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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nicht umsonst ein teurer Zug.
    Mit dem Schwert unterm Arm und schweißüberströmt trat Viktor in den Windfang hinaus. Vom Clan des Wassers war weit und breit nichts zu sehen.
    Die zwei Züge standen nebeneinander; auf dem Bahnsteig dazwischen brodelte eine dichte Menschenmenge, Reisende und kleine Händler; eine Alte pries mit lauter Stimme ihre unvergleichlichen Zaubertränke mit zeitlich begrenzter Wirkung an, und zwar solche, die fürs Verlieben, und solche, die fürs Entlieben sorgten; und das wiederum jeweils »nur für einen halben Tag, also gerade richtig für eine Reise, sicher nicht für immer«. Viktor beobachtete mit Erstaunen,
dass Männer hauptsächlich den Trank zum Entlieben wählten, während Frauen, und zwar ganz besonders diejenigen, die eher gediegen gekleidet und im Balzac’schen Alter zwischen dreißig und vierzig waren, zum klassischen Liebestrank griffen.
    Während er auf dem obersten Trittbrett stand, blickte er sich immer wieder um. Er hatte Angst, die Abteiltür der Magier unbeobachtet zu lassen. Sein ungeschützter Rücken schrie geradezu vor Furcht; gleichzeitig waren seine Aussichten, Tel rein zufällig in der Menge zu entdecken, genaugenommen gleich null.
    »Entschuldigen Sie schon, guter Mann …«, ertönte aus einer Nische in der Wand die Stimme des Gnoms. In seiner haarigen Pfote hielt er einen gewaltigen Teekessel. Er schob Viktor zur Seite und kletterte die Treppe hinunter, ehe er sich mit wichtiger Miene zwischen den Leuten durchdrängelte und in seinem merkwürdigen Gang auf das Bahnhofsgebäude zutrottete.
    Der ideale Augenblick für die Magier, mich anzugreifen, dachte Viktor. Er packte sein Schwert fester, stand aber weiter nur unschlüssig da, den Blick auf den Bahnsteig gerichtet. Tel in dieser Menschenmenge zu finden konnte eine Ewigkeit dauern.
    Über dem Waggon hingen nackte schwarze Zweige. Eine riesige, weit verzweigte Eiche hielt sich hartnäckig neben den Gleisen, ungeachtet aller ökologischer Dürftigkeit ihres Standorts.
    Viktor hatte keine Ahnung, was ihn veranlasste, den Blick zu heben. Und zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor etwas leicht auf dem Zugdach aufschlug – nicht stärker als ein Stück Rinde oder ein kleiner Ast. Er erstarrte und zog sich instinktiv in die Tiefe des Windfangs zurück,
die Spitze seines Schwerts nach oben gerichtet. Falls sie das Dach aufbrechen wollten, würde er es noch rechtzeitig …
    Leise quietschend glitt das metallene Zugdach zur Seite, und in dem Loch erschienen ein Paar Stiefelchen, gefolgt von einer weiten, tief heruntergezogenen dunkelblauen Pumphose, wie sie ein Saporoscher Kosak 13 auf der Bühne trägt, dann ein weißes Hemd und schließlich kurze rote Haare. Der goldene Lack auf den Fingernägeln glänzte.
    Einen Atemzug später landete Tel weich auf dem Boden. In der Hand hielt sie einen dicht geschlossenen Korb.
    »Mach das Dach zu«, flüsterte sie kaum hörbar und gerade so, als hätte sie Viktor vor wenigen Minuten zuletzt gesehen. »Gleich kommt der Gnom … wir sollten den Alten nicht in Schwierigkeiten bringen …«
    In Gedanken klappte Viktor seinen vor Verwunderung offen stehenden Mund zu, der auch nur in Gedanken offen stand, und tat, wie Tel ihn geheißen hatte. Die metallene Abdeckung ließ sich erstaunlich leicht und geräuschlos wieder zuschieben, ganz so, als liefe sie auf gut geölten Schienen. Als Viktor das Abteil betrat, war Tel schon dort. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Plüschsofa und breitete auf dem Tischchen einen derart appetitlich anmutenden Imbiss aus, dass Viktor augenblicklich einen Stich im Herzen verspürte. Und sein tiefer, aber einem echten Mann unwürdiger Wunsch, dieser kleinen Kröte gehörig den Hintern zu versohlen, löste sich in Luft auf.
    »In Rjansk müssen wir aussteigen«, sagte sie fast im Flüsterton, während sie ihre schneeweißen Zähne in das weiche Fruchtfleisch einer grünlichen Frucht grub. »Auf den Donnerpfeil haben jetzt zu viele Leute ein Auge geworfen.«

    »Aha … äh …« Mehr fiel Viktor dazu nicht ein.
    Tel tat sehr geschäftig und hielt ihm in ihrer pathetisch ausgestreckten Hand, wie in einer rhetorischen Geste, ein ordentliches Butterbrot mit einer dicken Scheibe Schinken und Salatblättern hin.
    »Es musste sein«, sagte sie. »Ärgere dich nicht, Viktor. Nun ja, du kannst … du kannst mich natürlich verhauen, wenn du willst. Mir den Pelz gerben. Soll ich die Hosen runterlassen?«
    Viktor verschluckte sich an seinem

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