    »Wollen Sie denn nichts unternehmen?«, fragte Viktor über die Absperrung hinweg.
    »Doch, will ich schon. Der Aufenthalt des Zuges wird auf fünf Minuten verkürzt.«
    »Na vielen Dank«, knurrte Viktor im Weggehen. Nach seiner Armbanduhr zu urteilen, blieben noch zehn Minuten bis zur Ankunft des Zuges.
    Der Grenzer hatte inzwischen seine Söhne im Saal aufgestellt. Zwei ältere standen an der Tür, die zu den Bahnsteigen führte. Der Jüngste nahm seinen Platz an einem der Fenster ein. Der Grenzer kam zusammen mit dem etwa Achtzehnjährigen zu Viktor herüber.
    Die schlafenden Landstreicher waren von den Bänken verschwunden. Sie hatten den Eindruck gemacht, als ob sie nichts hörten und nichts sahen. Aber nein! Sie hatten alles mitbekommen, sich ihren Reim darauf gemacht und ihre schlafenden Kollegen geweckt. Im Rausgehen warfen sie noch alarmierte Blicke auf die Zurückgebliebenen.
    Irgendwo in der Tiefe des Bahnhofs schlug eine Tür zu. Das Personal machte sich aus dem Staub. Einen Lidschlag später ging das Licht aus.
    »Vernünftig«, sagte der Grenzer. »Elektrischen Zauber gegen das Wasser anzuwenden würde eine Katastrophe bedeuten. Alles verbrennt …«

    »Warum dienst du mir?«, fragte Viktor. In seinem Inneren wurde eine straffe Feder auseinandergezogen, wie bei einer gespannten Armbrust. Etwas kam näher … und es war an der Zeit, nicht nur den Feind zu kennen, sondern auch dem Freund zu vertrauen.
    »Ich habe dir immer gedient, Herrscher!« Der Grenzer blickte ihm verwirrt, ja sogar gekränkt ins Gesicht. »Glaube mir, Herrscher!«
    Viktor traf seine Wahl.
    »Gut, also Folgendes – das Wichtigste ist, zu entkommen. Wenn der Zug einfährt, laufen wir sofort zum Wagen …«
    »Natürlich.«
    Es tat gut, sich des gesunden Menschenverstands des Räubers zu versichern. Plötzlich zerriss ein lauter Schrei des Jüngsten die klamme Stille im Saal. »Sie kommen! Sie kommen!«
    Viktor und der Räuber stürzten zu einem der Fenster, die für den Fall eines Feuers halb geöffnet waren.
    Auf dem völlig verlassenen Bahnhofsvorplatz zerrte der Wind an zurückgelassenen Kleidungsstücken auf den Verkaufsständen, vergessene Flaschen und Krüge standen verwaist herum. Es war niemand zu sehen. Aber der Junge hatte sich nicht getäuscht – etwas kam näher. Rückte heran, eilte den Kämpfern voraus. Etwas Körperloses, Dumpfes, Elementares. Etwas.
    Der Berg aus Abfall im leeren Brunnenbecken begann zu beben. Quoll über die Brüstung. Aus dem Becken schoss ein dichter, triumphierender Strahl Wasser. Wie ein Schirm spritzten die

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