Drachenreiter
noch, wenn so viel Wasser dazukommt«, sagte Maja.
Ben zuckte die Achseln. »Wir müssen's versuchen.«
»Ja«, sagte Lung. »Sobald die Kobolde fertig sind, sollten wir den Zwerg laufen lassen. Damit er schnell zurück zu seinem Meister kommt.«
»Nein, nein, nicht laufen lassen«, Fliegenbein schüttelte entschieden den Kopf. »Da würde er ja sofort Verdacht schöpfen. Nein, wir lassen ihn entkommen.«
»Was?«, fragte Schwefelfell entgeistert.
Burr-burr-tschan und sie hatten ihre Arbeit getan.
»Eine Portion Koboldspucke, bitte sehr!«, sagte der Dubidai und drückte Fliegenbein die Flasche in die dünnen Finger. Vorsichtig schob der Homunkulus sie an ihren Platz zurück.
»Ja, entkommen«, erläuterte er und klappte den Rucksack zu.
»Und den Eingang zu dieser Höhle werden wir ihm auch zeigen.«
»Jetzt ist der Winzling übergeschnappt!«, stöhnte Schwefelfell. »Das hab ich kommen sehen. War nur eine Frage der Zeit.«
»Lass ihn ausreden, Schwefelfell«, sagte Lung.
»Wir müssen ihn hier herauflocken!«, rief Fliegenbein. »Oder willst du, dass er durchs Wasser verschwindet, wenn er merkt, dass sein Panzer schmilzt? Er wird die Raben nicht mit hierher bringen, weil sie dem Drachenfeuer viel zu nahe kämen. Ist er einmal in der Höhle, dann kann er nur noch durch den Tunnel entkommen. Und den können wir ihm versperren.«
»Ja, ja, du hast Recht!«, brummte Schwefelfell.
»Es geht trotzdem nicht«, sagte Maja. »Ihr habt den Mond vergessen. Wir können in der Höhle nicht fliegen.«
»Draußen könnt ihr auch nicht fliegen!«, antwortete Fliegenbein. »Wir haben euch doch von den Raben erzählt. Sie verdunkeln den Mond, wie damals am Meer, und ihr werdet Nesselbrand hilflos ins Maul flattern!«
»Fliegenbein hat Recht«, sagte Lung zu Maja. »Wir müssen ihn hierher locken. Und wir werden fliegen. Ich habe noch etwas Mondtau. Für uns beide wird es reichen.«
Die Drachin sah ihn zweifelnd an. Aber schließlich nickte sie. »Gut, wir locken ihn her. Aber er wird hier alles zerstören, nicht wahr?« Sie blickte sich um.
»Ach was, dazu lasst ihr es nicht kommen!«, rief Lola. »Und jetzt soll der Hummelkuss weiterreden. Ich will endlich erfahren, was er mit dem Zwerg vorhat.«
Fliegenbein sah sich mit wichtiger Miene um. »Sobald der Mond aufgeht, wird unser Gefangener entkommen«, sagte er. »Mit all den Informationen, nach denen Nesselbrand lechzt, und mit dem Fläschchen Koboldspucke. Er wird seinem Meister berichten, wo der Eingang der Höhle ist und wie man hineinkommt. Er wird Nesselbrand mit Koboldspucke polieren und dann«, Fliegenbein lächelte, »führt er ihn in sein Verderben.«
»Wie willst du es anstellen, dass er das nicht durchschaut?«, fragte Ben.
»Oh, dafür lasst mich nur Sorge tragen, junger Herr«, antwortete Fliegenbein und betrachtete seinen Finger, der immer noch golden vom Metall der geschmolzenen Schuppe schimmerte. »Das wird meine Rache für dreihundert Jahre Traurigkeit und elf gefressene Brüder.«
DER BETROGENE SPION
Kiesbart hatte alles versucht um seine Fesseln zu lösen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen war er auf dem Höhlenboden herumgerutscht, hatte die gefesselten Hände an scharfen Steinzacken gerieben und versucht an das Messer in seiner Tasche zu kommen. Alles umsonst. Die Ratte hatte meisterliche Knoten geknüpft. Und so lag er nun Stunde um Stunde auf dem harten Felsboden wie ein Sack Kartoffeln, knirschte mit den Zähnen, während tausend wunderbare Steine aus der Dunkelheit auf ihn herabglitzerten, und träumte davon, dem verräterischen Homunkulus die Spinnenbeine auszureißen.
Als sich irgendwann Schritte näherten, dachte Kiesbart, die dicke Ratte oder einer dieser struppigen Kobolde käme zurück. Aber zu seinem großen Erstaunen tauchte Fliegenbein aus dem dunklen Gang auf, durch den er hierher geschleppt worden war. Fliegenbein, der Verräter, mit Kiesbarts Hut auf dem Kopf.
»Was willst du denn hier?«, fauchte Kiesbart und wand sich in seinen Fesseln wie ein Wurm. »Willst du mich aushorchen? Verschwinde! Geh zurück zu deinen Freunden. Aber gib mir meinen Hut zurück, du widerlicher, spinnenbeiniger Verräter.«
»Sei still!«, zischte Fliegenbein. Er kniete sich neben den Zwerg und zog zu Kiesbarts großem Schreck ein Messer aus der Tasche.
»Hilfe!«, brüllte der Zwerg. »Hilfe, Euer Goldheit, er will mich ermorden!«
»Unsinn!« Fliegenbein begann an Kiesbarts Fesseln herumzusäbeln. »Wenn du so weiterzappelst,
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