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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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geschaffen, Drachen zu töten. Meint ihr, da hat er einen Panzer, der gegen ihr Feuer empfindlich ist? Nein, glaubt mir«, er schüttelte den Kopf. »Ich habe diesen Panzer dreimal hundert Jahre poliert. Es gibt einfach nichts, was ihn durchdringen kann.«
    »Aber es muss einen Weg geben«, sagte Lung. Unruhig ging er zwischen den versteinerten Drachen auf und ab. Ben hielt die Schuppe immer noch in der Hand und drehte sie hin und her.
    »Tu das blöde Ding weg«, knurrte Schwefelfell und spuckte drauf. »Ich wette, es bringt Unglück.«
    »Igitt, Schwefelfell! Lass das.« Ben wischte mit dem Ärmel über die Schuppe, aber die Koboldspucke ließ sich nicht so einfach wegwischen. Wie ein feiner Film haftete sie auf dem Metall.
    »Wartet!« Mit einem Satz stand Lung hinter Ben. Er blickte auf die Schuppe.
    »Sie ist ganz trüb«, stellte Fliegenbein fest. »Das würde Nesselbrand gar nicht gefallen. Ihr solltet sehen, wie er sich im Wasser spiegelt, wenn seine Schuppen poliert sind. Besonders wenn er auf die Jagd geht. Oje, was musste ich ihn vor solchen Anlässen putzen! Bis mir die Finger bluteten!«
    »Koboldspucke und Drachenfeuer«, murmelte Lung. Er hob den Kopf. »Schwefelfell, erinnerst du dich an die Raben?« Schwefelfell nickte verwirrt.
    »Koboldspucke und Drachenfeuer, das hat sie verwandelt, nicht wahr?«
    »Ja, aber ...«
    Lung schob sich zwischen Ben und den Kobold. »Leg die Schuppe auf den Boden«, sagte er. »Ihr anderen geht zur Seite. Vor allem du, Fliegenbein.«
    Der Homunkulus kletterte hastig von Bens Knie und versteckte sich hinter Majas Schwanz.
    »Was hast du vor?«, fragte Maja erstaunt.
    Aber Lung antwortete nicht. Er blickte wie gebannt auf Nesselbrands Schuppe. Dann öffnete er das Maul und blies sein Feuer darüber. Ganz sacht. Züngelnd strich die blaue Flamme über das Metall.
    Es zerschmolz.
    Nesselbrands Schuppe zerschmolz wie Butter im Sonnenlicht. Sie zerlief, wurde zu einer Pfütze aus Gold auf dem grauen Felsboden der Höhle.
    Lung hob den Kopf und sah sich triumphierend um. Die anderen kamen sprachlos näher. Fliegenbein kniete sich neben die Lache und tippte vorsichtig den Finger hinein. Lola trat neben ihn und zog ihren Schwanz durch das flüssige Gold. »Nun guckt euch das an«, sie kicherte. »Ab heute heiße ich Goldschwanz.«
    Ben legte seine Hand auf Lungs Flanke. »Das ist es!«, stammelte er. »Du hast es gefunden, Lung. So können wir ihn zerstören.«
    »Ach ja?«, sagte Schwefelfell spöttisch. »Und wie wollen wir die Koboldspucke auf Nesselbrands Panzer kriegen?« Die anderen schwiegen.
    Da stand Fliegenbein auf. »Nichts einfacher als das«, sagte er und wischte sich den goldenen Finger an der Jacke ab.
    Alle guckten ihn an.
    »Schwefelfell«, sagte Fliegenbein. »Bring mir doch bitte das Gepäck unseres Gefangenen.«
    »Sonst noch einen Wunsch?«, brummte Schwefelfell. Aber sie holte Kiesbarts Rucksack und warf ihn Fliegenbein vor die Füße.
    »Untertänigsten Dank«, sagte der Homunkulus, öffnete den Sack und griff hinein. Er förderte einen Steinhammer zu Tage, Streichhölzer, Kerzen, einen Bartkamm, eine Hutbürste, zwei Lappen - und eine Flasche aus grünem Glas. »Na, bitte«, sagte Fliegenbein und hielt die Flasche hoch. »Noch mehr als halb voll.«
    »Was ist das?«, fragte Ben.
    »Das Poliermittel für den Panzer meines alten Meisters«, erklärte Fliegenbein. »Er lässt es sich eigens von einem alten Steinzwerg zusammenmischen. Ein paar Tropfen davon in einen Eimer Wasser und seine Schuppen glänzen so, dass er sich darin spiegeln kann.« Fliegenbein öffnete die Flasche und kippte sie auf dem Felsboden aus.
    »So«, sagte er und hielt Schwefelfell die leere Flasche hin. »Spuck. Du kannst dich ja mit Burr-burr-tschan abwechseln. Etwas mehr als halb voll, so viel müsst ihr schaffen.«
    Burr-burr-tschan nahm dem Homunkulus die Flasche aus der Hand. »So ein kleines Fläschchen, das haben wir mit zweimal Lippen spitzen voll, was, Schwefelfell?«
    Kichernd setzten sich die beiden auf den Rücken eines versteinerten Drachen und machten sich an die Arbeit.
    »Wird der Zwerg es nicht merken?«, fragte Lung den Homunkulus besorgt.
    »Sicher.« Fliegenbein packte Kiesbarts Sachen sorgfältig wieder in den Rucksack. »Er wird es schon bei der ersten Schuppe merken. Also wird er mehr und mehr von der Koboldspucke ins Wischwasser geben um die Schuppen blank zu bekommen. Uns kann das ja nur recht sein, oder?«
    Lung nickte nachdenklich.
    »Hoffentlich wirkt es

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