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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Panzer bedeckter Körper gleich einem ungestümen Bergmassiv, das durch die Wolken stößt. »Du bist gekommen, Drachentöter«, ertönt eine donnernde Stimme hinter den Wolken. »Nun gut, dann werden wir kämpfen. Die Stunde ist gekommen, und ich werde nicht vor dem Schicksal davonlaufen.
Soll es entscheiden, wer von uns beiden leben wird, und wer nicht …«
    Zwei abgekämpfte Menschen, ein Mann und eine Frau, ein schwarzes Schwert in der Hand des Mannes, der einen Helm trägt. Unüberwindbare Härte im Blick der Frau, die bereit ist, zu sterben, und sich nicht ergeben wird. Sie laufen nicht davon. Sie werden mit dir kämpfen, Drachentöter-Viktor. Bis zum Ende kämpfen, denn das schlichte Wort »Ehre« bedeutet für sie mehr als nur vier Buchstaben. Du, Viktor – oder nicht Viktor? – konntest das nie ganz begreifen. Schließlich kann man alles überstehen, wenn man kein verweichlichtes höheres Töchterchen ist. Man kann sich nach jeder Demütigung wieder erheben. Man kann alles für einen Sieg tun. Du hast schon viel getan. Aber jene nicht. Sie können nicht fortlaufen, sie können dem Feind nicht den Rücken zuwenden. Sie sind schon bis zur äußersten Grenze zurückgewichen, bis zum Rand der Welt, weiter können sie sich nicht zurückziehen. Jetzt bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zu sterben.
    Der Mann hebt das schwarze Schwert und bringt sich in Position. Hinter dem Drachentöter sammelt ein ungestümer, feuerflammender Wind seine Kräfte, ein Wind, der bereit ist, jedes Hindernis und jeden Schutzwall zu zermalmen. Wie viel Blut und Tränen müssen vergossen werden, damit ein Wind so grenzenlos mächtig werden kann? Damit der Drachentöter die Gewalt über diese Kräfte erlangt, Kräfte, die in der Lage sind, die steinernen Festungen der Machthaber zu vernichten und ihr ganzes verfolgtes Geschlecht auszulöschen?
    Die Beine schreiten weich auf der feuchten Erde. Über der rechten Hand reift ungestüm ein Feuerapfel heran. Alle
vier Elemente sind dir jetzt hörig, Drachentöter – vergib deine Chance nicht! Diese zwei, die da vor dir stehen, sind die letzten eines einst mächtigen Geschlechts. Vollende, was du begonnen hast, damit die Mittelwelt für immer ihre Freiheit erhält.
    Um einen kleinen Preis.
    Diese beiden erhalten, was sie verdienen. Das Gericht trat schon vor langer Zeit zusammen. Und hat das Urteil verkündet. Zu Recht wurden sie schuldig gesprochen, und das Urteil wird dadurch bekräftigt, dass es dem Drachentöter in seinem heftigen Streben auf diesen letzten Kampf hin vergönnt war, alle Prüfungen zu bestehen und alle Gegner zu überwinden.
    »Lass uns beginnen«, sagt der Drachentöter, und Viktors ganzer Körper wird von einem Schauder süßer Vorahnung erfasst. Tief in ihm, tief im Verborgenen rührt sich sein ureigenstes Wesen. Ist es am Ende wirklich sein Schicksal, Drachen in Märchenwelten zu töten?
    »Lass uns beginnen«, stimmt der Drache mit dem geschlossenen Helm zu.
    »Lass uns beginnen«, nickt auch seine Gefährtin.
    Und – wie merkwürdig! – er, Viktor, der sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer dieses längst vergangenen Duells ist, verspürt Gewissensbisse. Die beiden Drachen wären mit ihm fertig geworden, als er noch jünger und schwächer war. Aber jetzt nicht mehr. Dies ist kein Kampf – sondern eine Hinrichtung. Die Vollstreckung eines Urteils. Und er, der Drachentöter, ist nicht mehr ein Soldat, sondern der Henker. Was denn, dafür hat er seinen Namen, Drachentöter, weil er seine Opfer tötet. Er hat nicht das Recht, sich dem Mitleid zu überlassen. Die Mittelwelt muss die Freiheit erhalten. Die schrecklichen, verfluchten Burgen auf den hohen,
unfruchtbaren Dünen entlang des Warmen Ufers sollen niemals wieder zum Leben erwachen.
    »Lass uns beginnen«, wiederholt der Drachentöter. In seiner Hand hält er die zu einem Knäuel verdichtete Kraft des Feuers. An seinen Schultern spürt er die aufgespannten Flügel des Windes. Unter seinen Füßen den wartenden Schlund der Erde.
    Und diesen Mächten tritt ein schwarzes Schwert gegenüber. Ein einfaches Schwert mit einer Klinge aus brüniertem Stahl. Und ein geschlossener Helm. Die Frau zückt ein langes, bildschönes Florett. In die linke Hand nimmt sie einen Dolch. Sie steht neben ihrem Mann.
    Zwei gegen einen – aber sie wissen, wie ungleich die Kräfte jetzt verteilt sind.
    Die Drachen warten ruhig ab. Sie haben schon alles erlebt. Niederlage, Verwüstung, Flucht. Sie haben gesehen, wie ihre Verwandten im

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